• 13.09.2024 – Apotheken-Reform vor dem Aus

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Reform vor dem Aus

 

Widerstand und finanzielle Hürden gefährden die Umsetzung dringend benötigter Reformen

Das geplante Apotheken-Reformgesetz droht an wachsendem Widerstand zu scheitern. Ein Scheitern hätte weitreichende finanzielle Folgen für Apotheken, die auf dringend benötigte Honorarerhöhungen und die Wiedereinführung von Skonti hoffen. Nun steht die Frage im Raum, ob die Reformen überhaupt noch realisierbar sind – oder ob die Apotheken auf politische Veränderungen in der nächsten Legislaturperiode warten müssen.


Das geplante Apotheken-Reformgesetz steht vor dem Scheitern. Der wachsende Widerstand aus verschiedenen Interessengruppen, darunter Apothekenvertreter, Krankenkassen und politische Entscheidungsträger, lässt vermuten, dass das Vorhaben in der aktuellen Legislaturperiode nicht mehr umgesetzt wird. Ursprünglich sollte das Gesetz den Apotheken eine signifikante Honorarerhöhung verschaffen und gleichzeitig strukturelle Veränderungen im Gesundheitswesen einleiten. Nun jedoch wird immer deutlicher, dass eine Einigung in den entscheidenden Punkten kaum noch zu erreichen ist.

Der Gesetzentwurf sah vor, die Honorare für Apotheken um insgesamt 2,8 Milliarden Euro zu erhöhen. Diese Summe war notwendig, um die steigenden Kosten in der Arzneimittelversorgung auszugleichen, die in den letzten Jahren zu einer spürbaren wirtschaftlichen Belastung für viele Apotheken geführt haben. Gleichzeitig wurden jedoch Maßnahmen zur Reduktion der bisherigen Leistungen der Apotheken ins Spiel gebracht, die unter dem Begriff „Apotheke light“ bekannt wurden. Diese Umverteilung der Honorare stieß insbesondere bei Apothekenverbänden auf heftigen Widerstand. Sie befürchten, dass solche Maßnahmen langfristig zu einer Schwächung der Apothekenlandschaft in Deutschland führen könnten, da gerade kleinere Apotheken durch den Verlust von Einnahmequellen existenziell bedroht wären.

Besonders problematisch für das Gesetzesvorhaben ist die finanzielle Dimension. Die eigentlichen Kosten der Honoraranpassung werden mittlerweile auf 3,3 Milliarden Euro geschätzt. Solche Summen stoßen im Gesundheits- und Finanzministerium auf starke Vorbehalte. Hinzu kommt der Einfluss der Krankenkassen, die sich gegen zusätzliche finanzielle Belastungen wehren. Sie befürchten, dass höhere Apothekenhonorare auf Kosten ihrer Budgets gehen könnten und haben bereits angekündigt, ihre Bedenken gegenüber der Bundesregierung vehement zu äußern. Auch das Finanzministerium signalisiert Ablehnung, da es bereits durch die Vielzahl an Krisenmaßnahmen in anderen Bereichen stark belastet ist.

Neben der Honorarthematik bleibt auch das Thema Skonti ein ungelöstes Problem. Diese Rabatte, die Apotheken von Großhändlern für frühzeitige Zahlungen erhalten haben, sollten nach dem ursprünglichen Entwurf wegfallen. Das wiederum hätte für viele Apotheken erhebliche wirtschaftliche Einbußen bedeutet. Obwohl die Möglichkeit besteht, die Skonti unabhängig von der Apothekenreform wieder einzuführen, ist es fraglich, ob der Gesundheitsminister nach einem Scheitern des Gesetzes noch genügend politisches Kapital investieren wird, um eine separate Lösung für die Skonti zu finden. Zudem liegt die Zuständigkeit für die Arzneimittelpreisverordnung, in der die Skonti geregelt sind, weiterhin beim Wirtschaftsministerium, das bisher wenig Interesse an diesem Thema gezeigt hat.

Sollte das Apotheken-Reformgesetz tatsächlich scheitern, bliebe eine bittere Bilanz. Die Apotheken, die auf eine signifikante finanzielle Entlastung gehofft hatten, könnten mit einem Verlust von bis zu 400 Millionen Euro allein durch entgangene Skonti rechnen. Zudem bliebe die Honorarforderung von 2,8 Milliarden Euro unerfüllt, was zu einem weiteren Aushöhlen der wirtschaftlichen Basis vieler Apotheken führen könnte. Branchenvertreter sehen in diesem möglichen Scheitern auch einen Mangel an politischer Unterstützung für die Apothekenlandschaft insgesamt.

Die Hoffnung auf eine Lösung in dieser schwierigen Lage richtet sich nun auf die nächsten Wahlen und eine mögliche neue Regierung, die den Apotheken wieder mehr Gehör verschafft. Experten raten dazu, frühzeitig politische Allianzen zu schmieden und neue Brücken zu bauen, um in zukünftigen Gesetzgebungsverfahren erfolgreicher verhandeln zu können. Dabei rückt auch das Thema Cannabis zunehmend in den Fokus, da es für Apotheken eine neue Einnahmequelle darstellen könnte, die in den politischen Verhandlungen gezielt genutzt werden muss.

 
Kommentar:

Das drohende Scheitern des Apotheken-Reformgesetzes ist ein ernüchterndes Signal für die Zukunft des deutschen Apothekenwesens. Es zeigt, wie schwierig es ist, in einem von unterschiedlichen Interessen geprägten Umfeld Kompromisse zu finden, die alle Seiten zufriedenstellen. Für die Apotheken geht es um nichts weniger als ihre wirtschaftliche Existenz. Die geforderten Honoraranpassungen waren nicht übertrieben, sondern eine notwendige Reaktion auf die steigenden Kosten in der Arzneimittelversorgung. Doch die politische Realität lässt solche Forderungen oft unerfüllt.

Der Widerstand der Krankenkassen und die finanzielle Zurückhaltung der Ministerien machen deutlich, dass das Apothekenwesen in der gesundheitspolitischen Agenda nicht die höchste Priorität hat. Ein Scheitern des Gesetzes wäre ein herber Rückschlag für die Apothekenlandschaft, die bereits jetzt unter großem wirtschaftlichen Druck steht. Besonders kleinere und ländliche Apotheken kämpfen ums Überleben und könnten ohne entsprechende finanzielle Unterstützung langfristig verschwinden.

Auch das Thema Skonti, das vermeintlich einfacher zu lösen wäre, bleibt ungelöst. Die Rückkehr zu den früheren Rabatten könnte vielen Apotheken eine finanzielle Atempause verschaffen. Doch ob der politische Wille nach einem Scheitern des Reformgesetzes noch vorhanden ist, bleibt fraglich.

Die Apotheken müssen sich nun auf eine schwierige Übergangszeit einstellen. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft liegt in den nächsten Wahlen. Doch es reicht nicht, auf den politischen Wechsel zu hoffen. Die Apotheken sollten ihre Strategien überdenken und frühzeitig neue Allianzen aufbauen, um in zukünftigen Verhandlungen stärker auftreten zu können. Besonders das Thema Cannabis, das als neues Geschäftsfeld an Bedeutung gewinnt, könnte eine wichtige Rolle spielen und muss in der politischen Debatte stärker eingebracht werden.

Letztlich bleibt die Frage, ob die Apotheken im Gesundheitswesen den Platz einnehmen können, den sie verdienen – als wichtige Stütze der medizinischen Versorgung. Nur wenn das politische Umfeld dies anerkennt und entsprechend handelt, können nachhaltige Lösungen gefunden werden.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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