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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheken stehen derzeit vor vielfältigen Herausforderungen: Von der Bedeutung spezialisierter Versicherungen zum Schutz vor Risiken über die Bedrohung durch sinkende Zahlungsmoral und Reformen, die Patientensicherheit gefährden, bis hin zu internen Konflikten wie der Streit mit Noventi. Parallel dazu zeigen aktuelle Gesundheitsberichte, wie wichtig präventive Maßnahmen bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten und Allergien sind, während die EU vor gefährlichen Nebenwirkungen von MS-Medikamenten warnt. Hinzu kommt die zunehmende Bedeutung der Erwerbsminderungsrente, die immer mehr Menschen betrifft. Die Lage bleibt angespannt, insbesondere im Hinblick auf die umstrittenen Apothekenreformen und deren potenzielle Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung.
Sicher durch den Apothekenalltag: Die Bedeutung spezialisierter Versicherungen
Apotheken stehen vor der Herausforderung, ihre Versicherungsstrategie präzise und umfassend zu gestalten, um den vielfältigen Risiken, denen sie ausgesetzt sind, gerecht zu werden. Während elementare Versicherungen wie die Berufs- und Produkthaftpflicht sowie die Inhaltsversicherung als Grundgerüst des Versicherungsschutzes dienen, reicht dieser Basisschutz in den meisten Fällen nicht aus, um alle potenziellen Gefahren abzudecken, denen eine Apotheke ausgesetzt ist.
Ein zentrales Thema in der Versicherungsplanung für Apotheken ist die Frage, ob und in welchem Umfang zusätzliche Absicherungen notwendig sind. Eine der häufigsten Überlegungen betrifft die Vollkaskoversicherung. Apothekeninhaber müssen entscheiden, ob sie dieses umfassende Versicherungspaket benötigen oder ob sie bestimmte Risiken, etwa durch Schadensfälle, aus eigenen Mitteln tragen können. Diese Entscheidung erfordert eine genaue Abwägung der individuellen Risikotragfähigkeit und eine eingehende Beratung durch Fachleute.
Spezialisierte Versicherer, die sich auf den Apothekenbetrieb fokussiert haben, bieten hierbei wertvolle Unterstützung. Diese Versicherer kennen die spezifischen Risiken, die im Apothekenalltag auftreten können, sei es durch den Umgang mit sensiblen Arzneimitteln, durch gesetzliche Vorgaben oder durch den täglichen Kundenkontakt. Aus dieser Expertise heraus entwickeln sie maßgeschneiderte Versicherungspakete, die gezielt auf die Bedürfnisse und Anforderungen von Apotheken abgestimmt sind.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn diese spezialisierten Versicherungen im Rahmenvertrag in Kooperation mit Berufsorganisationen angeboten werden. Diese Rahmenverträge bieten oft nicht nur günstigere Konditionen, sondern auch eine breite Absicherung, die standardmäßig alle relevanten Bereiche des Apothekenbetriebs abdeckt. Dadurch wird das Risiko minimiert, dass wichtige Versicherungsaspekte übersehen werden, was zu gefährlichen Versicherungslücken führen könnte. Gleichzeitig werden Doppelabsicherungen vermieden, die unnötige Kosten verursachen könnten.
Die richtige Versicherung ist für Apotheken von entscheidender Bedeutung, um finanzielle Sicherheit zu gewährleisten und den Betriebsablauf im Schadensfall nicht zu gefährden. Eine umfassende, auf die speziellen Bedürfnisse der Apotheke zugeschnittene Beratung durch Experten ist daher unerlässlich. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Apotheke optimal geschützt ist und gleichzeitig die Versicherungskosten in einem vertretbaren Rahmen bleiben.
Die Versicherungslandschaft für Apotheken ist komplex und stellt Inhaber vor zahlreiche Herausforderungen. In einer Branche, die von gesetzlichen Vorgaben, einem hohen Maß an Verantwortung und einem ständigen Kundenkontakt geprägt ist, kann die Wahl des richtigen Versicherungsschutzes schnell zu einer schwierigen Aufgabe werden. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, dass Apothekeninhaber sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und auf spezialisierte Beratung setzen.
Es gibt keinen Platz für pauschale Lösungen. Jede Apotheke hat ihre eigenen spezifischen Anforderungen und Risiken, die individuell bewertet und abgesichert werden müssen. Dabei geht es nicht nur darum, sich vor offensichtlichen Gefahren wie Haftungsansprüchen oder Sachschäden zu schützen. Vielmehr muss der Versicherungsschutz auch weniger offensichtliche, aber ebenso bedrohliche Risiken abdecken, wie etwa Cyberangriffe, die Manipulation von Arzneimitteln oder unvorhersehbare Rechtsstreitigkeiten.
Spezialisierte Versicherer, die den Apothekenbetrieb aus langjähriger Erfahrung kennen, bieten hier den entscheidenden Vorteil. Sie verstehen nicht nur die branchenspezifischen Risiken, sondern auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Besonderheiten des Apothekenalltags. Ihre maßgeschneiderten Versicherungslösungen sind daher mehr als nur ein Angebot – sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Risikomanagements einer Apotheke.
Es ist jedoch bedenklich, wie oft Apotheken entweder überversichert sind und dadurch unnötige Kosten tragen oder aber gravierende Versicherungslücken aufweisen, weil die Risiken falsch eingeschätzt wurden. In beiden Fällen kann das fatale Folgen haben, die nicht nur finanzielle Verluste nach sich ziehen, sondern auch den Betrieb und das Vertrauen der Kunden nachhaltig schädigen können.
Hier zeigt sich, dass eine spezialisierte und fundierte Beratung unerlässlich ist. Apotheken müssen sicherstellen, dass sie einen ausgewogenen Versicherungsschutz haben, der alle relevanten Risiken abdeckt, ohne dabei in Überversicherungen zu investieren. Die richtige Balance zu finden, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die nicht ohne Expertenwissen gelöst werden kann.
Letztlich ist die Investition in einen maßgeschneiderten Versicherungsschutz nicht nur eine Frage der finanziellen Absicherung, sondern auch eine Frage der unternehmerischen Verantwortung. Eine gut abgesicherte Apotheke kann sich im Krisenfall auf ihren Versicherungsschutz verlassen und so den Betrieb schnell wieder aufnehmen. Gleichzeitig signalisiert sie ihren Mitarbeitern und Kunden, dass sie in jeder Hinsicht professionell und vorausschauend handelt. In einer Branche, die auf Vertrauen und Zuverlässigkeit aufbaut, ist dies ein unschätzbarer Wert.
Erwerbsminderungsrente: Jeder siebte Neurentner unter 45 Jahren
Im Jahr 2023 erhielten knapp 1,8 Millionen Menschen in Deutschland eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Diese wird an Personen gezahlt, die aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen nicht mehr in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt durch Erwerbsarbeit vollständig oder teilweise zu bestreiten. Laut aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung betrug die durchschnittliche Rentenhöhe weniger als 980 Euro pro Monat. Diese vergleichsweise geringe Summe verdeutlicht die finanzielle Herausforderung, vor der viele Empfänger dieser Rente stehen.
Besonders bemerkenswert ist die Altersstruktur der Neurentner. Von den mehr als 164.000 Personen, die im Jahr 2023 erstmals eine Erwerbsminderungsrente beantragten und erhielten, war jeder Siebte jünger als 45 Jahre. Das entspricht etwa 15 Prozent der neuen Rentenbezieher. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass Erwerbsminderung nicht nur eine Frage des Alters ist, sondern auch jüngere Menschen betreffen kann, die sich noch im aktiven Erwerbsleben befinden. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und reichen von chronischen Erkrankungen über psychische Belastungen bis hin zu schweren Unfällen.
Die Statistik macht auch deutlich, wie wichtig die Erwerbsminderungsrente als soziales Sicherungssystem ist. Sie bietet Menschen, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation nicht mehr arbeiten können, eine finanzielle Unterstützung. Gleichzeitig wirft die Höhe der ausgezahlten Renten Fragen nach der ausreichenden Absicherung der Betroffenen auf, insbesondere in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten.
Die Zahlen der Deutschen Rentenversicherung zur Erwerbsminderungsrente sind alarmierend und verdeutlichen die Dringlichkeit einer breiten gesellschaftlichen Debatte über die Absicherung von Erwerbsgeminderten in Deutschland. Dass 15 Prozent der neuen Rentner unter 45 Jahre alt sind, zeigt, wie gravierend die Problematik auch jüngere Menschen betrifft. Es ist erschreckend, dass bereits in einem so frühen Alter die Erwerbsfähigkeit dauerhaft beeinträchtigt sein kann.
Die geringe durchschnittliche Rentenhöhe von weniger als 980 Euro pro Monat ist ein klares Signal, dass das System der Erwerbsminderungsrente auf den Prüfstand gestellt werden muss. Wie sollen Menschen, die bereits mit gesundheitlichen Einschränkungen zu kämpfen haben, mit einem so niedrigen Einkommen ihren Lebensunterhalt bestreiten? Die Antwort der Politik auf diese Frage ist längst überfällig.
Es ist an der Zeit, dass die Rahmenbedingungen für die Erwerbsminderungsrente grundlegend reformiert werden. Eine höhere Absicherung der Betroffenen, die auch den steigenden Lebenshaltungskosten gerecht wird, ist unabdingbar. Darüber hinaus muss präventiv mehr getan werden, um die Gesundheit der Menschen im Erwerbsleben zu schützen und frühe Renteneintritte zu vermeiden. Die Erwerbsminderungsrente darf nicht zur Armutsfalle werden, sondern muss eine echte Unterstützung für diejenigen bieten, die sie benötigen.
Reform der ABDA: Droht der Deutschen Apothekerschaft ein Machtverlust?
Die jüngste Strukturreform der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) hat zu erheblichen Spannungen innerhalb der deutschen Apothekerschaft geführt. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht die künftige Rolle des Deutschen Apothekertags (DAT), der ab 2025 durch einschneidende Änderungen deutlich an Einfluss verlieren könnte. Diese Reform wurde von der Mitgliederversammlung der ABDA im Juni beschlossen und soll ab dem 1. Januar 2025 in Kraft treten.
Der DAT, bisher als Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker ein zentraler Bestandteil der ABDA-Struktur, wird künftig nicht mehr in der bisherigen Form als Beschlussorgan agieren. Die dort gefassten Beschlüsse sollen ab 2025 lediglich „sachgerecht berücksichtigt“ werden, während die endgültige Entscheidung über deren Umsetzung den internen Gremien der ABDA, insbesondere dem Gesamtvorstand und dem Geschäftsführenden Vorstand, obliegt. Kritiker wie Dr. Christoph Klotz aus Westfalen-Lippe sehen darin eine gravierende Schwächung der demokratischen Mitbestimmung innerhalb der Standesvertretung.
Ein weiterer Aspekt der Reform betrifft die Reduzierung der Häufigkeit der Mitgliederversammlungen, die künftig nur noch einmal jährlich stattfinden sollen, während der Gesamtvorstand häufiger tagen wird. Gleichzeitig wird der Geschäftsführende Vorstand von fünf auf sieben Mitglieder erweitert. Diese Entwicklungen haben innerhalb der Apothekerschaft die Sorge ausgelöst, dass Entscheidungsprozesse zunehmend zentralisiert und weniger transparent werden.
Dr. Klotz, einer der prominentesten Kritiker der Reform, befürchtet, dass der DAT durch diese Änderungen zu einer „Scheinveranstaltung“ degradiert wird, deren Beschlüsse kaum noch Einfluss auf die tatsächliche Politik der ABDA haben werden. Er warnt vor einer Machtverschiebung hin zu den internen Führungskreisen der ABDA und einem Verlust an demokratischer Legitimation.
Die finale Form der neuen Satzung wird erst ab 2025 öffentlich zugänglich sein, was die Intransparenz der Reform weiter befeuert. Angesichts der aktuellen politischen Lage sei es laut Klotz unverantwortlich, den DAT auf eine rein symbolische Veranstaltung zu reduzieren.
Dr. Klotz selbst wird in den kommenden Jahren nicht mehr am DAT teilnehmen, da seine Liste „BasisApotheker“ bei der Kammerwahl in Westfalen-Lippe nicht genügend Sitze erringen konnte, um den Fraktionsstatus zu behalten. Dies hindert ihn daran, Delegierte zum DAT zu entsenden und aktiv an den Diskussionen teilzunehmen.
Die Diskussion über die zukünftige Rolle des DAT und die Ausrichtung der ABDA wird innerhalb der Apothekerschaft weitergeführt, während die geplanten Änderungen bereits jetzt für erheblichen Unmut sorgen.
Die geplante Reform der ABDA-Satzung könnte für die deutsche Apothekerschaft weitreichende Folgen haben. Was auf den ersten Blick als notwendige Modernisierung erscheinen mag, birgt das Risiko einer erheblichen Schwächung der demokratischen Mitbestimmung innerhalb der Standesvertretung. Der Deutsche Apothekertag, bisher eine zentrale Plattform für die Meinungsbildung und Entscheidungsfindung der Apothekerinnen und Apotheker, droht zu einer reinen Showveranstaltung zu verkommen.
Es ist nachvollziehbar, dass die ABDA ihre Strukturen anpassen möchte, um effizienter zu arbeiten. Doch die Art und Weise, wie diese Reformen durchgesetzt werden, lässt berechtigte Zweifel an den tatsächlichen Motiven aufkommen. Die Reduzierung der Mitgliederversammlungen und die Stärkung der Macht der internen Gremien könnten dazu führen, dass wichtige Entscheidungen zunehmend hinter verschlossenen Türen getroffen werden – fernab der Basis, die eigentlich die Grundlage jeder Standesvertretung bilden sollte.
Die Apothekerschaft sollte sich fragen, ob sie bereit ist, diesen Machtverlust hinzunehmen. Der Vergleich mit dem Deutschen Ärztetag zeigt, wie wichtig eine lebendige und offene Diskussion für die politische Gestaltung eines Berufsstandes ist. Wenn die Apothekerinnen und Apotheker weiterhin eine starke und einflussreiche Standesvertretung wollen, müssen sie jetzt ihre Stimme erheben und sicherstellen, dass der DAT nicht zu einem zahnlosen Tiger wird.
Es bleibt zu hoffen, dass die ABDA die Bedenken ihrer Mitglieder ernst nimmt und bereit ist, den Dialog zu suchen, bevor die Reformen in Kraft treten. Die Zukunft der Apothekerschaft in Deutschland hängt davon ab, dass ihre Interessen weiterhin transparent und demokratisch vertreten werden.
Sinkende Zahlungsmoral gefährdet Apotheken und Patientenversorgung
Die Apotheken in Deutschland sehen sich zunehmend mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert, die durch die sinkende Zahlungsmoral ihrer Kundschaft verschärft werden. Jens Boving, Inhaber der Apotheke am Markt in Ellwangen, beschreibt eine besorgniserregende Entwicklung, die sich seit der COVID-19-Pandemie abzeichnet. Immer häufiger bleiben Rechnungen unbezahlt, was nicht nur die wirtschaftliche Stabilität der Apotheken, sondern auch die Versorgung von Patienten gefährdet.
Besonders betroffen sind Privatversicherte, die in Ellwangen aufgrund der hohen Zahl an Beamten etwa 30 Prozent der Kundschaft ausmachen. Obwohl dies auf den ersten Blick positiv erscheint, birgt es erhebliche Risiken. Boving berichtet, dass insbesondere chronisch kranke Patienten, die oft berufsunfähig sind, Schwierigkeiten haben, die steigenden Kosten für ihre Medikamente zu tragen. Diese Situation wird durch die Nachwirkungen der Pandemie noch verschärft, da viele Selbstständige weiterhin unter den wirtschaftlichen Folgen leiden.
Die ausbleibenden Zahlungen stellen Apotheken vor ein Dilemma: Einerseits müssen sie weiterhin eine hochwertige Versorgung sicherstellen, andererseits kämpfen sie mit den finanziellen Einbußen durch unbezahlte Rechnungen. Besonders problematisch wird es bei teuren Medikamenten, deren Kosten Apotheken oft vorfinanzieren müssen.
Boving erwägt, sein Forderungsmanagement zu überarbeiten und denkt dabei auch an die Möglichkeit von Ratenzahlungen. Er betont jedoch, dass der Einsatz von Inkassounternehmen wenig erfolgversprechend sei, da in vielen Fällen nichts mehr zu holen sei.
Eine mögliche Lösung könnte die Direktabrechnung mit privaten Versicherungen sein. Diese ist jedoch mit erheblichem bürokratischem Aufwand verbunden, da Versicherungen häufig nur Teilbeträge erstatten. Boving fordert daher, dass die Politik sich dieser Problematik annimmt, um eine langfristige Lösung zu finden. Schließlich gehe es um die Gesundheit der Patienten, die nicht in der Lage seien, die hohen Vorleistungskosten für ihre Medikamente über längere Zeiträume zu tragen.
Die alarmierende Entwicklung, die Jens Boving schildert, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Auswirkungen der Pandemie noch längst nicht überwunden sind. Was einst als temporäre Krise erschien, hat sich zu einem chronischen Problem entwickelt, das die finanzielle Stabilität vieler Apotheken und die Versorgungssicherheit der Patienten bedroht.
Es ist beunruhigend, dass gerade chronisch kranke und wirtschaftlich schwächere Menschen in diese Lage geraten. Die steigenden Kosten im Gesundheitswesen treffen diejenigen am härtesten, die ohnehin schon stark belastet sind. Hier zeigt sich eine strukturelle Schwäche des Systems, die dringend behoben werden muss.
Die Politik ist gefordert, schnell und entschlossen zu handeln. Es kann nicht allein in der Verantwortung der Apotheken liegen, die finanzielle Lücke zu schließen, die durch die sinkende Zahlungsmoral und die komplexen Abrechnungsmodalitäten entstanden ist. Eine umfassende Reform, die sowohl die Bürokratie abbaut als auch die finanzielle Belastung der Patienten mindert, ist notwendig.
Gleichzeitig müssen auch die Versicherungen in die Pflicht genommen werden. Die derzeitigen Abrechnungsverfahren sind nicht nur zeitaufwendig, sondern belasten die Patienten zusätzlich, indem sie diese dazu zwingen, in Vorleistung zu gehen. Eine direkte und unbürokratische Abrechnung zwischen Apotheken und Versicherungen könnte hier Abhilfe schaffen und das Vertrauen in das Gesundheitssystem stärken.
Die aktuellen Herausforderungen zeigen, dass es nicht nur darum geht, die unmittelbaren Folgen der Pandemie zu bewältigen, sondern auch darum, langfristige Lösungen zu entwickeln, die das Gesundheitssystem widerstandsfähiger machen. Denn am Ende darf nicht vergessen werden: Es geht um die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen – und das sollte oberste Priorität haben.
Apothekerverbände rufen zu Protesten gegen Lauterbachs Apothekenreform auf
In der kommenden Woche, kurz vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, sind Protestkundgebungen in Erfurt und Dresden geplant. Der Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt (LAV) hat seine Mitglieder dazu aufgerufen, diese Demonstrationen durch ihre Teilnahme zu unterstützen. Hintergrund der Proteste ist der umstrittene Gesetzentwurf zur Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der auf erhebliche Widerstände innerhalb der Bundesregierung stößt. Insbesondere das FDP-geführte Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) blockiert den Entwurf mit einem Leitungsvorbehalt, was die Verabschiedung des Gesetzes derzeit verhindert.
Der LAV sieht in den bisherigen Protestaktionen einen ersten Erfolg. Gespräche mit Politikern, zahlreiche Presseartikel sowie Briefe und persönliche Gespräche mit Bundestags- und Landtagsabgeordneten haben dazu beigetragen, das Thema auf die politische Agenda zu setzen. Die Apotheken kämpfen für den Erhalt einer wohnortnahen, persönlichen und qualitativ hochwertigen Arzneimittelversorgung, die durch die geplante Reform gefährdet scheint. „Umso mehr gilt es jetzt, nicht nachzulassen und unseren Argumenten und unserem Protest weiterhin Gehör zu verschaffen!“, erklärte der Verband.
Die Protestkundgebungen sollen am 28. August von 15 bis 17 Uhr auf dem Postplatz in Dresden und vor der Staatskanzlei in Erfurt stattfinden. Der LAV stellt jedoch keine Busse zur Verfügung, da dieses Angebot bei vorherigen Demonstrationen nur wenig genutzt wurde. Der Verband verweist darauf, dass sowohl Erfurt als auch Dresden aus Sachsen-Anhalt gut mit Bahn oder Auto erreichbar seien. Der LAV-Vorstand appellierte an die Apothekenteams, sich den Demonstrationen anzuschließen und damit ihre Kollegen in Sachsen und Thüringen zu unterstützen.
Der Aufruf des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt zur Teilnahme an den Protestkundgebungen in Erfurt und Dresden ist ein deutliches Zeichen der Solidarität innerhalb der Apothekenlandschaft in Deutschland. Die geplante Apothekenreform bedroht nicht nur die Existenz vieler kleinerer Apotheken, sondern auch die flächendeckende, persönliche Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln. Dass sich nun Apothekenteams aus Sachsen-Anhalt mit ihren Kollegen in Sachsen und Thüringen solidarisieren, zeigt die Dringlichkeit des Anliegens.
Die Blockade des Gesetzentwurfs durch das BMBF verdeutlicht die politische Brisanz des Themas. Es ist bemerkenswert, dass der Protest bereits erste Erfolge zeigt und das Thema auf der politischen Agenda angekommen ist. Doch der Kampf ist noch nicht gewonnen. Es bleibt entscheidend, dass die Apothekenteams weiterhin ihre Stimme erheben und den Druck auf die politischen Entscheidungsträger aufrechterhalten. Der Verzicht auf die Bereitstellung von Bussen mag pragmatisch sein, könnte aber auch als Signal verstanden werden: Die Apotheken sind entschlossen, ihre Anliegen unabhängig und aus eigener Kraft zu vertreten. Das verdient Respekt und Unterstützung.
Apothekenreform: Besorgnis um Patientensicherheit wächst
Die Apothekerin Marietheres Reher-Gremme aus Dülmen hat in einem offenen Brief an den Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Stefan Schwartze, ihre ernsthafte Besorgnis über die geplante Apothekenreform (ApoRG) zum Ausdruck gebracht. Die Reform, die in Kürze dem Kabinett vorgelegt werden soll, sieht vor, Apotheken die Möglichkeit zu geben, auch ohne approbierte Apotheker zu arbeiten. Reher-Gremme warnt in ihrem Schreiben vor den weitreichenden Konsequenzen, die diese Änderungen für die Patientensicherheit haben könnten.
Laut Reher-Gremme würde die Reform das bewährte System der inhabergeführten Apotheken vor Ort schwächen und die qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten gefährden. Besonders kritisch sieht sie die Möglichkeit, dass Apotheken ohne fachlich qualifiziertes Personal agieren könnten, was ihrer Meinung nach die Patienten täuschen würde. Die Apothekerin führt aus, dass in einem solchen Szenario wichtige Medikamente, wie Betäubungsmittel oder individuell hergestellte Rezepturen, möglicherweise nur noch einmal wöchentlich ausgegeben werden könnten, wenn ein Apotheker anwesend ist. Dies hätte insbesondere für Palliativ- und Schmerzpatienten gravierende Folgen, die darauf angewiesen sind, ihre Versorgung kurzfristig und bedarfsgerecht zu planen.
Weiterhin weist Reher-Gremme darauf hin, dass die Reform die Versorgung mit teuren Medikamenten, sogenannten Hochpreisern, erheblich erschweren könnte. Aufgrund der finanziellen Risiken und der niedrigen Margen, die durch die Reform entstehen würden, könnten viele Apotheken künftig nicht mehr in der Lage sein, diese Medikamente zu führen. Dies würde insbesondere chronisch kranke Menschen treffen, die auf solche Arzneimittel angewiesen sind. Die Apothekerin prognostiziert, dass Kapitalgesellschaften den Markt übernehmen könnten, was langfristig negative Auswirkungen auf die Patientenversorgung hätte.
In ihrem offenen Brief fordert Reher-Gremme den Patientenbeauftragten Schwartze auf, seine Verantwortung wahrzunehmen und sich öffentlich gegen die Reform auszusprechen. Sie betont, dass das Apothekensterben bereits in vollem Gange sei und durch die geplanten Änderungen weiter beschleunigt werde. Bislang blieb der Brief unbeantwortet, und die Zeit bis zur Verabschiedung der Reform im Kabinett wird knapp.
Die Warnungen der Apothekerin Marietheres Reher-Gremme verdienen ernsthafte Beachtung. Die geplante Apothekenreform stellt nicht nur die Zukunft der Apothekenlandschaft in Deutschland infrage, sondern könnte auch die Patientensicherheit massiv gefährden. Es ist ein alarmierendes Signal, wenn eine erfahrene Apothekerin wie Reher-Gremme in so deutlichen Worten vor den Konsequenzen warnt. Die Möglichkeit, dass Apotheken ohne approbierte Fachkräfte betrieben werden könnten, wirft grundlegende Fragen zur Qualität der Gesundheitsversorgung auf.
Der Apothekenberuf erfordert hohe fachliche Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein, insbesondere wenn es um die Abgabe von Betäubungsmitteln oder die Herstellung individueller Rezepturen geht. Die Vorstellung, dass solche Aufgaben künftig auch von weniger qualifiziertem Personal übernommen werden könnten, ist erschreckend. Patienten könnten durch eine solche Reform getäuscht und gefährdet werden.
Zudem ist die Sorge um die Versorgung mit teuren Medikamenten, den sogenannten Hochpreisern, mehr als berechtigt. Wenn Apotheken aufgrund finanzieller Risiken diese wichtigen Arzneimittel nicht mehr führen können, trifft dies insbesondere die Schwächsten: chronisch Kranke, die auf eine kontinuierliche und zuverlässige Versorgung angewiesen sind. Der drohende Verlust von inhabergeführten Apotheken zugunsten großer Kapitalgesellschaften könnte die Situation weiter verschärfen.
Stefan Schwartze, der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, ist jetzt gefordert, seiner Verantwortung gerecht zu werden. Ein Schweigen zu diesen kritischen Fragen wäre ein fatales Signal. Es geht um nichts weniger als die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen und flächendeckenden Versorgung der Patienten in Deutschland. Hier ist entschlossenes Handeln gefragt – im Interesse aller Patienten.
Apothekenreform: Gefahr für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum?
Der CDU-Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel hat scharfe Kritik an den geplanten Reformen im Apothekenwesen durch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geäußert. Laut Rüddel sei das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) in seiner derzeitigen Form nicht geeignet, die bestehende Apothekenstruktur zu bewahren. Insbesondere für Apotheken im ländlichen Raum sieht er durch die Reformen erhebliche Risiken.
Rüddel argumentiert, dass die finanzielle Basis der Landapotheken gefährdet werde, da der notwendige Inflationsausgleich von Lauterbach nicht berücksichtigt werde. Stattdessen plane der Minister lediglich eine kostenneutrale Umverteilung der Einnahmen zwischen Stadt- und Landapotheken, was Rüddel zufolge zu einem weiteren Druck auf die ohnehin schon gefährdeten Landapotheken führen könnte.
Besonders besorgt zeigt sich Rüddel über die möglichen Auswirkungen auf die Beratungsqualität in Apotheken. Er betont, dass Umsatz nicht gleich Gewinn sei und dass Apotheken ohne approbierte Apotheker
nur schwer ihre zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung aufrechterhalten könnten. Die kompetente Beratung durch Apotheker
sei unverzichtbar, um etwaige Gesundheitsrisiken durch falsche Medikamenteneinnahmen zu minimieren.
Auch die Zukunft der Notdienste in Apotheken sieht Rüddel gefährdet. Bei weiter sinkenden Einnahmen, so seine Befürchtung, könnten insbesondere ländliche Apotheken diese Dienste nicht mehr in der bisherigen Form aufrechterhalten. Bereits jetzt lasse sich ein Rückgang der Apotheken im ländlichen Raum statistisch belegen.
Rüddel fordert daher, dass Apotheken als zentrale Versorgungseinheiten, insbesondere im ländlichen Raum, gestärkt und nicht geschwächt werden. Zwar seien technische Innovationen wie Roboter oder Telemedizin eine sinnvolle Ergänzung, doch die individuellen Kompetenzen der Apotheker
seien unverzichtbar. Er kritisiert, dass die geplanten Reformen die Versorgungslandschaft eher schwächen als stärken könnten. Laut Rüddel sei der Entwurf von Lauterbach letztlich eine Kampfansage an die Apotheken vor Ort, die ohne eine angemessene Finanzierung und Unterstützung Gefahr laufen, ihre wichtige Rolle im Gesundheitssystem nicht mehr erfüllen zu können.
Erwin Rüddels Kritik an den Apothekenreformen von Gesundheitsminister Lauterbach verdient Aufmerksamkeit. Das Apotheken-Reformgesetz, wie es derzeit geplant ist, stellt eine echte Bedrohung für die Apothekenlandschaft dar – besonders in den ländlichen Regionen Deutschlands. Während Lauterbachs Vorschläge möglicherweise gut gemeint sind, zeigen sie eine bedenkliche Unterschätzung der realen Bedürfnisse vor Ort.
Apotheken sind mehr als nur Abgabestellen für Medikamente. Sie sind wichtige Anlaufstellen für Beratung und medizinische Unterstützung, besonders in Regionen, wo Hausärzt
immer seltener werden. Eine Reform, die diese Funktionen gefährdet, ist nicht nur unklug, sondern gefährlich. Ohne eine solide finanzielle Basis könnten viele Landapotheken gezwungen sein, zu schließen, was vor allem ältere und weniger mobile Menschen hart treffen würde.
Statt einer reinen Umverteilung von Einnahmen braucht es eine gezielte Stärkung der Apotheken, insbesondere im ländlichen Raum. Inflationäre Entwicklungen und die besonderen Herausforderungen, vor denen Landapotheken stehen, müssen dabei berücksichtigt werden. Es ist unerlässlich, die Qualität der Beratung durch qualifiziertes Personal zu sichern. Die Aufrechterhaltung der Notdienste darf nicht in Frage gestellt werden, da sie für viele Menschen lebenswichtig sind.
Lauterbachs Entwurf riskiert, die Gesundheitsversorgung in Deutschland nachhaltig zu schwächen. Rüddels Appell, die Apotheken als tragende Säule des Gesundheitssystems zu erhalten, ist deshalb mehr als berechtigt. Die Politik muss hier nachbessern, bevor irreparable Schäden entstehen.
Apotheker im Streit mit Noventi: Kündigung nach Konnektor-Ausfall und Schadenersatzforderung
Der Eschweiler Apotheker Joost Ney steht in einem offenen Konflikt mit dem Software- und Dienstleistungsanbieter Noventi. Der Streit dreht sich um den Ausfall eines sogenannten Konnektors – einer essentiellen Komponente für die Verarbeitung von E-Rezepten – in der Marien Apotheke, dessen verspätete Reparatur zu erheblichen Umsatzeinbußen geführt haben soll. Der Vorfall ereignete sich im Januar 2024, als der Konnektor an einem Freitagnachmittag ausfiel. Trotz eines schnellen Einsatzes eines Technikers am darauffolgenden Dienstag konnte das Problem vor Ort nicht behoben werden. Der Techniker bestellte eine Ersatzbox, jedoch verzögerte sich der Versand durch Noventi bis zum Freitag, sodass der Austausch erst am darauffolgenden Dienstag abgeschlossen werden konnte.
Ney, der den Ausfall als gravierenden Einschnitt in seine Geschäftstätigkeit bewertet, gibt an, dass ihm täglich ein Umsatzverlust von 14.000 Euro entstand. Insgesamt fordert er von Noventi eine Entschädigung in Höhe von 42.000 Euro für die drei Tage Verzögerung, die seiner Meinung nach hätten vermieden werden können, wenn Noventi die Bestellung rechtzeitig weitergeleitet hätte. Zudem beklagt er, dass er 3.000 Euro für die Reparatur bzw. den Austausch des Konnektors aus eigener Tasche zahlen musste.
Im Juni 2024 reagierte Noventi auf die Schadensersatzforderungen mit einer Kündigung der Geschäftsbeziehung. In einem Schreiben informierte Noventi Ney, dass die bestehenden Software-Service- und Datendienst-Verträge zum Ende September gekündigt werden. Die Verträge für die Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) sollen noch bis Ende November laufen. Ney sieht in der Kündigung eine Reaktion auf seine Forderungen und empfindet sie als Druckmittel.
Bereits im Vorjahr war Ney in einen Konflikt mit Noventi geraten, nachdem er entschieden hatte, seine Rezepte über das Abrechnungszentrum ARZ Haan und nicht mehr über Noventi abzuwickeln. Trotz Kündigung des entsprechenden Vertrags, der bis Januar 2025 läuft, akzeptierte Noventi die außerordentliche Kündigung nicht und drohte mit rechtlichen Schritten. Der Streit eskalierte, als Noventi Ney wegen der ausbleibenden Rezepte verklagte und Schadensersatz forderte.
Ney, der sich durch die Kündigung bestätigt fühlt, wechselt nun zu einem anderen Softwareanbieter und prüft rechtliche Schritte gegen Noventi, um den entstandenen Schaden geltend zu machen.
Der Fall zwischen Joost Ney und Noventi wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen und Risiken, mit denen Apotheken in der digitalen Transformation konfrontiert sind. Die Einführung des E-Rezepts, die eigentlich eine Erleichterung im Arbeitsalltag der Apotheken bringen sollte, entpuppt sich in manchen Fällen als Stolperstein, wenn die technische Infrastruktur versagt.
Der Vorwurf, dass Noventi die Bestellung einer Ersatzbox verzögert und damit Neys Geschäft beeinträchtigt habe, ist ernst zu nehmen. Noch schwerwiegender ist jedoch die Reaktion des Anbieters auf Neys berechtigte Forderung nach Entschädigung: Die Kündigung der Geschäftsbeziehung wirkt wie eine Maßregelung und stellt die Frage nach der Verantwortung von Dienstleistern in solchen Situationen.
Dieser Fall zeigt, wie abhängig Apotheken von ihren Softwareanbietern geworden sind und wie problematisch es sein kann, wenn diese Abhängigkeit ausgenutzt wird. Für Ney bleibt die Hoffnung, dass sein Wechsel zu einem anderen Anbieter reibungsloser verläuft. Die Apothekenlandschaft braucht verlässliche Partner, die ihre Kunden unterstützen – nicht mit Kündigungen unter Druck setzen.
EU warnt vor anaphylaktischen Reaktionen unter Glatirameracetat
Die Europäische Union hat in einer aktuellen Sicherheitsüberprüfung festgestellt, dass das bei Multipler Sklerose (MS) eingesetzte Medikament Glatirameracetat potenziell tödliche anaphylaktische Reaktionen auslösen kann. Diese schwerwiegenden allergischen Reaktionen, die sowohl unmittelbar nach der Injektion als auch erst Monate oder Jahre später auftreten können, stellen eine ernsthafte Gefahr für Patienten dar.
Glatirameracetat, das zur Behandlung der schubförmigen MS eingesetzt wird, wird von vielen Betroffenen in ihrem häuslichen Umfeld selbst injiziert. Das Risiko schwerer allergischer Reaktionen erfordert daher eine erhöhte Wachsamkeit. Patienten sowie ihre Betreuer müssen umgehend über die Anzeichen einer Anaphylaxie, wie Atemnot, Schwellungen im Gesicht oder an den Extremitäten, Hautausschlag und Herzrasen, aufgeklärt werden. Im Falle einer solchen Reaktion ist sofort ärztliche Hilfe erforderlich, und die Behandlung mit Glatirameracetat muss unverzüglich abgebrochen werden.
Die Symptomatik einer Anaphylaxie kann leicht mit den Reaktionen verwechselt werden, die häufig nach einer Injektion auftreten. Diese Ähnlichkeit kann zu Verzögerungen in der Erkennung führen, was das Risiko für die Patienten erheblich erhöht. Daher werden die Produktinformationen für Glatirameracetat künftig um detaillierte Warnhinweise und Maßnahmen zur Handhabung solcher Notfälle ergänzt.
Die EU-Berichte verdeutlichen auch, dass es bereits zu tödlichen Fällen infolge anaphylaktischer Reaktionen unter Glatirameracetat gekommen ist. Obwohl solche Vorfälle selten sind, betonen sie die Dringlichkeit, das Bewusstsein für die Risiken bei der Anwendung des Medikaments zu erhöhen. Die nun geplanten Änderungen an den Produktinformationen sollen dazu beitragen, die Patientensicherheit zu verbessern und ähnliche Vorfälle in der Zukunft zu verhindern.
Die aktuelle Warnung der EU zu den potenziellen Risiken von Glatirameracetat wirft ein Schlaglicht auf ein oft unterschätztes Problem: die Sicherheit von Medikamenten, die Patienten zu Hause selbst verabreichen. Dass ein so etabliertes Medikament wie Glatirameracetat schwere, mitunter tödliche, allergische Reaktionen auslösen kann, zeigt, wie wichtig eine kontinuierliche Überwachung und Neubewertung von Arzneimitteln ist.
Die Tatsache, dass anaphylaktische Reaktionen erst Monate oder sogar Jahre nach Beginn der Therapie auftreten können, verdeutlicht die Unberechenbarkeit solcher Nebenwirkungen. Dies stellt Patienten und ihre Betreuer vor eine immense Herausforderung. Gerade in einem häuslichen Umfeld, in dem schnelle medizinische Hilfe nicht sofort verfügbar ist, können solche Reaktionen fatale Folgen haben.
Die EU reagiert richtig, indem sie die Produktinformationen aktualisiert und verstärkte Warnhinweise hinzufügt. Doch es bleibt zu hoffen, dass diese Maßnahmen auch tatsächlich bei den Patienten ankommen und von diesen ernst genommen werden. Eine verstärkte Aufklärung und ein besserer Zugang zu medizinischer Beratung im Vorfeld der Selbstmedikation könnten entscheidend dazu beitragen, Risiken zu minimieren und die Sicherheit zu erhöhen. Denn letztlich sollte die Gesundheit der Patienten immer an erster Stelle stehen.
Präventive Maßnahmen gegen wiederkehrende Harnwegsinfekte
Wiederkehrende Harnwegsinfekte (HWI) stellen für viele Menschen, insbesondere Frauen, ein belastendes Gesundheitsproblem dar. Laut aktuellen medizinischen Leitlinien und Studien gibt es jedoch eine Reihe von präventiven Maßnahmen, die das Risiko solcher Infektionen deutlich verringern können.
Eine der einfachsten und gleichzeitig effektivsten Methoden ist eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr. Experten empfehlen, täglich mindestens 2,5 Liter Wasser zu trinken. Diese Maßnahme soll helfen, Bakterien aus den Harnwegen auszuspülen und so Infektionen vorzubeugen. Studien belegen, dass eine Erhöhung der täglichen Flüssigkeitsaufnahme die Häufigkeit von Harnwegsinfekten signifikant reduzieren kann.
Ein weiteres Mittel zur Prävention ist das Immunprophylaktikum OM-89, auch bekannt als Uro-Vaxom. Dieses Präparat enthält lysierte Fraktionen von Escherichia coli, den häufigsten Verursachern von Harnwegsinfekten. In klinischen Studien zeigte OM-89 eine beeindruckende Wirksamkeit: Bis zu 87,5 Prozent der behandelten Frauen blieben infektionsfrei. OM-89 wird vor einer antibiotischen Langzeitprophylaxe empfohlen und bietet eine sichere Alternative zur Vorbeugung.
Zusätzlich wird das sublinguale Spray MV 140, auch Uromune genannt, als vielversprechende Option angesehen. Diese Immuntherapie, die derzeit in Deutschland noch nicht erhältlich ist, enthält eine Mischung inaktivierter uropathogener Bakterien und kann die Häufigkeit von Harnwegsinfekten deutlich reduzieren.
Die Verwendung von Glucosaminglykanen (GAG), insbesondere Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat, zur Unterstützung der Blasenwand bietet ebenfalls Potenzial. Diese Substanzen können die Anhaftung von Bakterien an der Blasenwand verringern und das Immunsystem aktivieren. Obwohl kein direkter Zusammenhang zwischen GAG-Mangel und wiederkehrenden Infekten nachgewiesen wurde, zeigen Studien positive Effekte auf die Infektionsrate.
D-Mannose, ein natürlicher Zucker, und Cranberry-Präparate werden ebenfalls zur Prävention empfohlen, obwohl die Studienlage hier gemischt ist. Beide Mittel haben in einigen Studien eine vergleichbare Wirksamkeit wie Antibiotika gezeigt, während andere Untersuchungen keine signifikanten Vorteile feststellen konnten. Dennoch werden sie aufgrund ihres geringen Nebenwirkungsprofils als mögliche Optionen betrachtet.
Insgesamt wird klar, dass die Prävention wiederkehrender Harnwegsinfekte einen individuellen und ganzheitlichen Ansatz erfordert. Betroffene sollten in enger Absprache mit ihrem Arzt verschiedene Maßnahmen kombinieren, um das Risiko weiterer Infektionen zu minimieren.
Wiederkehrende Harnwegsinfekte sind mehr als nur eine lästige Angelegenheit – sie beeinträchtigen die Lebensqualität vieler Betroffener erheblich. Angesichts der Tatsache, dass bis zu 87,5 Prozent der Frauen unter Immunprophylaxe wie OM-89 infektionsfrei bleiben können, stellt sich die Frage, warum solche Maßnahmen nicht längst breiter angewendet werden.
Die medizinische Forschung hat in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Es gibt heute eine Reihe von präventiven Maßnahmen, die Betroffenen helfen können, aus dem Kreislauf von Infektion und Antibiotika-Therapie auszubrechen. Eine höhere Flüssigkeitszufuhr, Immunprophylaxe und natürliche Mittel wie D-Mannose und Cranberry bieten eine vielversprechende Alternative zur herkömmlichen Therapie.
Doch was fehlt, ist eine breitere Aufklärung und ein Umdenken im Gesundheitswesen. Es reicht nicht aus, Betroffene einfach nur mit Antibiotika zu behandeln. Der Fokus muss auf Prävention liegen – auf Maßnahmen, die Harnwegsinfektionen verhindern, bevor sie überhaupt entstehen.
Ein Paradigmenwechsel ist notwendig. Ärzte sollten präventive Ansätze in den Vordergrund rücken und ihre Patienten umfassend über die verschiedenen Möglichkeiten informieren. Die Gesundheitssysteme sollten Präventionsprogramme fördern, die auf wissenschaftlich fundierten Methoden basieren.
Wiederkehrende Harnwegsinfekte sind kein unausweichliches Schicksal. Mit den richtigen Maßnahmen können sie verhindert werden – das muss die Botschaft sein, die wir stärker in den Fokus rücken müssen. Prävention ist der Schlüssel zu einem gesünderen Leben, und es ist an der Zeit, diese Erkenntnis konsequent umzusetzen.
Allergiealarm: Wie der Etagenwechsel zu Asthma führt und was dagegen hilft
Der Etagenwechsel bei Allergien ist eine unterschätzte Gefahr, die häufig nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Millionen Menschen weltweit leiden unter allergischen Reaktionen, die sich zunächst auf die oberen Atemwege wie Nase und Augen beschränken. Doch bei vielen Betroffenen bleibt es nicht dabei: Die Allergie breitet sich auf die unteren Atemwege aus und führt zu asthmatischen Beschwerden. Dieser sogenannte Etagenwechsel stellt eine erhebliche Gesundheitsgefahr dar, die durch unzureichende Behandlung der allergischen Symptome begünstigt wird.
Studien zeigen, dass Menschen mit allergischer Rhinitis ein dreifach höheres Risiko haben, innerhalb von zehn Jahren an allergischem Asthma zu erkranken. Besonders gefährdet sind Kinder, die bereits in jungen Jahren Symptome einer allergischen Rhinitis zeigen. Diese Entwicklung ist alarmierend, zumal die Erkrankung nicht nur das Wohlbefinden erheblich einschränkt, sondern auch das Risiko für schwerwiegende Atemwegserkrankungen erhöht.
Die Ursachen für den Etagenwechsel sind noch nicht vollständig erforscht. Experten vermuten, dass entzündliche Prozesse in den oberen Atemwegen, die durch die allergische Reaktion ausgelöst werden, auf die unteren Atemwege übergreifen und dort eine Hyperreagibilität des Bronchialsystems auslösen. Diese führt zu den typischen asthmatischen Symptomen wie Atemnot und Husten. Besonders problematisch ist, dass der Schweregrad der allergischen Rhinitis kein verlässlicher Indikator für die Entwicklung eines Etagenwechsels ist. Selbst leichte Beschwerden können zu dieser folgenschweren Komplikation führen.
Trotz der alarmierenden Datenlage erhält nur ein Bruchteil der Betroffenen eine adäquate Therapie. Dabei ist es entscheidend, frühzeitig auf die Symptome zu reagieren und eine umfassende Behandlung einzuleiten. Neben der Vermeidung der auslösenden Allergene spielen vor allem Medikamente wie Antihistaminika und Kortikosteroide eine wichtige Rolle. Sie helfen, die Entzündungsprozesse zu kontrollieren und können so das Risiko eines Etagenwechsels verringern.
Eine besonders effektive Maßnahme zur Prävention des Etagenwechsels ist die allergenspezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt. Diese Therapieform zielt darauf ab, eine Toleranz gegenüber dem auslösenden Allergen zu entwickeln und den Krankheitsverlauf nachhaltig positiv zu beeinflussen. Sie ist jedoch besonders wirksam, wenn sie frühzeitig begonnen wird und die allergische Reaktion noch nicht stark ausgeprägt ist.
Der Etagenwechsel ist eine ernstzunehmende Komplikation, die durch frühzeitige und konsequente Behandlung vermieden werden kann. Es ist jedoch notwendig, dass sowohl Patienten als auch Ärzte die Gefahr erkennen und angemessen darauf reagieren. Nur durch eine gezielte Therapie und Aufklärung kann das Risiko eines Etagenwechsels minimiert und die Lebensqualität der Betroffenen erhalten bleiben.
Der Etagenwechsel bei Allergien ist mehr als nur eine bedauerliche Entwicklung – er ist das Ergebnis einer kollektiven Verharmlosung eines ernstzunehmenden gesundheitlichen Problems. Es ist beunruhigend, dass trotz steigender Allergiezahlen und dem bekannten Risiko nur ein Bruchteil der Betroffenen eine adäquate Therapie erhält. Diese Sorglosigkeit gegenüber allergischen Erkrankungen muss ein Ende haben.
Ärzte und Patienten müssen gemeinsam Verantwortung übernehmen. Der Etagenwechsel ist keine unvermeidliche Folge einer Allergie, sondern oft das Resultat einer fehlenden oder unzureichenden Behandlung. Eine frühzeitige Diagnose und eine konsequente Therapie sind der Schlüssel, um das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern. Die allergenspezifische Immuntherapie bietet eine wirkungsvolle Möglichkeit, nicht nur die Symptome zu lindern, sondern auch den Etagenwechsel zu verhindern.
Es ist höchste Zeit, dass das Bewusstsein für die Gefahren von Allergien und die Notwendigkeit einer angemessenen Behandlung geschärft wird. Allergische Rhinitis sollte nicht länger als „banaler Heuschnupfen“ abgetan werden. Wir müssen handeln, bevor die Allergie zur Lungenkrankheit wird. Ein Umdenken in der medizinischen Praxis und bei den Betroffenen selbst ist dringend erforderlich, um die gesundheitlichen Folgeschäden zu minimieren und die Lebensqualität der Menschen zu schützen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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