Für Sie gelesen
Sehr geehrte Ärzte,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Berlin - Beim Übergang vom
Kindergarten zur Grundschule benötigen immer mehr Kinder Unterstützung
durch Logopäden. Bereits nahezu jeder vierte 6-jährige Junge hat 2010
eine Logopädie erhalten, bei den Mädchen lag dieser Anteil bei 16,2
Prozent. Das geht aus dem aktuellen Heilmittelbericht hervor, den das
Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) veröffentlicht hat. Gut
130.000 AOK-versicherte Kinder im Alter zwischen fünf und neun Jahren
waren 2010 in einer sprachtherapeutischen Praxis, weil sie bei ihrer
Sprachentwicklung vorübergehend die Hilfe eines Sprachtherapeuten
benötigten. Das entspricht einer Steigerung von 20 Prozent bei den
Jungen und 30 Prozent bei den Mädchen im Vergleich zum Jahr 2006. Eine
ergotherapeutische Behandlung nahmen 14 Prozent der sechsjährigen Jungen
und 5,6 Prozent der gleichaltrigen Mädchen wahr. „Wir beobachten seit
Jahren, dass mehr Kinder für eine gesunde, altersgerechte Entwicklung
vorübergehend therapeutische Unterstützung brauchen" sagt der
stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. Der
„Heilmittelbericht 2011" wertet die Heilmittelverordnungen aller 70
Millionen Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen aus. Rund 31,2
Millionen Rezepte für Maßnahmen der Physiotherapie, Sprachtherapie,
Ergotherapie und Podologie wurden analysiert.
Laut „Heilmittelbericht 2011" haben die Ärzte im vergangenen Jahr fast
40 Millionen Leistungen der Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und
Podologie verordnet. Für die insgesamt 263 Millionen einzelnen
Heilmittelbehandlungen entstanden Kosten von 4,55 Milliarden Euro. „Rein
rechnerisch hat damit jeder der 70 Millionen Gesetzlich
Krankenversicherten 3,77 Behandlungen im Gegenwert von insgesamt 65,23
Euro erhalten" erläutert Helmut Schröder.
Die Spitzenplätze mit den häufigsten Verordnungen belegten Maßnahmen der
Physiotherapie wie Massagen oder Krankengymnastik. Diese machten mit 34
Millionen Verordnungen 86 Prozent des gesamten Verordnungsvolumens im
Heilmittelbereich aus. Physiotherapeutische Maßnahmen kommen im
Wesentlichen bei Frauen in höherem Alter zum Einsatz. Mehr als jede
vierte über 60-jährige Frau war 2010 in physiotherapeutischer
Behandlung, aber nur jeder fünfte Mann. Neben Wirbelsäulenerkrankungen
(41 Prozent der Behandlungsfälle) sind es vor allem Erkrankungen der
Extremitäten und des Beckens, die mit physiotherapeutischen Behandlungen
versorgt werden. Massagen sind dabei rückläufig zugunsten von Maßnahmen
wie Krankengymnastik und manueller Therapie.
Ergotherapeutische und sprachtherapeutische Behandlungen sind Therapien,
die Kinder und besonders Jungen beim Schulstart unterstützen. Auch im
Jahr 2010 erhielt jeder vierte bei der AOK versicherte sechsjährige
Junge eine Sprachtherapie und knapp 14 Prozent eine Ergotherapie.
Während bei den männlichen AOK-Versicherten insgesamt jedoch eine
vergleichsweise moderate Steigerung der ergotherapeutischen Leistungen
von 2,6 Prozent je 1.000 Versicherte zu beobachten ist, holen die
Mädchen hierbei auf: Die ergotherapeutischen Leistungen sind bei ihnen
um 6,6 Prozent gestiegen. Ein ähnlicher Effekt ist auch bei den
sprachtherapeutischen Behandlungen zu finden. „Möglicherweise zeigt sich
an dem Anstieg der Behandlungszahlen auch, dass immer mehr Jungen, aber
auch Mädchen unter schwierigen sozialen und gesundheitlichen
Bedingungen aufwachsen und für die Schulfähigkeit die Hilfe von Experten
benötigen", so Helmut Schröder.
Mehr als 120.000 Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre, die bei der AOK
versichert sind, kamen 2010 in die ergotherapeutische Praxis, davon 70
Prozent Jungen. Fast ein Drittel von ihnen litt unter motorischen
Entwicklungsstörungen, ein gutes Fünftel unter hyperkinetischen
Störungen („Zappelphilipp-Syndrom") und für gut 17 Prozent wurden vom
Arzt nicht näher bezeichnete Entwicklungsstörungen benannt. Kombinierte
Entwicklungsstörungen und mangelnde schulische Fertigkeiten führten die
Kinder ebenfalls in die ergotherapeutische Praxis. Bei Kindern mit
hyperkinetischen Störungen sind motorische Entwicklungsstörungen eine
häufige Begleiterkrankung. In Verbindung mit dem eher unaufmerksamen und
risikofreudigeren Verhalten dieser Kinder kommt es häufiger als bei
gesunden Gleichaltrigen zu Unfällen und Krankenhausaufenthalten. Die AOK
hilft diesen Kindern - derzeit insbesondere in den Modellregionen
Rheinland, Bremerhaven und Hamburg - mit einem speziellen
Versorgungsvertrag. Schröder: „Damit wird den betroffenen Familien der
Zugang zu einem Netz von Experten in der Versorgung erleichtert. Die
beteiligten Kinderärzte und Psychotherapeuten nehmen an Fortbildungen
und Qualitätszirkeln teil. Der Vertrag stellt sicher, dass die
Therapeuten Zeit für den besonderen Aufwand bei der Diagnose und für
ihre Lotsenfunktion bei der Behandlung haben."
Der jährliche Heilmittelbericht des WIdO analysiert die
Heilmittelverordnungen versicherten- und facharztbezogen und zeigt dabei
Entwicklungstrends der Versorgung auf. Für die 4,5 Millionen
AOK-Versicherten, die 2010 eine Heilmitteltherapie in Anspruch nahmen,
werden zusätzlich patientenbezogene Therapiekosten und Diagnosen
ausgewertet. Die Analysen sind Grundlage für Gespräche und Verhandlungen
mit Ärzten, Therapeuten und Krankenkassen über zielgenaue qualitativ
hochwertige und wirtschaftliche Heilmittelversorgung.
Hinweis für die Redaktionen:
Mehr Infos im Internet: http://wido.de
Kontakt
Andrea Waltersbacher
Tel.: 030/34646-2393
Fax.: 030/34646-2144
E-Mail: heilmittel@wido.bv.aok.de
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