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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheken stehen vor großen Herausforderungen: Betriebsratsgründungen, technische Umstellungen und wirtschaftlicher Druck durch steigende Mietkosten und Versandapotheken bedrohen die traditionelle Versorgung vor Ort. Gleichzeitig sorgen politische Reformen wie das Apothekenreformgesetz für Unsicherheiten in der Branche. Doch es gibt auch positive Entwicklungen, wie neue Diagnosemöglichkeiten durch innovative Atemwegstests und die Rezeptfreiheit für kombinierte Nasensprays bei Allergien. Trotz aller Fortschritte bleibt die langfristige Überwachung gesundheitlicher Risiken, etwa nach der Covid-19-Impfung, weiterhin notwendig. Die Apotheker stehen zwischen Digitalisierung, politischen Entscheidungen und der Frage nach ihrer wirtschaftlichen Zukunft.
Ein Betriebsrat kann auch in kleineren Apotheken gegründet werden, wenn die Voraussetzungen des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) erfüllt sind. Für Apothekeninhaber stellt sich die Frage, welche Auswirkungen ein Betriebsrat auf die Betriebsführung haben könnte. Grundsätzlich sieht das Betriebsverfassungsgesetz in Betrieben mit mindestens fünf ständigen wahlberechtigten Arbeitnehmern die Möglichkeit zur Wahl eines Betriebsrats vor. Dies kann zu veränderten Mitbestimmungsrechten und Arbeitsabläufen führen, da der Betriebsrat bei wichtigen Entscheidungen wie Arbeitszeiten, Urlaubsplanung oder betrieblichen Veränderungen ein Mitspracherecht hat. Diese Änderungen können den organisatorischen Alltag in einer Apotheke deutlich beeinflussen, da Apothekeninhaber in gewissen Angelegenheiten nicht mehr allein entscheiden können. Der Betriebsrat hat dabei nicht nur Kontroll-, sondern auch Beratungsrechte, was zu einem konstruktiven Dialog mit der Belegschaft führen kann. Allerdings können auch Konflikte entstehen, besonders wenn es um wirtschaftliche Entscheidungen geht, bei denen der Betriebsrat ein Vetorecht hat.
Unterdessen signalisiert der SPD-Bundestagsabgeordnete Herbert Wollmann Zweifel an der geplanten Apothekenreform (ApoRG) des Bundesgesundheitsministeriums. Die Stendaler Apothekerin Karolin Romahn, die Anfang des Jahres die Apotheke ihrer Mutter übernommen hat, suchte den Dialog mit der Politik und schilderte Wollmann in einer E-Mail die ernsthaften Herausforderungen, denen die Apothekenbranche derzeit gegenübersteht. Romahn äußerte insbesondere Bedenken hinsichtlich der geplanten Änderungen, die es Apotheken erlauben könnten, ohne die permanente Anwesenheit eines Apothekers betrieben zu werden. Sie betonte, dass dies die Qualität der Versorgung gefährden und das Vertrauen der Patienten in die Apotheken vor Ort schwächen könnte. Wollmann zeigte Verständnis für ihre Bedenken und deutete an, dass das Gesetzesvorhaben möglicherweise überarbeitet werden müsse, bevor es in Kraft treten könne.
In Sachsen-Anhalt wird es am 3. Oktober zu einer kurzfristigen Einschränkung im Notdienst der Apotheken kommen. Zwischen 22:00 Uhr und 23:30 Uhr können E-Rezepte zulasten der AOK Sachsen-Anhalt nicht eingelöst werden, da in diesem Zeitraum eine notwendige technische Umstellung des Versichertenstammdatendienstes (VSDD) durchgeführt wird. Die Telematik-Infrastruktur wird während dieser Zeit eingeschränkt sein, was die Überprüfung der Versichertenstammdaten über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) unmöglich macht. Diese Unterbrechung betrifft alle Apotheken in Sachsen-Anhalt, die Notdienste leisten, und es wird den betroffenen Apotheken empfohlen, ihre Patienten im Vorfeld zu informieren, um Unannehmlichkeiten zu minimieren.
Eine traditionsreiche Berliner Apotheke, die Grunewald-Apotheke am Kurfürstendamm, hat nach über einem Jahrhundert endgültig ihre Türen geschlossen. Die Inhaberin Bettina Eitner sah sich gezwungen, die Apotheke aufzugeben, nachdem der neue Hausbesitzer, ein Münchner Immobilienunternehmen, eine Mieterhöhung von 1500 Euro angekündigt hatte. Diese zusätzliche finanzielle Belastung, zusammen mit den ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen für Apotheken, machte es für Eitner unmöglich, den Betrieb fortzuführen. Die Schließung der Apotheke ist ein weiteres Beispiel dafür, wie steigende Mietkosten und wirtschaftlicher Druck traditionelle Apotheken aus den Innenstädten verdrängen.
Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat einen innovativen Atemwegstest auf den Markt gebracht, der bis zu zwölf verschiedene Viren gleichzeitig in einer Patientenprobe identifizieren kann. Der cobas Respiratory Flex-Test verwendet die "TAGS-Technologie" und bietet eine deutliche Verbesserung gegenüber herkömmlichen PCR-Tests, die üblicherweise nur vier Krankheitserreger in einer einzigen Probe erkennen. Diese neue Testmethode nutzt Multiplex-Polymerase-Kettenreaktionen (PCR), kombiniert mit hochentwickelten Farb-, Temperatur- und Datenverarbeitungstechniken, um eine schnelle und genaue Diagnose zu ermöglichen. Diese technologische Innovation könnte insbesondere in der Grippesaison und bei der Überwachung von Atemwegserkrankungen eine zentrale Rolle spielen.
Nach intensiven Beratungen hat der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht entschieden, dass kombinierte Azelastin/Fluticason-Nasensprays künftig rezeptfrei in deutschen Apotheken erhältlich sein sollen. Diese Präparate sollen als Zweitlinientherapie bei mittelschwerer bis schwerer allergischer Rhinitis zur Verfügung stehen, wenn Monotherapien mit den einzelnen Wirkstoffen nicht ausreichend wirksam sind. Die Freigabe dieser Nasensprays zur Selbstmedikation markiert einen wichtigen Schritt für Patienten, die unter schweren Allergien leiden und bisher auf verschreibungspflichtige Medikamente angewiesen waren.
Das Ergänzungssortiment in Apotheken, zu dem Produkte wie Kosmetika, Nahrungsergänzungsmittel und Hygieneartikel gehören, steht zunehmend unter Preisdruck. Eine aktuelle Umfrage unter Apothekenleitern zeigt, dass zwar 28 Prozent der Befragten das Sortiment als wirtschaftlich wichtig betrachten, jedoch 71 Prozent es als wenig entscheidend für den Erfolg ihrer Apotheke einstufen. Diese Zahlen verdeutlichen die Herausforderungen, mit denen Apotheken konfrontiert sind, insbesondere in Zeiten wachsender Konkurrenz durch Versandapotheken und Drogeriemärkte.
Seit der Einführung der mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 wurden weltweit mehrere Fälle von Myokarditis, insbesondere bei jungen Männern, dokumentiert. Obwohl die Nebenwirkung selten ist und der Krankheitsverlauf in den meisten Fällen mild verläuft, bleibt eine langfristige Überwachung der Betroffenen notwendig, um mögliche Spätfolgen zu erkennen. Ein internationales Studiennetzwerk hat nun wertvolle Erkenntnisse über den Verlauf und die Auswirkungen der impfstoffinduzierten Myokarditis veröffentlicht, die als Grundlage für zukünftige Impfempfehlungen dienen könnten.
Mit Kelzy soll im Oktober das erste retardierte orale Kontrazeptivum auf den deutschen Markt kommen. Die Pille enthält eine verzögerte Freisetzung der Wirkstoffe Dienogest und Ethinylestradiol, die eine gleichmäßigere Hormonabgabe ermöglichen soll. Dies könnte dazu beitragen, hormonelle Schwankungen, wie sie bei herkömmlichen Antibabypillen auftreten, zu reduzieren und den Anwenderinnen eine stabilere Verhütungsoption zu bieten.
Eine umfassende Untersuchung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hat gezeigt, dass die tägliche Einnahme von Vitamin D nicht mit einem erhöhten Risiko für Nierensteine oder Atherosklerose verbunden ist. Diese Studie, die auf Daten der UK Biobank basiert, ist eine der weltweit größten Untersuchungen zu den Sicherheitsaspekten des Calciumstoffwechsels im Zusammenhang mit Vitamin-D-Supplementierung und bestätigt, dass eine regelmäßige Vitamin-D-Einnahme gesundheitlich unbedenklich ist.
Der vorliegende Bericht zeigt eindrucksvoll die Vielfalt der Herausforderungen und Entwicklungen, mit denen Apotheken und die Gesundheitsbranche derzeit konfrontiert sind. Vom wachsenden Einfluss der Betriebsräte bis hin zu den technischen Hürden bei der Einführung der Telematik-Infrastruktur werden zahlreiche Aspekte beleuchtet, die nicht nur den Alltag von Apothekenbetreibern, sondern auch die Patientenversorgung beeinflussen. Besonders die Schließung der Grunewald-Apotheke in Berlin verdeutlicht, wie wirtschaftliche Zwänge selbst traditionsreiche Apotheken in die Knie zwingen können. Dies wirft grundlegende Fragen zur Zukunft der wohnortnahen Versorgung auf, insbesondere in Zeiten steigender Mieten und dem wachsenden Wettbewerb durch Versandapotheken.
Erschwerend kommt hinzu, dass politische Reformen wie das Apothekenreformgesetz (ApoRG) zunehmend Unsicherheiten schüren. Die Bedenken der Stendaler Apothekerin Karolin Romahn zeigen, dass viele Apotheken um ihre Existenz fürchten, wenn grundlegende Standards wie die permanente Anwesenheit eines Apothekers aufgeweicht werden. Zwar mag diese Reform in manchen Fällen als notwendige Modernisierung erscheinen, doch stellt sich die Frage, ob sie nicht die Qualität der Versorgung gefährdet. Es braucht dringend einen Dialog zwischen der Politik und den Apotheken, um diese Herausforderungen in Einklang zu bringen.
Auch die technischen Innovationen, wie der neue Atemwegstest von Roche, zeigen, wie wichtig es ist, in die Digitalisierung und Verbesserung medizinischer Prozesse zu investieren. Solche Innovationen haben das Potenzial, nicht nur die Diagnosemöglichkeiten zu erweitern, sondern auch das Vertrauen in die medizinische Versorgung zu stärken. Gleichzeitig zeigt die technische Umstellung der Telematik-Infrastruktur in Sachsen-Anhalt, dass Digitalisierung nicht ohne Herausforderungen bleibt. Apotheken müssen sich an diese Umstellungen anpassen, was kurzfristig zu Problemen, langfristig jedoch zu einem effizienteren Gesundheitssystem führen könnte.
Ebenso beeindruckend ist die Entscheidung, kombinierte Azelastin/Fluticason-Nasensprays rezeptfrei anzubieten. Sie markiert einen weiteren Schritt in Richtung einer stärkeren Selbstmedikation und Patientenautonomie. Hier stellt sich jedoch die Frage, ob der wachsende Trend zur Selbstmedikation nicht zu einer Überlastung der Apotheken mit Beratungsanfragen führt, ohne dass dies angemessen vergütet wird. Auch die Konkurrenz durch Versandapotheken und Drogerien im Ergänzungssortiment wird zunehmend spürbar. Apothekenbetreiber müssen sich die Frage stellen, wie sie sich in diesem wachsenden Preiskampf positionieren, ohne ihre wirtschaftliche Grundlage zu gefährden.
Im gesundheitlichen Bereich bleibt es zudem von großer Bedeutung, die Risiken im Zusammenhang mit Covid-19-Impfstoffen weiterhin zu überwachen. Die dokumentierten Fälle von Myokarditis bei jungen Männern zeigen, dass auch bei modernen Impfstoffen potenzielle Risiken bestehen, die ernst genommen werden müssen. Es ist erfreulich, dass wissenschaftliche Studien nun Licht auf diese seltenen Nebenwirkungen werfen, sodass Impfstrategien entsprechend angepasst werden können.
Insgesamt offenbaren diese Entwicklungen die Komplexität, die Apotheken heutzutage bewältigen müssen. Wirtschaftlicher Druck, politische Unsicherheiten und technologische Veränderungen prägen den Alltag der Apothekenbetreiber. Es ist entscheidend, dass die Branche mit diesen Herausforderungen nicht alleine gelassen wird, sondern durch kluge politische Entscheidungen und gezielte Innovationsförderung gestärkt wird. Nur so kann die wohnortnahe Versorgung, die für viele Menschen unverzichtbar ist, auch in Zukunft gesichert werden.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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