• 23.09.2024 – Apotheken-News: Bürokratie, Digitalisierung und finanzielle Risiken

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Bürokratie, Digitalisierung und finanzielle Risiken

 

BtM-Verordnungen, E-Rezept-Probleme und wirtschaftliche Belastungen erschweren den Alltag – Zukunftspotenziale durch KI und Reformen bleiben ungewiss

Apotheken stehen weiterhin vor großen Herausforderungen, obwohl wichtige Fortschritte wie die Abschaffung der Höchstmengenregelung bei Betäubungsmittelrezepten erreicht wurden. Insbesondere bei der Verordnung von BtM-Pflastern sorgen fehlerhafte Rezepte immer wieder für finanzielle Risiken. Gleichzeitig bergen neue Technologien wie das E-Rezept zwar Potenziale, schaffen aber auch neue Probleme, wie der Fall der verschwundenen Verordnungen zeigt. Im ländlichen Raum kämpfen Apotheken zusätzlich mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und fordern dringend Unterstützung, während die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranschreitet und enorme Einsparungen verspricht.


Die Regelungen für Betäubungsmittelverordnungen (BtM-Rezepte) bleiben weiterhin eine Herausforderung für Apotheken in Deutschland, trotz der kürzlich abgeschafften Höchstmengenregelungen. Besonders bei der Verordnung von BtM-Pflastern treten immer wieder Probleme auf. Fehlerhafte oder unvollständige Rezepte führen oft nicht nur zu Verzögerungen in der Patientenversorgung, sondern setzen Apotheken auch dem Risiko teurer Retaxationen aus. Dies führt zu zusätzlichen finanziellen Belastungen und verlangt von Apothekenbetreibern eine besondere Sorgfalt bei der Überprüfung der Rezepte, um sich gegen diese Risiken abzusichern. Für viele Apotheken ist dies nach wie vor ein Stolperstein im Arbeitsalltag, der neben den bürokratischen Hürden auch wirtschaftliche Unsicherheit mit sich bringt.

Parallel dazu gewinnen technologische Entwicklungen im Gesundheitswesen an Bedeutung, besonders im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI). Eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group (BCG) zeigt, dass der Einsatz von KI im Gesundheitswesen jährlich bis zu 125 Milliarden Euro einsparen könnte. Dies entspricht etwa einem Viertel des gesamten Gesundheitsetats in Deutschland. Die Nutzung von prädiktiver und generativer KI bietet dabei großes Potenzial für eine effizientere und personalisierte Patientenversorgung. Doch die Umsetzung dieser Technologie erfordert den Zugang zu umfassenden Patientendaten, was derzeit nur eingeschränkt möglich ist. Datenschutz und die komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen stellen weiterhin große Hürden dar, die es zu überwinden gilt, bevor das volle Potenzial ausgeschöpft werden kann.

In Dormagen kämpft unterdessen eine Apothekerin um eine erhebliche Summe Geldes, nachdem E-Rezepte im Wert von 42.000 Euro verschwunden sind. Die Inhaberin der Delhovener Apotheke, Carolin Tietze, entdeckte die fehlenden Abrechnungen, als sie sich im Urlaub in Asien befand, was die Situation für sie noch komplizierter machte. Da ihr Apothekenkonto in die roten Zahlen gerutscht ist, sieht sie sich nun einer prekären finanziellen Lage gegenüber. Ihre Vertretung in der Apotheke konnte die Angelegenheit ebenfalls nicht klären, was zu zusätzlichem Frust führte.

In Duisburg kam es zu einem schweren Einbruch in eine Apotheke. Ein 34-jähriger Mann wurde auf frischer Tat ertappt, als er versuchte, durch eine eingeschlagene Schaufensterscheibe in das Gebäude einzudringen. Sicherheitskräfte vor Ort alarmierten die Polizei, die den Täter nur wenige Minuten später widerstandslos festnehmen konnte. Solche Vorfälle unterstreichen die Notwendigkeit für Apotheken, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um sich gegen Einbrüche und Diebstahl zu schützen.

Im ländlichen Raum fordern Apotheker dringende Unterstützung. Bei einem Treffen mit dem Landrat von Wittenberg, Christian Tylsch (CDU), und weiteren Apothekern der Region wurde über die wirtschaftlichen Herausforderungen der Apotheken und die Auswirkungen des geplanten Apothekenreformgesetzes (ApoRG) diskutiert. Apotheken im ländlichen Raum stehen vor großen wirtschaftlichen Problemen, und die Reformpläne bringen zusätzliche Unsicherheiten mit sich. Apothekenbetreiber hoffen auf mehr Unterstützung von der Politik, um die medizinische Versorgung in diesen Regionen auch in Zukunft sicherstellen zu können.

Währenddessen geht der Rollout eines neuen E-Rezept-Systems voran. Gedisa hat mit der Einführung von CardLink begonnen, einer Lösung zur Einlösung von E-Rezepten, die bereits in 1000 Apotheken eingesetzt wird. Das System soll im Laufe der Woche in 6000 weiteren Apotheken eingeführt werden, was einen erheblichen Fortschritt in der Digitalisierung des Gesundheitswesens darstellt. Für Apotheken bedeutet dies eine erhebliche Erleichterung im Umgang mit E-Rezepten, da Prozesse automatisiert und vereinfacht werden.

Auch im Bereich der Krankenhausreform herrscht weiterhin Spannung. Die schleswig-holsteinische Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken kritisierte die Bundesregierung scharf und warf ihr vor, die Anliegen der Länder zu ignorieren. Seit eineinhalb Jahren hätten die Bundesländer mehrfach auf Probleme hingewiesen, doch diese seien entweder unbeachtet geblieben oder nur mit unverbindlichen Prüfzusagen beantwortet worden. Eine Lösung der Konflikte scheint vorerst nicht in Sicht.

In der Welt der alternativen Medizin kommt es ebenfalls zu Änderungen. Sinusitis Hevert, ein homöopathisches Arzneimittel, wird künftig ohne den Zusatz „SL“ verkauft. Dies betrifft auch die Dosierungsempfehlungen, die für Apotheken und Verbraucher gleichermaßen relevant sind. Die bisherige Version des Produkts wird bis zum 31. Oktober 2024 abverkauft, danach jedoch aus dem Verkehr gezogen.

Innovationen gibt es auch in der Telematikinfrastruktur. Das Unternehmen eHealth Experts GmbH (Ehex) hat die Zulassung für das TI-Gateway „Infinity Gate“ erhalten. Dieses neue System soll die bisherigen Konnektoren in Arztpraxen und Apotheken ablösen und für einen einfacheren Zugang zur Telematikinfrastruktur sorgen. Für Apotheken könnte dies eine deutliche Entlastung im Alltag bedeuten, da der physische Betrieb von Konnektoren entfällt und die Verwaltung zentralisiert wird.

Im Bereich der Menopausetherapie wird derzeit Fezolinetant als neue Behandlungsoption gefeiert. Der nicht-hormonelle Wirkstoff bietet eine Alternative für Frauen, die keine Hormonersatztherapie vertragen oder ablehnen. Während viele diesen Fortschritt begrüßen, gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Langzeitwirkungen und möglicher Nebenwirkungen. Fezolinetant wirkt durch die Hemmung des Neurokinin-3-Rezeptors und soll somit Hitzewallungen effektiv behandeln.


Kommentar:

Die aktuellen Entwicklungen im Apothekenwesen zeigen deutlich, wie Apothekenbetreiber heute in einem Spannungsfeld zwischen Bürokratie und Digitalisierung agieren müssen. Während Fortschritte wie die Einführung von E-Rezepten und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitssektor große Erleichterungen und Effizienzgewinne versprechen, sind die Herausforderungen in der Praxis nach wie vor erheblich. Besonders die formalen Anforderungen bei BtM-Rezepten zeigen, dass eine Entlastung der Apotheken dringend notwendig ist. Fehlerhafte Rezepte und das Risiko von Retaxationen belasten Apothekenbetreiber zusätzlich und gefährden die finanzielle Stabilität vieler Standorte.

Der Fall der verschwundenen E-Rezepte verdeutlicht außerdem, dass auch die Digitalisierung nicht ohne Risiken ist. Neue Technologien wie das E-Rezept bringen zwar Erleichterungen, bergen aber auch neue, teils unvorhersehbare Probleme, die Apotheken in ernsthafte Schwierigkeiten bringen können. Gerade kleine Apotheken stehen oft vor der Herausforderung, die technologische Transformation umzusetzen, während sie gleichzeitig mit bürokratischen Hürden und steigenden finanziellen Belastungen konfrontiert sind.

Der ländliche Raum zeigt hier besonders deutlich, wie stark Apotheken auf politische Unterstützung angewiesen sind. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden zunehmend schwieriger, und ohne klare Reformen wird es für viele Apotheken kaum möglich sein, die Versorgung in strukturschwachen Regionen langfristig sicherzustellen. Die Politik steht in der Verantwortung, nicht nur in Bezug auf das Apothekenreformgesetz Lösungen zu finden, sondern auch den digitalen Wandel sinnvoll zu begleiten. Es reicht nicht, lediglich auf technologische Innovationen zu setzen – der Schutz und die Unterstützung der Apotheken vor Ort muss Priorität haben, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung flächendeckend zu sichern.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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