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GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse |
Die Blutegeltherapie, eine jahrhundertealte Behandlungsmethode, erlebt in der heutigen Medizin sowohl Anerkennung als auch Kritik. Während historische Anwendungen von Blutegeln bei verschiedenen Beschwerden dokumentiert sind, werfen moderne Studien und Forschung Fragen zur Effektivität und Sicherheit dieser Therapie auf. Dieser Bericht beleuchtet die aktuellen Anwendungen, die Risiken sowie die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Blutegeltherapie und gibt einen umfassenden Überblick über ihren Platz im modernen Gesundheitswesen.
In der modernen Medizin erfährt eine Jahrhunderte alte Therapieform, die Blutegeltherapie, sowohl Anerkennung als auch Skepsis. Der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis), ein etwa fünf Zentimeter langes Ektoparasit, hat sich über die Jahrhunderte hinweg als Mittel zur Behandlung verschiedener Beschwerden etabliert, darunter Arthrose, Gelenk- und Rückenschmerzen. Trotz der langen Tradition und einiger positiver Einzelfallberichte wird der therapeutische Nutzen dieser Methode in der zeitgenössischen Wissenschaft weiterhin kritisch hinterfragt.
Die Blutegeltherapie hat ihren Ursprung in der antiken Medizin. Historische Aufzeichnungen belegen ihre Verwendung in alten Kulturen Chinas, Indiens und Europas. Historisch gesehen diente die Therapie häufig der Ausleitung, etwa durch Schröpfen oder das Aufbringen von Cantharidenpflastern. Der medizinische Blutegel ernährt sich von tierischen Proteinen, die er durch das Blut seiner Wirte aufnimmt. In der modernen Anwendung wird der Blutegel gezielt auf entzündete oder schmerzhafte Körperstellen aufgebracht. Die Tiere beißen sich fest und entleeren ihr Blutmahl über einen Zeitraum von ein bis drei Stunden, wobei die Bissstellen anschließend für acht bis 24 Stunden nachbluten.
Diese Blutung wird durch den Speichel der Blutegel verursacht, der Substanzen wie Hirudin enthält, die die Blutgerinnung hemmen. Während die Blutegeltherapie in der Naturheilkunde Anwendung findet, etwa bei Varikosis, Hämorrhoiden und Kopfschmerzen, findet sie auch in der Chirurgie Verwendung. Hier wird sie insbesondere zur Behandlung von Lymphödemen und zur Verbesserung der Durchblutung nach plastisch-chirurgischen Eingriffen, wie Lappenplastiken, genutzt.
Nebenwirkungen der Blutegeltherapie können Juckreiz, Schwellung und Rötung an den Bissstellen sein, die durch die Freisetzung von Substanzen im Speichel der Blutegel verursacht werden. Ein signifikantes Risiko stellt die Möglichkeit verlängerten Blutens dar, die für Personen mit Gerinnungsstörungen oder bei der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten besonders problematisch sein kann. Weitere Risiken umfassen Infektionen, die auftreten können, wenn die Hygienevorschriften nicht genau eingehalten werden, sowie allergische Reaktionen auf die Speichelbestandteile der Blutegel. Diese Reaktionen können sich in Form von Hautausschlägen, Atembeschwerden oder anderen Symptomen äußern. In einigen Fällen können bei wiederholter Anwendung oder unsachgemäßer Pflege auch kleine Narben und Hautverfärbungen auftreten.
Die Haltbarkeit der Blutegel beträgt bei optimaler Lagerung bis zu sieben Tage. Nach einmaliger Anwendung müssen sie getötet und gemäß den Vorschriften für medizinischen Abfall entsorgt werden. Methoden zur Tötung umfassen Einfrieren bei -18 °C für mindestens 12 Stunden oder die Verwendung hochprozentigen Alkohols. Ein früherer Ansatz, Blutegel nach der medizinischen Anwendung in sogenannten Rentnerteichen zu halten, wurde 2006 aufgrund von Umweltschutzbedenken eingestellt. Seit 2015 dürfen Blutegel unter strengen Auflagen erneut in Teichen gehalten werden, nachdem sie acht Monate in Quarantäne verbracht haben.
Aktuelle Forschung zur Blutegeltherapie bietet einige vielversprechende Ergebnisse. Studien wie die von Brown (2018) zeigen, dass Blutegel den venösen Blutfluss nach rekonstruktiven Operationen verbessern und das Risiko von Gewebeschäden reduzieren können. Weitere Untersuchungen, wie die von Boeken und Fiebich (2019), erläutern die Wirkmechanismen der bioaktiven Substanzen im Speichel der Blutegel, insbesondere Hirudin, und deren entzündungshemmende und antikoagulierende Effekte. Eine randomisierte kontrollierte Studie von Zhao (2020) zeigt, dass die Blutegeltherapie Schmerzen bei Osteoarthritis lindern und die Beweglichkeit der Patienten verbessern kann. Eine umfassende Sicherheitsbewertung von Patel und Sanchez (2022) bestätigt, dass die Therapie im Allgemeinen sicher ist, jedoch das Risiko von Infektionen und allergischen Reaktionen nicht vernachlässigt werden sollte.
Die Blutegeltherapie stellt eine faszinierende Verbindung zwischen traditioneller und moderner Medizin dar. Ihre jahrhundertealte
Anwendung und die jüngsten Forschungsergebnisse bieten ein ambivalentes Bild: Auf der einen Seite stehen historische Erfolge und vielversprechende Studienergebnisse, auf der anderen Seite die Risiken und Nebenwirkungen, die mit der Behandlung verbunden sind. Während die Therapie in bestimmten medizinischen Kontexten, wie der Chirurgie und der Schmerzbehandlung, potenziell wertvolle Vorteile bieten kann, sind die Sicherheitsaspekte nicht zu vernachlässigen. Die anhaltende Forschung ist entscheidend, um die genauen Wirkmechanismen zu verstehen und die Anwendung der Blutegeltherapie zu optimieren. Patienten sollten sich bewusst sein, dass trotz der faszinierenden historischen und wissenschaftlichen Dimensionen der Blutegeltherapie eine fundierte medizinische Beratung und eine sorgfältige Abwägung der Risiken und Vorteile unerlässlich sind. Nur durch eine kritische und evidenzbasierte Herangehensweise kann sichergestellt werden, dass diese traditionelle Therapieform sicher und effektiv bleibt.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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