• 09.10.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Rettung oder riskante Wette auf ein neues Apothekensystem?

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Rettung oder riskante Wette auf ein neues Apothekensystem?

 

Finanzielle Entlastung und das Modell der „Apotheke ohne Apotheker“ werfen Fragen auf, ob die Reform wirklich eine Rettung oder ein gefährliches Experiment für die Branche ist

Die Apothekenreform steht im Zentrum hitziger Diskussionen, während Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sie als "historische Chance" für die Apotheker preist. Die Reform soll lang ersehnte finanzielle Entlastung bringen, doch viele in der Branche befürchten, dass sie langfristig negative Konsequenzen haben könnte. Kritik kommt auch von Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach, die bemängelt, dass die Betroffenen nicht ausreichend in die Entscheidungsprozesse eingebunden wurden. Die digitale Teilnahme Lauterbachs am Deutschen Apothekertag sorgt für weiteren Unmut, da sich viele Apotheker mehr persönlichen Einsatz erhofft hatten. Parallel dazu verschärfen sich die Herausforderungen für Apotheken durch Lieferengpässe bei lebenswichtigen Medikamenten wie Kochsalzlösungen und rechtliche Unsicherheiten, etwa beim Umgang mit gefälschten Rezepten. Auch das Konzept der "Apotheke ohne Apotheker" stößt auf Widerstand, da es als Bedrohung einer Zwei-Klassen-Medizin gesehen wird. Die Branche steht an einem Scheideweg zwischen Rettung und riskanter Wette.

 

Apothekenreform: Rettung oder riskante Wette?

Die Apothekenreform (ApoRG) wird aktuell in der Branche heiß diskutiert. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bezeichnete die Reform als eine „historische Chance“ für Apotheker und argumentierte, dass sie den Apotheken endlich den lange ersehnten finanziellen Spielraum verschaffen werde. Doch viele Apotheker sind skeptisch. Immer mehr Stimmen aus der Branche fragen sich, ob sie bei der Unterstützung der Reform auf das falsche Pferd gesetzt haben. Ist die Reform tatsächlich das ersehnte Rettungsboot für Apotheken, oder könnte sie sich langfristig als Fehlentscheidung erweisen?

Ein wesentlicher Bestandteil der Apothekenreform ist die geplante Anhebung der Vergütung für Arzneimittelabgaben sowie die Erweiterung der pharmazeutischen Dienstleistungen. Auf den ersten Blick scheinen diese Maßnahmen ein positives Signal zu sein, das die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken stabilisieren könnte. Insbesondere ländliche Apotheken, die seit Jahren unter wirtschaftlichem Druck stehen, erhoffen sich durch die Reform finanzielle Erleichterung.

Allerdings gibt es entscheidende Kritikpunkte, die von den Apothekern nicht ignoriert werden sollten. Eine der größten Sorgen ist die zunehmende Konkurrenz durch den Versandhandel, die in der Reform nur unzureichend berücksichtigt wird. Während Online-Apotheken weiterhin von liberalen Regelungen profitieren, sehen sich stationäre Apotheken mit immer höheren Betriebskosten und strengeren Auflagen konfrontiert. Viele Apotheker argumentieren, dass die Reform in ihrer jetzigen Form lediglich eine kurzfristige Erleichterung bieten könnte, ohne die langfristigen Herausforderungen der Branche anzugehen. Die Frage, ob die Reform die Apotheken wirklich stärkt oder ob sie den Boden für den weiteren Aufstieg des Versandhandels bereitet, bleibt offen.

Apotheker müssen sich jetzt intensiv mit den Details der Reform auseinandersetzen. Eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Vergütungsmodellen und deren langfristigen Auswirkungen auf die eigene wirtschaftliche Lage ist unerlässlich. Dabei sollten sie nicht nur die kurzfristigen Vorteile, wie etwa die geplante Erhöhung der Honorare, im Blick behalten, sondern auch die potenziellen Risiken, die durch unzureichende Regulierungen im Online-Handel entstehen könnten. Strategische Anpassungen, wie etwa Investitionen in digitale Dienstleistungen oder eine verstärkte Fokussierung auf Beratung und Service vor Ort, könnten entscheidend sein, um den Wandel zu bewältigen.

Es ist verständlich, dass viele Apothekenbetreiber die ApoRG-Reform mit gemischten Gefühlen betrachten. Die Versprechen höherer Vergütungen und mehr pharmazeutischer Dienstleistungen wirken verlockend. Doch bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass die Reform eher ein kurzfristiges Pflaster für tiefere, strukturelle Probleme in der Branche ist. Der Druck, den der Versandhandel ausübt, bleibt bestehen und wird von der Reform kaum abgeschwächt. Vielmehr könnte der Wettbewerb zwischen Online- und stationären Apotheken weiter angeheizt werden.

Die Reform scheint den stationären Apotheken auf den ersten Blick zwar ein besseres finanzielles Fundament zu geben, doch langfristig könnte sich die fehlende Auseinandersetzung mit den digitalen Herausforderungen als fatal erweisen. Apotheker, die darauf hoffen, dass die Reform die nötige Stabilität schafft, könnten enttäuscht werden, wenn der Markt sich weiter in Richtung Online-Handel verschiebt und der Gesetzgeber dies nicht ausreichend in den Blick nimmt.

In dieser Situation sollten Apotheker die Reform nicht als Endpunkt betrachten, sondern als einen von vielen Schritten in einem zunehmend komplexen Marktumfeld. Anpassungsfähigkeit, digitale Innovation und ein klarer Fokus auf Serviceleistungen könnten entscheidende Faktoren sein, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Die Wette auf das stationäre Geschäft allein könnte sich als riskant erweisen – vor allem, wenn die Reform nicht die erhoffte Schutzwirkung bietet.

 

Die lange erwartete Apothekenreform: Karl Lauterbach kündigt neuen Vorschlag an

Beim diesjährigen Deutschen Apothekertag (DAT) in München hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach per Videozuschaltung eine bedeutende Ankündigung zur lange diskutierten Apothekenreform gemacht. Die Rede des Ministers umfasste zahlreiche aktuelle Themen des Gesundheitswesens, darunter die Krankenhausreform, die Nobelpreisverleihungen und die zunehmende Bürokratie im hausärztlichen Bereich. Doch besonders im Mittelpunkt seiner Ansprache stand die Apothekenreform, die er als „die Reform, die Sie sich immer gewünscht haben“ betitelte.

Gleich zu Beginn räumte Lauterbach ein, dass es Verzögerungen gegeben habe, die er auf den Beratungsbedarf und die Proteste der Apotheken zurückführte. Doch trotz dieser Verzögerungen sei er fest entschlossen, eine nachhaltige Lösung für die Apothekenbranche zu schaffen. Zunächst soll eine kurzfristige Regelung umgesetzt werden, die eine bessere Vergütung für Notdienste vorsieht sowie finanzielle Überbrückungsmaßnahmen für die nächsten zwei Jahre bereitstellt. Damit sollen die akuten finanziellen Probleme vieler Apotheken entschärft werden, die insbesondere durch die steigenden Betriebskosten und die hohen Anforderungen an den Notdienstbetrieb unter Druck stehen.

Langfristig soll jedoch eine grundlegend neue Struktur für die Vergütung von Apotheken etabliert werden. Lauterbach stellte in Aussicht, dass ab dem Jahr 2026 die Apotheken, ähnlich wie Ärztinnen und Ärzte, ihre Honorare direkt mit den Krankenkassen verhandeln könnten. Dieses System sei in anderen Heilberufen bereits erfolgreich umgesetzt worden und habe den Leistungserbringern mehr Flexibilität und Sicherheit in der Honorierung ermöglicht. Lauterbach hob hervor, dass dies auch für Apotheken eine wesentliche Verbesserung darstelle, da sie dadurch aus dem „verkrusteten“ Pauschalsystem befreit würden, das sie bislang daran hindere, auf Preisentwicklungen und Inflation angemessen zu reagieren.

Der von der ABDA geforderte Fixbetrag von 12 Euro pro Rezept wurde von Lauterbach als unrealistisch abgelehnt. Dennoch betonte er, dass Apotheken künftig nicht länger hinter der allgemeinen Preisentwicklung zurückbleiben dürften. Die bisherige Vergütungsstruktur habe es Apotheken schwer gemacht, sich wirtschaftlich zu entwickeln. Es sei unverständlich, warum die Apotheken ihre Honorare in der Vergangenheit praktisch eingefroren hätten, während andere Leistungserbringer längst flexiblere Modelle etabliert hätten.

Ein zentrales Thema der Rede war die Rolle der Telepharmazie. Lauterbach verteidigte seine Pläne für die Einführung digitaler Beratungsformen in Apotheken vehement. Er stellte klar, dass es sinnlos sei, die Digitalisierung aus den Apotheken fernzuhalten. Die Telepharmazie biete eine Möglichkeit, Beratungen auch digital anzubieten, ohne dass der Apotheker physisch anwesend sein müsse. Dabei werde jedoch die Qualität der apothekerlichen Leistung nicht beeinträchtigt. Er zog den Vergleich zur ärztlichen Beratung, die ebenfalls zunehmend digital stattfinde, ohne an Qualität zu verlieren.

Lauterbach betonte, dass der Versandhandel keine bevorzugte Alternative sei und dass er die Apotheke vor Ort als unverzichtbaren Bestandteil der Gesundheitsversorgung sehe. Trotzdem müssten die Apotheken sich den modernen Anforderungen stellen und die Digitalisierung als Chance begreifen. Es sei nicht möglich, alle Apotheken in ihrer traditionellen Form aufrechtzuerhalten, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo der Mangel an Personal zunehmend zu einem Problem werde. Stattdessen sei es sinnvoll, in solchen Regionen Telepharmazie zu nutzen, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Dies sei eine realistische Lösung, um Apotheken zu erhalten, auch wenn der Apotheker nur zeitweise vor Ort sei und ansonsten digital tätig werde.

In Bezug auf die Forderung nach einer reinen Honorarerhöhung zeigte sich Lauterbach ablehnend. Er argumentierte, dass eine einfache Erhöhung der Vergütung ohne eine strukturelle Reform keine langfristige Lösung bieten könne. Es sei in anderen Bereichen des Gesundheitswesens bereits gescheitert, durch eine bloße Erhöhung der Gelder ein nicht funktionierendes System zu stabilisieren. Stattdessen plädierte er für ein umfassendes Reformpaket, das alle Aspekte des Apothekenwesens berücksichtige. Falls keine Einigung über eine solche Lösung erzielt werde, müsse weiter verhandelt werden, bis ein tragfähiger Kompromiss gefunden sei.

Abschließend rief Lauterbach die Apotheker dazu auf, die geplante Reform aktiv mitzugestalten und die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen. Er zeigte Verständnis für die Ängste vieler Apotheker, dass die Einführung der Telepharmazie ihren Beruf entwerten könnte, betonte jedoch, dass dies nicht der Fall sei. Vielmehr liege es in den Händen der Apotheker selbst, wie sie die neuen Möglichkeiten einsetzen und ob sie diese überhaupt nutzen möchten. Lauterbach zeigte sich zuversichtlich, dass in den kommenden Wochen ein konkreter Reformvorschlag auf den Weg gebracht werde, der den Wünschen der Apotheken gerecht werde und gleichzeitig die dringend notwendigen strukturellen Veränderungen ermögliche.

Die von Karl Lauterbach angekündigte Apothekenreform könnte einen Wendepunkt für die Branche darstellen. Seit Jahren stehen die Apotheken in Deutschland unter erheblichem wirtschaftlichem und strukturellem Druck. Insbesondere die starre Vergütungsstruktur hat dazu geführt, dass Apotheken kaum die Möglichkeit hatten, sich an die wirtschaftlichen Realitäten und Preisentwicklungen anzupassen. Die Aussicht, künftig ihre Honorare direkt mit den Krankenkassen verhandeln zu können, könnte den Apotheken einen lang ersehnten Handlungsspielraum eröffnen und ihnen mehr Flexibilität verschaffen.

Besonders die Telepharmazie bleibt ein kontroverses Thema. Viele Apotheker befürchten, dass die Digitalisierung ihre Rolle schwächen und den persönlichen Kontakt zum Patienten verdrängen könnte. Doch dieser technologische Wandel bietet auch Chancen. Die Digitalisierung könnte insbesondere in ländlichen Gebieten eine Lösung sein, um Apotheken zu erhalten, die sonst aufgrund des Fachkräftemangels und der hohen Betriebskosten gefährdet wären. Es geht nicht darum, den traditionellen Apothekenbetrieb zu ersetzen, sondern neue, ergänzende Wege zu schaffen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Lauterbachs Argument, dass eine reine Honorarerhöhung ohne strukturelle Änderungen nicht ausreiche, ist nachvollziehbar. Eine nachhaltige Lösung kann nur durch eine tiefgreifende Reform erreicht werden, die nicht nur die finanziellen Rahmenbedingungen verbessert, sondern auch die Arbeitsweise und den Einsatz moderner Technologien berücksichtigt. Es ist nun an den Apotheken, die Chancen zu nutzen und aktiv an der Ausgestaltung der Reform mitzuwirken.

Insgesamt bleibt abzuwarten, wie viel Kompromissbereitschaft beide Seiten in den kommenden Verhandlungen zeigen werden. Die Apothekenreform bietet das Potenzial, die Branche auf eine zukunftsfähige Grundlage zu stellen – doch ohne den Willen zur Veränderung auf allen Seiten wird dieses Potenzial kaum ausgeschöpft werden können.

 

Apothekenreform: Kritik an Lauterbachs Kurs und Forderungen nach Einbindung der Betroffenen

Beim Deutschen Apothekertag (DAT) in München entfachte sich eine hitzige Debatte über die geplante Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) nutzte ihre Rede, um scharfe Kritik an Lauterbachs Vorgehen zu äußern. Sie bemängelte, dass der Minister Reformen ohne ausreichende Beteiligung der Betroffenen ankündige und stattdessen auf eine Strategie setze, die nach dem Prinzip „Survival of the fittest“ agiere.

Gerlach wies auf den deutlichen Unterschied zwischen Apotheken und Krankenhäusern hin und machte klar, dass Apotheken bereits ein funktionierendes System darstellten. „Während wir im Krankenhausbereich tatsächlich eine strukturelle und vergütungsbezogene Reform benötigen, ist die Situation bei den Apotheken eine andere“, betonte sie. Sie kritisierte, dass Lauterbach die Apotheken mit seiner Reformstrategie „austrocknen“ lasse, anstatt konkrete Maßnahmen zur Stärkung des Systems zu ergreifen.

Ein weiterer Kritikpunkt war, dass Lauterbach Reformen erst ab 2027 in Aussicht stelle, während dringender Handlungsbedarf bereits jetzt bestünde. Gerlach unterstrich, dass Reformen nicht „übergestülpt“ werden dürften, sondern nur im Dialog mit den Betroffenen erfolgreich umgesetzt werden könnten. Sie warnte davor, dass das Vertrauen in die Politik verloren gehe, wenn die Apothekergemeinschaft nicht mehr in den Reformprozess einbezogen werde.

Besonders kritisch bewertete Gerlach den Umstand, dass Lauterbachs Gesetzesvorschläge oft so gestaltet seien, dass sie keine Zustimmungspflicht des Bundesrates erfordern. Dies führe dazu, dass die Politik den Apotheken zwar Versprechungen mache, aber letztlich Entscheidungen über ihren Kopf hinweg treffe. Ein weiterer Diskussionspunkt war die geplante Einführung von Video-Avataren in Apotheken. Gerlach stellte infrage, inwieweit diese Neuerung den Bedürfnissen älterer Menschen, insbesondere in ländlichen Gebieten, gerecht werde.

Die Kritik kulminierte in der Forderung nach einer Reform, die sowohl die Struktur als auch die Vergütung der Apotheken berücksichtige. „Wenn am Ende nur umverteilt wird, fühlen sich Apotheken zurecht an der Nase herumgeführt“, resümierte Gerlach. Die Debatte über die Zukunft der Apotheken in Deutschland bleibt somit offen, mit klaren Forderungen nach einer stärkeren Einbindung der betroffenen Akteure.

Die Kritik an Karl Lauterbachs Reformplänen für die Apotheken ist berechtigt. Es steht außer Frage, dass Reformen notwendig sind, um die Apothekerschaft zukunftsfähig zu machen. Doch die Art und Weise, wie Lauterbach diese Veränderungen plant, lässt Zweifel aufkommen. Reformen, die erst in der Zukunft greifen sollen, während bereits jetzt drängende Probleme existieren, wirken wenig durchdacht.

Judith Gerlach bringt es auf den Punkt: Eine Reform, die im Alleingang von oben durchgesetzt wird, ohne die Betroffenen miteinzubeziehen, ist zum Scheitern verurteilt. Vertrauen in die Politik ist ein wertvolles Gut, das nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden sollte. Wenn die Apothekerschaft das Gefühl hat, übergangen zu werden, wird dies langfristige Folgen für das gesamte Gesundheitssystem haben.

Die Forderung nach einer stärkeren Einbindung und einem gemeinsamen Reformprozess ist mehr als gerechtfertigt. Die flächendeckende Versorgung durch Apotheken, insbesondere in ländlichen Gebieten, muss gestärkt und nicht durch praxisferne Ideen wie Video-Avatare gefährdet werden. Eine funktionierende Gesundheitsversorgung ist nur dann möglich, wenn Politik und betroffene Berufsgruppen an einem Strang ziehen.

 

Lauterbach erneut digital zugeschaltet: Kritik am Verhalten des Gesundheitsministers

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nimmt auch in diesem Jahr nur digital am Deutschen Apothekertag (DAT) in München teil. Wie bereits 2023 bleibt der Minister der Veranstaltung physisch fern, was bei vielen Apothekerinnen und Apothekern auf Unmut stößt. Seine Entscheidung, sich per Videoschaltung zuzuschalten, begründet er mit der laufenden Sitzungswoche im Bundestag. Doch für einige Vertreter der Branche ist dies nur eine weitere Episode in einer Reihe von Vorkommnissen, die sie als mangelnden Respekt gegenüber ihrer Arbeit empfinden.

Marietheres Reher-Gremme, eine langjährige Apothekerin, äußerte deutliche Kritik. Sie empfindet Lauterbachs Abwesenheit als Ausdruck von „Ignoranz und Arroganz“. Diese Einstellung des Ministers, so Reher-Gremme, passe ins Bild seines bisherigen Verhaltens gegenüber der Apothekerschaft. Sie bemängelt, dass der Minister wiederholt den direkten Dialog mit den Pharmazeuten meidet, obwohl die Apotheken eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen, insbesondere in Zeiten von Lieferengpässen und steigenden Herausforderungen im Gesundheitswesen.

Der Unmut der Apothekerin richtet sich auch gegen Lauterbachs Äußerung, er wolle den Sieg in der Apothekenreform „erzwingen“. Für Reher-Gremme zeigt diese Wortwahl, dass es dem Minister weniger um den Inhalt des Apotheken-Reformgesetzes (ApoRG) gehe, sondern vielmehr um einen politischen Machtkampf. Dabei, so argumentiert sie, würden bewährte Strukturen in der Gesundheitsversorgung geopfert, die insbesondere in Krisenzeiten von entscheidender Bedeutung seien. Die Reform ziele ihrer Meinung nach darauf ab, die Position der Apotheken zu schwächen, während die Pharmazeuten in ihrer täglichen Arbeit dafür sorgten, dass die Bevölkerung weiterhin zuverlässig versorgt werde.

Besonders kritisch sieht Reher-Gremme die Entwicklung innerhalb der Regierung, die deutlich mache, dass der ursprünglich von Lauterbach geplante schnelle Reformprozess ins Stocken geraten sei. Widerstände innerhalb der Koalition hätten den Minister gezwungen, den ursprünglich als „Sprint“ geplanten Ablauf in einen „Marathon“ zu verwandeln. Dies zeige, dass die Reform nicht die breite Unterstützung finde, die Lauterbach erwartet habe. Für die Apothekerin steht fest: Der Minister handle aus egoistischen Motiven und gefährde dadurch die Sicherheit und Verlässlichkeit des deutschen Apothekenwesens.

Mit einem Appell an Bundeskanzler Olaf Scholz fordert Reher-Gremme ein Eingreifen in den Reformprozess. Sie fordert, dass die Regierung die Bedeutung der Apotheken für die Gesundheitsversorgung anerkennt und die Reformpläne entsprechend überarbeitet werden. Das Apothekenwesen dürfe nicht durch politische Machtspiele zerstört werden, warnt die Apothekerin. Sie hofft, dass Scholz dem Vorgehen Lauterbachs Einhalt gebietet und die Apotheken als wichtige Säule des Gesundheitssystems schützt.

Die wiederholte Abwesenheit von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach beim Deutschen Apothekertag (DAT) ist mehr als nur ein organisatorisches Detail – sie symbolisiert die wachsende Distanz zwischen Politik und einer Berufsgruppe, die sich zunehmend ignoriert fühlt. Apothekerinnen und Apotheker sehen sich als unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung, insbesondere in Zeiten von Lieferengpässen und steigenden regulatorischen Anforderungen. Doch statt eines direkten Austauschs wird die Apothekenschaft mit Videoschaltungen abgespeist. Dies ist ein Affront, der die ohnehin angespannte Beziehung weiter belastet.

Lauterbachs Äußerung, er wolle den Sieg im Apotheken-Reformgesetz erzwingen, mag als rhetorisches Stilmittel gedacht gewesen sein, wird jedoch von vielen in der Branche als Kampfansage verstanden. Denn es geht hier nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um die Zukunft der Gesundheitsversorgung. Die Apothekerinnen und Apotheker vor Ort leisten täglich unverzichtbare Arbeit, und ihre Anliegen verdienen mehr als nur eine digitale Teilnahme.

Dass sich in der Regierung Widerstand gegen Lauterbachs Pläne regt, zeigt, dass auch auf politischer Ebene Zweifel an der Reform bestehen. Der Minister täte gut daran, diesen Widerstand ernst zu nehmen und das Gespräch mit den betroffenen Berufsgruppen zu suchen. Ignoranz und Arroganz helfen niemandem – am wenigsten den Patienten, die auf eine funktionierende Apothekenlandschaft angewiesen sind.

 

Importlösung soll Engpass bei Kochsalzlösung überbrücken

Angesichts akuter Lieferengpässe bei Kochsalzlösungen, die für Infusionen und Operationen unverzichtbar sind, plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rasche Gegenmaßnahmen. Wie das Ministerium am Montag mitteilte, sollen die Hürden für den Import der Lösungen vorübergehend gesenkt werden. Grund für die Versorgungsprobleme sind Produktionsschwierigkeiten eines Herstellers, die erst in einigen Wochen behoben sein könnten. Bis dahin will Lauterbach Importe in größerem Umfang ermöglichen, um die medizinische Versorgung sicherzustellen.

Momentan ist der Import von Kochsalzlösungen nur unter strengen Auflagen und Einzelgenehmigungen durch die zuständigen Landesbehörden möglich. Diese Einschränkungen sollen temporär gelockert werden, um schnell auf den Engpass zu reagieren. Vor allem Kliniken in Nordrhein-Westfalen sind laut dem Apothekerverband von den Lieferproblemen betroffen. Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, äußerte sich besorgt und betonte die Dringlichkeit einer Lösung.

Kochsalzlösungen sind unerlässlich für Operationen und die Verabreichung von Medikamenten über Infusionen. Sie dienen nicht nur als Trägerlösung, sondern auch dazu, Flüssigkeitsverluste im Körper auszugleichen. Besonders in der Krebstherapie spielt die Kochsalzlösung eine zentrale Rolle, weshalb der Engpass schwerwiegende Auswirkungen auf die Patientenversorgung haben könnte. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums erklärte, dass ein Lieferengpass nicht gleichbedeutend mit einem Versorgungsengpass sei. Dennoch sei eine schnelle Reaktion notwendig, um Engpässe in den Krankenhäusern zu verhindern.

Die Ministerien gehen davon aus, dass die Versorgungslage sich in den kommenden Wochen wieder stabilisieren wird. Bis dahin soll der erleichterte Import sicherstellen, dass die Kliniken ausreichend versorgt sind. Es bleibt abzuwarten, wie schnell die angekündigten Maßnahmen greifen und ob der Engpass tatsächlich zügig überwunden werden kann.

Der akute Mangel an Kochsalzlösung ist ein ernstzunehmendes Problem, das die medizinische Versorgung in den Kliniken stark beeinträchtigen könnte. Die schnelle Reaktion von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist deshalb eine notwendige Maßnahme, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Gerade in lebenswichtigen Bereichen wie Operationen und Krebstherapien darf es keine Engpässe geben.

Trotz der temporären Lösung durch Importe bleibt die Frage, wie es zu diesen Produktionsproblemen kommen konnte. Es zeigt sich einmal mehr, wie empfindlich das Gesundheitssystem auf Störungen in der Lieferkette reagiert. Die Versorgungssicherheit von essenziellen medizinischen Produkten sollte in Zukunft noch stärker im Fokus stehen, um ähnliche Engpässe zu verhindern.

Die Situation offenbart auch Schwächen im behördlichen Genehmigungsprozess für Importe, der in Krisenzeiten zu starr erscheint. Die vorübergehende Lockerung ist eine pragmatische Lösung, doch sie wirft die Frage auf, ob langfristig flexiblere Regelungen notwendig wären, um schneller auf Versorgungsprobleme reagieren zu können.

 

Schweigepflicht und Rezeptfälschung: Die rechtlichen Grenzen für Apotheker

In Deutschland unterliegt der Apotheker einer strengen Schweigepflicht, die sich aus § 203 des Strafgesetzbuchs (StGB) ableitet. Diese gesetzliche Regelung schützt die Privatgeheimnisse der Patienten und erstreckt sich auf alle Informationen, die Apotheker im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit erlangen. Doch wie verhält es sich, wenn ein Apotheker mit einer gefälschten Verschreibung konfrontiert wird? Diese Frage beleuchtet die Schnittstelle zwischen dem Schutz der Patientendaten und der Verpflichtung, strafbare Handlungen anzuzeigen.

Rezeptfälschungen stellen einen klaren Straftatbestand dar, der nach § 267 StGB geahndet wird. Apotheker, die den Verdacht hegen oder feststellen, dass ein Rezept gefälscht ist, geraten in ein ethisches Dilemma. Einerseits sind sie verpflichtet, die Gesundheit der Patienten zu wahren und deren Daten zu schützen. Andererseits könnte das Nichtmelden einer solchen Straftat erhebliche Folgen haben, insbesondere wenn die Fälschung darauf abzielt, gefährliche oder missbrauchsanfällige Medikamente zu erlangen.

Grundsätzlich bleibt die Schweigepflicht des Apothekers auch in solchen Fällen bestehen. Der Apotheker darf das Wissen um die Rezeptfälschung nicht ohne Weiteres an Dritte weitergeben, insbesondere nicht an die Polizei oder andere staatliche Institutionen, solange keine unmittelbare Gefahr für Leben oder Gesundheit vorliegt. Eine Entbindung von der Schweigepflicht kann jedoch durch richterliche Anordnung oder in Fällen dringender Notwendigkeit erfolgen, etwa bei akuter Gefährdung. Ansonsten müssen Apotheker Rücksprache mit dem verschreibenden Arzt halten und die Angelegenheit diskret klären.

Diese Rechtslage verdeutlicht die komplexe Verantwortung, die Apotheker tragen, wenn es um die Wahrung von Geheimnissen und die Abwehr von Missbrauch geht. Rezeptfälschungen sind dabei ein besonders sensibles Thema, bei dem Apotheker sowohl ihren gesetzlichen als auch ethischen Verpflichtungen gerecht werden müssen.

Die Frage, wie Apotheker mit gefälschten Rezepten umgehen sollen, ist ein heikles Thema, das weitreichende Implikationen für die tägliche Praxis in der Apotheke hat. Die Schweigepflicht ist ein zentrales Element der Vertrauensbeziehung zwischen Patient und Apotheker. Doch im Fall einer Rezeptfälschung steht der Apotheker vor der Herausforderung, dieses Vertrauen zu wahren und gleichzeitig den Missbrauch von Medikamenten zu verhindern.

Es wird zunehmend wichtiger, dass Apotheker nicht nur rechtlich, sondern auch ethisch geschult werden, um solche Situationen souverän zu meistern. Während der Gesetzgeber klare Vorgaben macht, bleibt die Umsetzung in der Praxis eine Gratwanderung zwischen dem Schutz der Patientendaten und der Prävention von Straftaten. Es ist entscheidend, dass Apotheker hier die notwendige Unterstützung durch juristische Beratung und regelmäßige Fortbildungen erhalten, um ihre Rolle in diesem Spannungsfeld sicher wahrzunehmen.

 

Führungswechsel bei Medicos Kosmetik: Daniel Kiencke übernimmt Vertriebsleitung für Deutschland und Österreich

Medicos Kosmetik hat mit der Ernennung von Daniel Kiencke zum neuen Vertriebsleiter eine erfahrene Führungspersönlichkeit für den Vertrieb in Deutschland und Österreich gewonnen. Der Wechsel kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt, da das Unternehmen weiterhin bestrebt ist, seine Position auf dem Hautpflegemarkt auszubauen und zu stärken. Kiencke, der zuvor für Beiersdorf tätig war, bringt wertvolle Erfahrungen aus der Apotheken- und Kosmetikbranche mit. Nach fast sechs Jahren als nationaler Verkaufsleiter bei Beiersdorf und einer Zwischenstation bei Sanacorp übernimmt er nun die Verantwortung bei Medicos.

Der Neuzugang steht im Zeichen einer strategischen Neuausrichtung des Unternehmens, das seine Strukturen zuletzt neu geordnet hat. Der langjährige Geschäftsführer Detlef Isermann hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und die Leitung an seinen Patensohn Philipp Beckmann übergeben. Dies markiert eine bedeutende Veränderung für das Unternehmen, das in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen ist. Allein im vergangenen Jahr erreichte Medicos einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro, basierend auf den Apothekeneinkaufspreisen.

Kiencke übernimmt die Nachfolge einer langjährigen Vertriebsleiterin, die sich nach mehr als 20 Jahren in den Ruhestand verabschiedete. Seine Rolle wird es sein, die Vertriebsstrukturen weiter zu stärken und die strategische Ausrichtung für die Zukunft von Medicos Kosmetik maßgeblich zu gestalten. Mit einem kombinierten Apotheken- und Arzt-Außendienst verfolgt das Unternehmen das Ziel, sowohl Apotheken als auch Arztpraxen effektiv zu betreuen.

Die Marke Dermasence, gegründet von fünf Dermatologen und einer Apothekerin im Jahr 1991, steht seit jeher für qualitativ hochwertige Hautpflegeprodukte. Mittlerweile umfasst das Sortiment etwa 50 verschiedene Produkte, die aus natürlichen Inhaltsstoffen in Deutschland hergestellt werden. Besonders hervorzuheben ist das Medicos Science Center in Bernburg, wo natürliche Wirkstoffe für die Pflegeprodukte gewonnen werden. Neben dem heimischen Markt ist die Marke auch in Österreich, Italien und den Niederlanden erhältlich.

Dieser Führungswechsel signalisiert eine spannende Phase für Medicos Kosmetik. Mit Daniel Kiencke soll der Vertrieb effizienter gestaltet und auf die Bedürfnisse des sich ständig wandelnden Marktes ausgerichtet werden.

Die Berufung von Daniel Kiencke als neuer Vertriebsleiter bei Medicos Kosmetik zeigt, dass das Unternehmen strategisch denkt und sich für die Herausforderungen der Zukunft wappnet. Kienckes umfassende Branchenerfahrung, gepaart mit seiner Zeit bei Beiersdorf, macht ihn zur idealen Besetzung für diese Schlüsselrolle. In einem hochgradig umkämpften Markt, in dem Innovation und Kundennähe entscheidend sind, ist es von zentraler Bedeutung, eine starke Vertriebsführung zu haben. Medicos zeigt mit dieser Personalentscheidung nicht nur Weitsicht, sondern auch den Willen, seine Position weiter zu festigen.

 

Apotheken in der Krise: Rufe nach Reform und Respekt werden lauter

Die aktuelle Stimmung in der deutschen Gesundheitsbranche ist angespannt, insbesondere im Apothekenwesen. Auf der Expopharm sprach Jörg Wieczorek, Vorsitzender von Pharma Deutschland, von der schlimmsten Phase, die die Branche in den letzten 37 Jahren durchlaufen hat. Dabei ging es nicht nur um Apotheken, sondern um das gesamte Gesundheitssystem. Die Belastungen und Herausforderungen, die durch wirtschaftliche und regulatorische Rahmenbedingungen entstehen, sorgen für Unruhe und Frustration.

Besonders scharf kritisierte Wieczorek das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG). Seiner Ansicht nach ist unklar, ob das „R“ im Gesetz für Reduzierung oder Reorganisierung steht. In seinen Augen sollte es jedoch für „Respekt“ stehen, insbesondere vor den Leistungen der Apotheker und der gesamten Gesundheitswirtschaft. Die Idee, Apotheken ohne qualifizierte Apotheker zu führen oder gar sogenannte „Light-Apotheken“ einzuführen, lehnte er vehement ab. Er plädierte für eine Stärkung der Apotheken durch zusätzliche Dienstleistungen, wie etwa mehr Impfungen in Apotheken und die Einführung von OTC-Switches, bei denen rezeptfreie Arzneimittel in Apotheken mit intensiver Beratung abgegeben werden können.

Auch das E-Rezept sieht Wieczorek als Chance, sofern Apotheken und Industrie enger zusammenarbeiten, um dieses digitale Angebot zu einem Erfolg zu machen. Die Pharmaindustrie stehe hinter den Apotheken und sehe sie weiterhin als unersetzlich in der Arzneimittelversorgung. Allerdings warnte Wieczorek, dass aktuelle Entwicklungen wie Lieferengpässe das System weiter unter Druck setzen könnten. Die finanziellen Ressourcen müssten dringend erhöht werden, um die medizinische Versorgung langfristig sicherzustellen.

Unterstützung erhielt Wieczorek von Oliver Kirst, dem Vorsitzenden des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Er betonte, dass die „Light-Apotheke“ nicht akzeptabel sei und die Sicherheit der Arzneimittelversorgung gefährden würde. Es müsse weiterhin das Ziel sein, eine flächendeckende Versorgung mit hochqualifizierten Fachkräften in den Apotheken sicherzustellen. Die Pläne zur Einführung von Fremdbesitzstellen und Kettenapotheken seien eine Gefahr für das bewährte System der inhabergeführten Apotheken in Deutschland.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer kam von Han Steutel, Präsident des Verbands der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa). Er erklärte, dass es noch nicht sicher sei, dass die Apothekenreform in der aktuellen Form umgesetzt werde. Zudem gäbe es Überlegungen, Totimpfstoffe auch in Apotheken freizugeben, um die sinkenden Impfquoten zu stabilisieren. Steutel hob die Apotheken als soziale Treffpunkte hervor, die weit mehr als nur Orte der Arzneimittelausgabe seien.

Die Debatte rund um das ApoRG verdeutlicht die großen Herausforderungen, vor denen die Apothekenlandschaft steht. Es besteht Konsens darüber, dass Reformen notwendig sind, doch die Richtung, die eingeschlagen wird, bleibt umstritten. Während einige von mehr Regulierung und neuen Modellen sprechen, fordern andere Respekt und eine Stärkung des bestehenden Systems, das sich über Jahrzehnte bewährt hat.

Das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) hat die Branche tief gespalten. Die Frage, ob das „R“ für Reduzierung oder Respekt steht, ist dabei nicht nur symbolisch, sondern von grundlegender Bedeutung für die Zukunft der Apotheken. Die Einführung von „Light-Apotheken“ würde einen dramatischen Bruch mit dem bisherigen Modell bedeuten, das auf qualifizierten Apotheker

und einer starken Vor-Ort-Versorgung basiert. Es scheint absurd, ein System zu destabilisieren, das für viele Menschen nicht nur ein wichtiger Anlaufpunkt in Gesundheitsfragen ist, sondern auch eine soziale und stabile Säule der medizinischen Grundversorgung darstellt.

Gleichzeitig müssen die Probleme, die den Alltag der Apotheken erschweren, klar benannt und angegangen werden. Die Lieferengpässe, die durch regulatorische und finanzielle Zwänge noch verstärkt werden, zeigen die Notwendigkeit einer besseren finanziellen Ausstattung des Systems. Auch das E-Rezept, das als Chance für die Digitalisierung und Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen gesehen wird, muss so gestaltet werden, dass es den Apotheken eine sinnvolle und nachhaltige Perspektive bietet.

Die Forderung nach Respekt für die Apotheken ist somit mehr als berechtigt. Es geht um eine zukunftssichere Gesundheitsversorgung, die auf Expertise, Vertrauen und regionaler Verankerung basiert. Statt neue Modelle wie die „Light-Apotheke“ zu entwickeln, sollten die bestehenden Strukturen gestärkt und besser unterstützt werden. Nur so lässt sich das System stabilisieren und den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sein.

 

CDU-Abgeordneter Rouenhoff besucht Noweda-Zentrale: Apotheke ohne Apotheker als Warnung vor Zwei-Klassen-Medizin

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Rouenhoff besuchte kürzlich die Zentrale des pharmazeutischen Großhändlers Noweda in Essen, um über die drängendsten Herausforderungen des Apothekensektors und des Großhandels zu sprechen. Im Mittelpunkt des Gesprächs mit Noweda-Vorstandsvorsitzendem Michael Kuck und Vertriebsvorstand Udo Harneit standen vor allem die Apothekenreform und das Konzept der „Apotheke ohne Apotheker“, das in der Branche für kontroverse Diskussionen sorgt. Rouenhoff, der auch Mitglied des Wirtschaftsausschusses im Bundestag ist, machte deutlich, dass er sich gegen solche Entwicklungen stellt. Angesichts des akuten Landärztemangels und der wachsenden demografischen Herausforderungen sieht Rouenhoff in der Apotheke ohne pharmazeutisches Fachpersonal keine tragfähige Lösung. Vielmehr betonte er die Gefahr einer Zwei-Klassen-Medizin, bei der Teile der Bevölkerung benachteiligt werden könnten, weil ihnen der Zugang zu qualifizierter Beratung in der Apotheke fehlt.

Michael Kuck unterstützte diese Ansicht und warnte davor, dass Apotheken ohne ausgebildete Apotheker der Beginn einer ungleichen Gesundheitsversorgung sein könnten. Eine solche Entwicklung sei für ihn der Einstieg in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, in der die gesundheitliche Versorgung stark vom Standort und der sozialen Stellung der Patienten abhänge. Besonders in ländlichen Regionen, in denen die medizinische Versorgung ohnehin schon unter Druck steht, sei diese Vorstellung problematisch.

Neben der Apothekenreform wurden im Gespräch auch weitere zentrale Probleme des pharmazeutischen Großhandels thematisiert. Laut Udo Harneit leidet der Großhandel zunehmend unter Lieferengpässen, einer überbordenden Bürokratie sowie massiv gestiegenen Energie- und Personalkosten. Besonders der stetig steigende Anteil teurer Arzneimittel am Gesamtumsatz – aktuell über 40 Prozent – stellt ein erhebliches wirtschaftliches Problem dar. Der Vertrieb dieser hochpreisigen Medikamente ist für den Großhandel oft nicht rentabel, da die gesetzlichen Vorgaben die Gewinnmargen stark beschränken.

Ein weiterer Kritikpunkt des Noweda-Managements war der Wettbewerbsnachteil gegenüber Versandapotheken aus dem EU-Ausland. Harneit erläuterte, dass deutsche Großhändler strenge Vorschriften zur Temperaturkontrolle gemäß den Good Distribution Practice (GDP)-Richtlinien einhalten müssten, während ausländische Versandapotheken bei extremen Temperaturen ohne diese Vorgaben operieren könnten. Dies führe zu einem unfairen Wettbewerb, da deutsche Anbieter erhebliche Kosten für Kühlketten einplanen müssten, während dies bei der ausländischen Konkurrenz nicht der Fall sei. Harneit forderte daher dringend gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer.

Trotz dieser Herausforderungen betonten Kuck und Harneit, dass Noweda weiterhin alles daransetzt, seine Rolle als zuverlässiger Gesundheitsversorger zu erfüllen. Die sich zunehmend verschärfenden Rahmenbedingungen stellten jedoch eine enorme Belastung für die Branche dar, die nur mit Unterstützung der Politik gemeistert werden könne.

Der Besuch von Stefan Rouenhoff in der Noweda-Zentrale verdeutlicht einmal mehr die zentrale Rolle, die Apotheken und der pharmazeutische Großhandel für das deutsche Gesundheitssystem spielen. Die Sorge vor einer Zwei-Klassen-Medizin ist berechtigt, wenn Apotheken ohne fachkundige Apotheker zur Normalität werden sollten. Eine fundierte pharmazeutische Beratung ist für viele Menschen – vor allem in ländlichen Regionen – der erste Zugang zur Gesundheitsversorgung und darf nicht leichtfertig durch strukturelle Änderungen gefährdet werden. Der Ansatz der Politik muss daher sein, die Apotheken vor Ort zu stärken und nicht abzubauen.

Zudem zeigt sich, dass der Großhandel in einer Zwickmühle steckt: Einerseits werden von ihm höchste Standards verlangt, andererseits steht er im Wettbewerb mit ausländischen Anbietern, die diese Vorgaben nicht einhalten müssen. Der Ruf nach fairen Wettbewerbsbedingungen ist deshalb mehr als gerechtfertigt. Gerade in Zeiten von Lieferengpässen und steigenden Kosten muss die Politik hier klare Rahmenbedingungen schaffen, die gleiche Chancen für alle Marktteilnehmer garantieren.

 

Erhöhtes Risiko von Meningeomen durch synthetisches Gestagen bestätigt

Die Zulassungsinhaber von medroxyprogesteronacetat-haltigen Arzneimitteln haben in Absprache mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Warnung vor einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Meningeomen bei hochdosierter und langfristiger Anwendung veröffentlicht. Diese Warnung richtet sich insbesondere an Patientinnen, die Dosen von 100 Milligramm oder mehr Medroxyprogesteronacetat (MPA) über einen längeren Zeitraum einnehmen. Es wird empfohlen, betroffene Frauen regelmäßig auf Symptome eines Meningeoms zu untersuchen.

Meningeome, die zu den häufigsten primären Hirntumoren bei Erwachsenen zählen, sind in der Regel gutartig, können jedoch durch den Druck auf das Gehirn oder Rückenmark erhebliche neurologische Symptome hervorrufen. Zu den häufigsten Beschwerden gehören Sehstörungen, Hörverlust, Kopfschmerzen und in einigen Fällen auch Krampfanfälle. Insbesondere Frauen, die über einen längeren Zeitraum mit hochdosiertem MPA behandelt werden, haben ein erhöhtes Risiko, ein Meningeom zu entwickeln. Mediziner raten deshalb zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen, um frühzeitig auf Symptome zu reagieren.

Eine umfassende französische Fall-Kontroll-Studie hat diesen Zusammenhang untermauert. Die Studie, die die Gesundheitsdaten von über 18.000 Frauen mit Meningeomen und rund 90.000 Kontrollpersonen analysierte, ergab, dass das Risiko eines Meningeoms bei Frauen, die MPA in hohen Dosen einnahmen, im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant höher lag. Besonders auffällig war der Anstieg des Risikos bei einer Anwendungsdauer von mehr als drei Jahren, wobei die absoluten Risiken insgesamt weiterhin als gering eingestuft werden.

Die Zulassungsinhaber haben die Produktinformationen der betreffenden Arzneimittel bereits aktualisiert, um Meningeome als potenzielle Nebenwirkung zu kennzeichnen. Diese Änderungen betreffen jedoch nicht niedrig dosierte Darreichungsformen von MPA oder Kombinationspräparate, bei denen bisher kein erhöhtes Risiko festgestellt wurde. Besonders bei nicht-onkologischen Indikationen ist die Anwendung von MPA bei Frauen mit einer Meningeom-Diagnose oder entsprechender Vorgeschichte nun kontraindiziert. In onkologischen Fällen muss die Fortführung der Behandlung nach eingehender Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen.

Medroxyprogesteronacetat ist ein synthetisches Gestagen, das in der Hormontherapie zur Empfängnisverhütung, zur Behandlung von Menstruationsstörungen und Endometriose sowie in bestimmten Fällen zur Krebstherapie eingesetzt wird. Das Medikament ist in Form von Depotinjektionen erhältlich, die alle drei Monate verabreicht werden, sowie als Tabletten. Es sollte stets unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, da es, wie bei jeder Hormonersatztherapie, potenzielle Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und Gewichtszunahme gibt.

Die Bestätigung des erhöhten Meningeomrisikos bei der langfristigen Anwendung von Medroxyprogesteronacetat zeigt erneut die Notwendigkeit einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung bei der Verschreibung hormoneller Präparate. Insbesondere Frauen, die das Medikament in hohen Dosen über längere Zeit einnehmen, sollten nicht nur engmaschig überwacht, sondern auch umfassend über mögliche Risiken aufgeklärt werden. Es ist erfreulich, dass die Zulassungsbehörden bereits Maßnahmen ergriffen haben, um die Sicherheit der Patientinnen zu gewährleisten, indem sie die Informationen zu diesen Präparaten anpassen. Für Frauen, die auf die hormonellen Wirkungen angewiesen sind, bleibt die individuelle Beratung durch Ärztinnen und Ärzte der Schlüssel zu einer sicheren Therapie.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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