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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Im deutschen Gesundheitssektor spitzen sich die Diskussionen zu: Das Apotheken-Reformgesetz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach droht zu scheitern, da Widerstände innerhalb der Regierung den Fortgang blockieren. Zeitgleich kämpft die Apothekenbranche mit der schwierigen Nachfolgeregelung, während steigende Betriebs- und Personalkosten viele Apotheken in die Knie zwingen. In Braunschweig setzt Großhändler Richard Kehr ein Zeichen, indem er sein 100-jähriges Firmenjubiläum bewusst ohne Lauterbach feiert. In Berlin erschüttert ein Arzneimittel-Skandal um das Krebsmedikament Keytruda die Branche. Eine neue Studie wirft beunruhigende Fragen zur Sicherheit von Tampons auf, da Schwermetalle in allen untersuchten Marken nachgewiesen wurden. Gleichzeitig hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ihre Empfehlungen zum Alkoholkonsum drastisch geändert und rät nun zu vollständiger Abstinenz. Währenddessen rückt die Diskussion um die Risiken der stark nachgefragten GLP-1-Rezeptoragonisten in den Fokus, und medizinisches Cannabis etabliert sich zunehmend in der Behandlung von über 80.000 Patienten in Deutschland. Die Entwicklungen im Gesundheitssektor zeigen, wie brisant und vielschichtig die aktuellen Herausforderungen sind.
Glosse: Apotheken im Sturm: Wenn Reformen auf Granit beißen
In den Weiten der politischen Landschaft, wo Reformen wie Wetterfronten auftauchen und ebenso schnell wieder verschwinden, hat sich jüngst eine Wolkenformation zusammengebraut, die sogar die FDP zum Zittern bringt. Karl Lauterbach, der Gesundheitsminister mit einem Faible für komplexe Gesetzesentwürfe, hat wieder zugeschlagen. Doch diesmal scheint er sich den dicksten Brocken ausgesucht zu haben: Apotheken ohne approbierte Apotheker. Wer hätte gedacht, dass ein solches Vorhaben so viel Staub aufwirbeln könnte? Es ist fast, als würde er versuchen, einen Berg aus Zuckerwatte zu besteigen – ohne zu merken, dass ihm der Boden unter den Füßen wegschmilzt.
Der Widerstand lässt nicht lange auf sich warten. Die Apotheker, gestählt durch Jahre der Bürokratie und der ständigen Bedrohung durch das Versandhandelswesen, wehren sich mit allen Mitteln. Plakate, Unterschriftenaktionen und sogar persönliche Gespräche mit den sonst so schwer erreichbaren Politikern stehen auf dem Programm. Man könnte meinen, sie hätten ihre Pharmazie auf Kriegskunst umgeschult. Und wer kann es ihnen verdenken? Schließlich geht es nicht nur um Pillen und Pastillen, sondern um das Vertrauen der Menschen. Vertrauen, das über Jahre hinweg aufgebaut wurde und nun durch eine vermeintlich brillante Idee aus dem Bundesgesundheitsministerium gefährdet wird.
Doch auch in der politischen Sphäre brodelt es gewaltig. Die FDP, jene Partei, die sonst stolz darauf ist, sich mit marktwirtschaftlichen Ideen ins Rampenlicht zu stellen, scheint diesmal nicht auf Lauterbachs Seite zu stehen. Ganz im Gegenteil. Als ob ein Sturm im Wasserglas nicht genug wäre, melden sich gleich mehrere FDP-Ministerien zu Wort. Das Justizministerium, das Forschungsministerium und nun auch das Digitalministerium – alle haben sie ihre Bedenken. Vorneweg Volker Wissing, der mit der digitalen Infrastruktur einen entscheidenden Punkt ins Feld führt. Die Vorstellung, dass die technische Verbindung zwischen approbierten Apothekern und pharmazeutisch-technischen Assistenten so reibungslos funktionieren könnte wie eine Videosprechstunde beim Arzt, lässt ihn schmunzeln – oder vielleicht auch eher unruhig im Stuhl wippen. Der Gedanke an Systemausfälle, die die Volksgesundheit gefährden könnten, ist für ihn schlichtweg untragbar.
Christian Lindner, der Finanzminister und Meister der pointierten Aussagen, hat sich bereits klar positioniert: Keine Apotheken ohne Apotheker. Punkt. Dass ausgerechnet sein Finanzministerium den ersten Durchgang in der Ressortabstimmung verzögert hat, könnte man fast als symbolträchtig betrachten. Schließlich geht es hier nicht nur um Gesundheitspolitik, sondern auch um eine Wählergruppe, die man nicht so einfach vergraulen möchte – die gut verdienenden Apotheker. Und wenn die Stimme der Wirtschaft spricht, dann hört auch die Politik zu. Immerhin möchte Lindner auch in Zukunft sicher sein, dass er in seiner Apotheke die bestmögliche Beratung erhält. Man stelle sich vor, er müsste demnächst seine Medikamente aus den Niederlanden bestellen, weil die deutsche Apothekenlandschaft der digitalen Ambitionen Lauterbachs zum Opfer gefallen ist. Undenkbar!
Während sich Lauterbach also durch den Widerstand seiner eigenen Kabinettskollegen kämpft, schielt die Opposition bereits erwartungsvoll auf das wackelnde Gesetzesvorhaben. Julia Klöckner und Tino Sorge von der Union machen keinen Hehl daraus, dass sie das ApoRG in dieser Form nicht durchkommen lassen wollen. Für sie ist klar: Zeitlich ist das Ganze sowieso nicht machbar, und inhaltlich noch weniger. Man kann sich schon fast vorstellen, wie sie sich ins Fäustchen lachen, während Lauterbach mit wachsender Verzweiflung versucht, seine Reform doch noch durch die Instanzen zu schleusen.
Doch wie immer in der Politik bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten. Wird Lauterbach es schaffen, mit einem unerwarteten Zugeständnis doch noch als Held dazustehen? Oder wird er am Ende einsehen müssen, dass manchmal auch die brillantesten Ideen am Widerstand der Realpolitik zerschellen? Die Apotheker werden in der Zwischenzeit weiter kämpfen – für ihre Apotheken, für ihre Patienten und, nicht zuletzt, für ihr Recht auf eine ordentliche Beratung. Denn eines ist sicher: Diese Reform wird so schnell nicht vom Tisch sein. Aber ob sie in der jetzigen Form überhaupt eine Chance hat, bleibt mehr als fraglich. In der Zwischenzeit kann man sich nur zurücklehnen und beobachten, wie sich dieser Sturm im Wasserglas weiterentwickelt. Und hoffen, dass am Ende die Gesundheit der Bürger nicht auf der Strecke bleibt.
Streit um Apotheken-Reform: Lauterbachs Gesetz auf der Kippe
Das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) steht weiterhin auf der politischen Agenda, könnte jedoch bei der Kabinettssitzung am kommenden Mittwoch noch nicht behandelt werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant, das Gesetz am 21. August ins Kabinett einzubringen, jedoch gibt es weiterhin Widerstände innerhalb der Regierung, die eine abschließende Abstimmung verzögern könnten. Zu den kontroversesten Punkten zählt die Regelung der sogenannten „Apotheke ohne Apotheker“, die es ermöglichen soll, Apotheken ohne die ständige Präsenz eines approbierten Apothekers zu betreiben.
Bevor das ApoRG am Mittwoch besprochen werden kann, müssen jedoch am Montag noch offene Fragen bei der wöchentlichen Sitzung der Parlamentarischen Staatssekretäre geklärt werden. In dieser Runde, die traditionell die Tagesordnung der Kabinettssitzung festlegt, wird über die Aufnahme des ApoRG entschieden. Nach Informationen aus Regierungskreisen steht auch das Gesundes-Herz-Gesetz auf der Liste, das auf eine Stärkung der Prävention bei chronischen Erkrankungen abzielt. Es bleibt jedoch fraglich, ob beide Vorhaben bereits die nötige Abstimmung erfahren haben, um tatsächlich ins Kabinett eingebracht zu werden.
Ein besonders hartnäckiger Widerstand gegen das ApoRG kommt aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Die Behörde hat einen sogenannten Leitungsvorbehalt eingelegt, insbesondere gegen die geplante Regelung, wonach Apotheken künftig auch ohne die direkte Anwesenheit eines Apothekers betrieben werden könnten. Laut einer Sprecherin des BMBF werde derzeit geprüft, ob es nicht notwendig sei, dass eine Apothekerin oder ein Apotheker in direkter und persönlicher Verantwortung als Filialleitung fungiert. Diese Prüfung sei noch nicht abgeschlossen.
Neben den Bedenken des BMBF gibt es auch innerhalb der Regierung weitere Unsicherheiten in Bezug auf das Reformgesetz. Zwar sind keine detaillierten Informationen über andere strittige Punkte bekannt, aber die internen Diskussionen laufen weiter. Das Bundesjustizministerium (BMJ) scheint jedoch nach mehreren Besprechungen mit dem Bundesgesundheitsministerium keine größeren rechtlichen Einwände mehr zu haben und dürfte die Prüfung bis zum angesetzten Termin abgeschlossen haben.
Ob das Apotheken-Reformgesetz letztlich am Mittwoch das Kabinett passiert, bleibt somit offen. Die Diskussion über das Gesetz ist innerhalb der Regierung noch nicht abgeschlossen, und es bedarf weiterer Klärungen, bevor eine Entscheidung getroffen werden kann.
Das Apotheken-Reformgesetz sorgt für hitzige Diskussionen – und das zu Recht. Die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach angestrebte Reform, die es ermöglichen soll, Apotheken ohne die physische Präsenz eines Apothekers zu betreiben, mag auf den ersten Blick wie ein Schritt in Richtung Digitalisierung und Effizienzsteigerung wirken. Doch bei genauerer Betrachtung wirft sie ernsthafte Fragen auf, die eine sorgfältige Abwägung erfordern.
Die Apotheke ohne Apotheker – das klingt nach einer gefährlichen Entkopplung von medizinischer Fachkompetenz und der täglichen Versorgung der Bevölkerung. Apotheken sind mehr als nur Verkaufsstellen für Medikamente. Sie sind Anlaufstellen für Menschen mit gesundheitlichen Problemen, oft die erste und niedrigschwellige Möglichkeit, medizinischen Rat einzuholen. Ein Apotheker spielt hier eine zentrale Rolle, nicht nur als Medikamentenexperte, sondern auch als Berater.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat mit seinem Leitungsvorbehalt daher einen wichtigen Punkt angesprochen: Die persönliche Verantwortung und Fachkompetenz eines approbierten Apothekers darf nicht durch Automatisierung oder reine wirtschaftliche Interessen ersetzt werden. Natürlich ist Effizienz wichtig, aber nicht auf Kosten der Qualität und Sicherheit der Versorgung.
Lauterbach mag gute Absichten haben, doch seine Reformpläne müssen präziser durchdacht werden. Es ist entscheidend, dass die Politik hier keine schnellen Entscheidungen trifft, die im Nachhinein das Vertrauen in die Apotheken und letztlich in das Gesundheitssystem untergraben könnten. Die anhaltenden Diskussionen zeigen, dass die Bedenken zahlreich und berechtigt sind. Statt ein Gesetz durch das Kabinett zu drängen, sollten alle Fragen erst gründlich geklärt werden – im Interesse der Patientensicherheit.
Kehr feiert 100 Jahre ohne Lauterbach: Ein Zeichen des Protests
Am Wochenende feiert der Braunschweiger Privatgroßhändler Richard Kehr sein 100-jähriges Bestehen. Etwa 300 Gäste werden zu dem Jubiläum erwartet, doch eine prominente Person wird fehlen: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Der Firmenchef Hanns-Heinrich Kehr hat sich bewusst entschieden, den Minister nicht einzuladen.
Hanns-Heinrich Kehr ist stolz auf die lange Geschichte seines Unternehmens, das seit einem Jahrhundert erfolgreich im Großhandel tätig ist. Er betont die Bedeutung des inhabergeführten Großhandels als zukunftsweisendes Modell, das auch für Apotheken gilt. Selbstständigkeit und Eigenverantwortung sind für ihn zentrale Werte, die zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen. Doch diese Werte sieht er zunehmend durch die steigende Regelungsdichte gefährdet.
Kehr kritisiert die fortlaufenden Veränderungen und Reformen im Gesundheitssystem, die aus seiner Sicht die Arbeit von Unternehmern unnötig erschweren. Während sein Vater im Laufe seines Lebens zwei Gesundheitsreformen miterlebt habe, seien es heute mindestens zwei pro Jahr, so Kehr. Diese Regelungswut belastet den Großhandel und die Apotheken gleichermaßen.
Ein zentraler Punkt seiner Kritik ist die finanzielle Ausstattung des Gesundheitssystems. Seit zwölf Jahren hätten Apotheken keine Anpassung ihrer Vergütung erhalten, was sie zunehmend in eine wirtschaftliche Schieflage bringe. Kehr warnt davor, dass die flächendeckende Versorgung gefährdet sei, wenn nicht bald mehr Geld ins System fließe.
Besonders verärgert zeigt sich Kehr über das entfallene Skonto, das für Apotheken ein erheblicher Verlust sei, während es dem Großhandel nur eine kurzfristige Entlastung bringe. Eine Rückkehr zum alten System wäre aus seiner Sicht jedoch keine Lösung, sondern würde das Urteil des Bundesgerichtshofs ignorieren, der festgelegt habe, dass das Apothekenhonorar ausreichend sein müsse.
Auch andere Führungskräfte des Unternehmens äußern Kritik an der aktuellen Gesundheitspolitik. Stefan Holdermann, Partner bei Kehr Holdermann, sieht den Versandhandel als überschätzt und fordert, dass Versandhändler den gleichen strengen Vorschriften unterliegen sollten wie der Pharmagroßhandel. Er prangert die ungleichen Wettbewerbsbedingungen an, die aus seiner Sicht durch den Gesundheitsminister behoben werden könnten.
Thomas Linsenmaier, verantwortlich für das operative Geschäft, weist auf die zusätzlichen Belastungen hin, die durch neue EU-Regulierungen entstehen. Ab Januar soll die europäische NIS-2-Richtlinie in Kraft treten, deren genaue Auswirkungen noch unklar sind. Linsenmaier befürchtet jedoch, dass die zusätzlichen Prüfungen die Branche weiter belasten und möglicherweise eine Pleitewelle auslösen könnten.
Vor diesem Hintergrund hat sich Hanns-Heinrich Kehr entschieden, den Bundesgesundheitsminister nicht zum Jubiläum einzuladen. Er wolle sich die Feier nicht durch politische Auseinandersetzungen verderben lassen. Die Feierlichkeiten stehen somit im Schatten von Unsicherheiten und Belastungen, die durch die aktuelle Gesundheitspolitik hervorgerufen werden.
Die Entscheidung von Hanns-Heinrich Kehr, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nicht zu den Feierlichkeiten anlässlich des 100-jährigen Bestehens seines Unternehmens einzuladen, ist mehr als nur eine persönliche Geste. Sie ist ein klares Zeichen der Unzufriedenheit gegenüber einer Politik, die aus Sicht vieler Unternehmer die Grundlagen ihrer Arbeit zunehmend untergräbt.
Die Kritik an der aktuellen Gesundheitspolitik ist nicht neu, doch selten wird sie so deutlich und öffentlich geäußert. Kehr, der in seinem Unternehmen eine lange Tradition der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung pflegt, sieht diese Werte durch die wachsende Regelungsdichte und die unzureichende finanzielle Unterstützung bedroht. Der Verzicht auf Lauterbachs Anwesenheit ist daher ein bewusster Akt der Abgrenzung und des Protests.
Doch dieser Protest sollte nicht als bloße Abwehrhaltung verstanden werden. Vielmehr geht es darum, auf Missstände hinzuweisen, die, wenn sie nicht angegangen werden, schwerwiegende Folgen für die flächendeckende Gesundheitsversorgung haben könnten. Kehr und seine Mitstreiter fordern eine Politik, die auf Vertrauen und Unterstützung setzt, statt auf immer neue Vorschriften und Einschränkungen.
Die Botschaft, die von dieser Entscheidung ausgeht, ist klar: Es ist Zeit für eine Veränderung, die den Wert und die Bedeutung des inhabergeführten Großhandels und der Apotheken anerkennt und stärkt. Ob die Politik dieses Signal aufnimmt, bleibt abzuwarten. Kehr jedenfalls hat mit seiner Entscheidung ein starkes Zeichen gesetzt.
Nachfolgeregelung in Apotheken zunehmend problematisch
Die Apothekenbranche steht vor einer immer größeren Herausforderung: Die Suche nach geeigneten Nachfolgern gestaltet sich schwieriger als je zuvor. Angesichts steigender Betriebs- und Personalkosten sehen sich viele Apotheken gezwungen, ihre Türen für immer zu schließen. Till Brüning, ein junger Apotheker, schildert die Problematik aus erster Hand und verweist auf die sinkende Attraktivität der Selbstständigkeit für junge Absolventen. „Die notwendige Planungssicherheit, um eine eigene Apotheke zu eröffnen, fehlt“, so Brüning. Die wirtschaftlich angespannte Lage der Branche sowie die Unsicherheit über zukünftige politische Entscheidungen verschärfen die Situation zusätzlich.
Ein anschauliches Beispiel für den Wandel in der Branche bietet die Geschichte der Familie Brüning. Die Altstadt-Apotheke in Selm wurde vor über 50 Jahren von Brünings Großvater gegründet und später an dessen Sohn Volker übergeben. Dieser baute den Betrieb seit 2009 durch Expansion nach Lünen weiter aus. Heute plant Till Brüning, gemeinsam mit seinem Vater eine offene Handelsgesellschaft (OHG) zu gründen, um die vier Apotheken der Familie weiterzuführen. Während die Brünings auf eine langfristige Familientradition setzen, spiegelt die Entwicklung in Lünen den allgemeinen Trend wider: Die Zahl der Apotheken ist in den letzten zehn Jahren von 25 auf 20 gesunken. Allein in den letzten zwölf Monaten mussten zwei weitere Betriebe schließen.
Brüning sieht die Hauptursache für diese Entwicklung in der mangelnden Bereitschaft junger Apotheker, das Risiko einer Selbstständigkeit einzugehen. Bei einer Umfrage an seiner Hochschule gaben von 55 befragten Studierenden nur zwei an, sich eine Übernahme vorstellen zu können – einer davon war Brüning selbst. „Es ist einfacher, einen Familienbetrieb zu übernehmen, als alles mit Fremden regeln zu müssen“, erklärt er. Die Ungewissheit, ob eine Apotheke in fünf Jahren noch existiert, schrecke viele potenzielle Nachfolger ab.
Viele Absolventen bevorzugen stattdessen eine Karriere in der Industrie oder in Krankenhausapotheken, wo attraktivere Arbeitsbedingungen wie feste Arbeitszeiten, freie Wochenenden und die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, locken. Dies alles wird ohne das Risiko einer eigenen Unternehmensführung angeboten.
Ein weiteres Problem sieht Brüning in den hohen Personalkosten, die trotz positiver Kundenzahlen nicht gedeckt werden können. „Die Apotheken leben von den Rezepten, aber die Vergütung wurde seit zehn Jahren nicht angepasst“, kritisiert er. Besonders kritisch betrachtet Brüning die in der Apothekenreform vorgesehenen Apotheken ohne Präsenzapotheker. Er warnt davor, dass dieses Modell langfristig den Beruf des Apothekers gefährden könnte, da wichtige Leistungen wie die intensive Beratung nicht mehr erbracht werden könnten. „Es braucht mehr Geld im Gesundheitssystem“, fordert Brüning, „nicht nur für Apotheken, sondern auch für andere Bereiche des Gesundheitswesens wie die Pflege.“
Die Apothekenlandschaft in Deutschland steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Die zunehmende Schwierigkeit, Nachfolger zu finden, ist nicht nur ein Zeichen der Zeit, sondern auch eine Folge struktureller Probleme, die seit Jahren bestehen. Junge Apotheker schrecken vor der Selbstständigkeit zurück, weil die Rahmenbedingungen schlichtweg nicht mehr attraktiv genug sind. Es ist verständlich, dass viele Absolventen eine sichere Anstellung in der Industrie oder im Krankenhaus vorziehen, wo sie von geregelten Arbeitszeiten und einem festeren Gehalt profitieren können.
Die Lösung liegt nicht allein in der Suche nach Nachfolgern, sondern vor allem in der Schaffung eines Umfelds, das Selbstständigkeit wieder attraktiv macht. Dazu gehören eine angemessene Vergütung, die Anpassung der Rezeptgebühren und eine klare politische Unterstützung für die Apotheken vor Ort. Die Einführung von Apotheken ohne Präsenzapotheker mag kurzfristig Entlastung bringen, doch langfristig droht der Berufsstand des Apothekers verwässert zu werden.
Wenn wir die Apotheken als wichtigen Bestandteil der Gesundheitsversorgung erhalten wollen, müssen jetzt die richtigen Weichen gestellt werden. Mehr finanzielle Mittel und eine grundlegende Reform des Systems sind dringend nötig. Andernfalls könnten viele weitere Apotheken, besonders in kleineren Gemeinden, für immer verschwinden – und mit ihnen ein Stück Gesundheitsversorgung, das durch nichts zu ersetzen ist.
Apotheken fordern klare Regelung: BPAV drängt auf endgültige Lösung für Chargen-Angabe bei E-Rezepten
Der Bundesverband Patientenindividueller Arzneimittelverblisterer (BPAV) hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) erneut aufgefordert, eine endgültige Lösung für die Chargenangabe bei E-Rezepten zu schaffen. Diese Forderung gewinnt an Dringlichkeit, da die aktuelle Übergangsregelung, die eine Musterchargennummer vorsieht, nur bis Mitte 2025 gilt und von vielen Apotheken als unzureichend empfunden wird.
Die Einführung des E-Rezepts stellt heimversorgende Apotheken vor erhebliche Herausforderungen, insbesondere im Bereich der patientenindividuellen Verblisterung. Hierbei müssen Apotheken bislang eine Charge angeben, obwohl die aktuelle technische Umsetzung diese Anforderung nicht zufriedenstellend unterstützt. Der BPAV sieht hierin ein großes Risiko für mögliche Retaxationen, was bei vielen Apotheken zu Unsicherheit führt.
Um diesen Unsicherheiten zu begegnen, fordert der Verband ein Retax-Moratorium bis 2025, das den Apotheken eine rechtliche Absicherung bietet, bis eine dauerhaft tragfähige Lösung gefunden ist. Zudem betont der BPAV die Notwendigkeit, weitere Aspekte der Verblisterung zu verbessern, wie den Einsatz von Schüttware, die Bereitstellung von Stabilitätsdaten durch die Hersteller und die elektronische Verfügbarkeit von Beipackzetteln. Ein zentrales Anliegen des Verbandes ist auch die Einführung einheitlicher Blisterpreise.
Der BPAV sieht in der patientenindividuellen Verblisterung ein wichtiges Instrument zur Entlastung des Pflegepersonals in ambulanten Pflegeeinrichtungen, insbesondere angesichts des zunehmenden Pflegenotstands. Dennoch bleibt diese Dienstleistung ein Nischenthema im Gesundheitswesen. Der Verband fordert daher stärkere politische Unterstützung, um die Verblisterung besser in das Gesundheitssystem zu integrieren und ihre Vorteile stärker zu nutzen.
Die Forderungen des BPAV sind mehr als berechtigt. Das E-Rezept sollte ein Schritt nach vorn sein, doch die Realität zeigt, dass es für Apotheken, die patientenindividuell verblistern, eher eine zusätzliche Hürde darstellt. Die derzeitige Übergangslösung ist lediglich ein Provisorium, das das Kernproblem nicht löst. Die Unsicherheit, die durch mögliche Retaxationen entsteht, ist nicht nur für die betroffenen Apotheken ein Problem, sondern kann auch die Versorgungssicherheit für Patienten gefährden.
Ein Retax-Moratorium bis 2025 ist daher das Mindeste, was die Apotheken jetzt benötigen, um handlungsfähig zu bleiben. Doch das reicht nicht aus. Es braucht eine endgültige, praktikable Lösung für die Chargendokumentation, die den speziellen Anforderungen der Verblisterung gerecht wird. Nur so kann diese wichtige Dienstleistung langfristig gesichert und ausgebaut werden.
Darüber hinaus ist es höchste Zeit, dass die Politik die patientenindividuelle Verblisterung nicht länger als Randthema behandelt. Sie bietet eine reale Entlastung für Pflegeeinrichtungen und kann dazu beitragen, den Pflegenotstand zu lindern. Einheitliche Blisterpreise, klare Regelungen und eine bessere Integration in das Gesundheitssystem sind Schritte in die richtige Richtung. Es liegt nun an der Politik, diese Themen ernsthaft anzugehen und umzusetzen.
Heidenblut fordert entschlossenes Handeln: Apothekenstärkungsgesetz muss kommen
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Heidenblut fordert in einem aktuellen Podcast ein „Apothekenstärkungsgesetz“, das dringend nötig sei, um die Apotheken vor Ort zu unterstützen. Derzeit befindet sich das Apotheken-Reformgesetz noch in der Ressortabstimmung, wobei das Bildungs- und Forschungsministerium (BMBF) einen Leitungsvorbehalt eingelegt hat. Grund dafür sind Bedenken gegen die sogenannte „Apotheke light“, bei der Apotheken ohne die direkte Anwesenheit von Apothekerinnen und Apothekern betrieben werden könnten.
Heidenblut zeigte sich skeptisch gegenüber dieser Idee und erklärte, dass es ihn nicht überrasche, dass das Konzept auch innerhalb der Regierung noch diskutiert werde. Er hoffe jedoch auf eine baldige Einigung und darauf, dass das Gesetz den Bundestag erreicht, um dort verhandelt zu werden. Der SPD-Politiker betonte die Notwendigkeit eines Gesetzes, das die Apotheken stärkt, und verwies darauf, dass dies nur möglich sei, wenn das Reformgesetz das Kabinett passiert und anschließend im Parlament weiter bearbeitet wird.
Im Hinblick auf den geplanten Honorarumbau forderte Heidenblut konkrete Berechnungen zur Umverteilung zugunsten von Landapotheken. Die bisherigen Berechnungen seien seiner Meinung nach nicht tragfähig und böten keine ausreichende Unterstützung für diese Apotheken. Zwar stehe Heidenblut der Idee einer Umverteilung grundsätzlich offen gegenüber und könne sich eine Grundpauschale für jede Apotheke vorstellen, doch betonte er, dass eine reine Umschichtung der Mittel nicht ausreichen werde. Es sei notwendig, mehr finanzielle Mittel in das System zu bringen.
Abschließend wies Heidenblut darauf hin, dass es letztlich Aufgabe des Parlaments und der Koalitionspartner sei, zu entscheiden, woher das zusätzliche Geld kommen solle. Diese Frage müsse gemeinsam mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) geklärt werden.
Die Diskussion um das Apothekenstärkungsgesetz verdeutlicht einmal mehr die schwierige Lage, in der sich die Apothekenlandschaft in Deutschland befindet. Der Vorstoß von Dirk Heidenblut ist ein wichtiger Weckruf an die Politik, die nicht länger zögern darf, wenn es darum geht, die Apotheken vor Ort zu unterstützen. Der Ansatz, Apotheken zu stärken, ist richtig und notwendig – insbesondere in ländlichen Regionen, wo sie oft eine der letzten verbliebenen Anlaufstellen für die medizinische Grundversorgung darstellen.
Die Idee einer „Apotheke light“ mag auf den ersten Blick verlockend erscheinen, könnte aber langfristig das Ende vieler Apotheken bedeuten. Ohne die Expertise von Apothekerinnen und Apothekern würde nicht nur die Qualität der Beratung leiden, sondern auch das Vertrauen der Patientinnen und Patienten. Die berechtigten Bedenken des Bildungs- und Forschungsministeriums zeigen, dass die Regierung hier genau abwägen muss, bevor sie vorschnelle Entscheidungen trifft.
Heidenblut hat Recht, wenn er fordert, dass mehr Geld in das System fließen muss. Eine Umverteilung alleine wird nicht ausreichen, um die Probleme zu lösen. Doch die Frage bleibt: Woher soll das zusätzliche Geld kommen? Es wird an den Parlamentariern liegen, gemeinsam mit den Koalitionspartnern eine tragfähige Lösung zu finden. Eines ist jedoch sicher: Ein starkes Apothekensystem ist unverzichtbar für die Gesundheitsversorgung in Deutschland – und sollte nicht der Sparpolitik zum Opfer fallen.
PTA aus Hamburg absolviert Fortbildung zur Stressmanagement-Expertin
Melanie Lowski, eine Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) aus der Elefanten-Apotheke in Hamburg, hat eine spezielle Weiterbildung zur Fachkraft für Stressmanagement erfolgreich abgeschlossen. Angesichts der wachsenden Herausforderungen im Apothekenalltag entschied sich Lowski, ihre Expertise in diesem Bereich zu erweitern, um sowohl sich selbst als auch ihren Kolleginnen und Kollegen in stressigen Zeiten besser unterstützen zu können.
Lowski, die bereits seit über 20 Jahren in der Apothekenbranche tätig ist, bemerkte, dass der Stresspegel in den letzten Jahren spürbar gestiegen ist. Dies führte sie dazu, an einem etwa 60 Stunden umfassenden Lehrgang teilzunehmen, der sie zur Expertin im Bereich Stressmanagement ausbildete. Ursprünglich begann Lowski die Fortbildung aus eigenem Antrieb und ohne das Wissen ihres Arbeitgebers. Später erfuhr der Apothekeninhaber von ihrem Engagement und unterstützte die Weiterbildung auch finanziell.
Mit dem neu erworbenen Wissen plant Lowski, ihren Kolleginnen und Kollegen in der Apotheke Strategien zur Stressbewältigung näherzubringen. Dabei legt sie großen Wert auf die Förderung offener Kommunikation im Team, die aus ihrer Sicht entscheidend für ein harmonisches Arbeitsumfeld ist. Lowski betont, dass es für Angestellte in Apotheken wichtig sei, ihre Resilienz zu stärken, um den Belastungen des Berufsalltags besser standhalten zu können.
Zudem möchte Lowski das erlernte Wissen nicht nur intern anwenden, sondern auch die Kundschaft davon profitieren lassen. Geplant sind spezielle Workshops in der Elefanten-Apotheke, bei denen das Thema Stressmanagement im Vordergrund steht. Diese sollen den Kunden helfen, ihre eigene mentale Gesundheit zu stärken und somit einen Beitrag zum allgemeinen Wohlbefinden leisten.
Mit dieser Initiative setzt die Elefanten-Apotheke ein Zeichen für mehr Achtsamkeit und Stressbewältigung im Apothekenalltag, sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Kunden.
Melanie Lowski zeigt mit ihrer Fortbildung zur Stressmanagement-Expertin ein bemerkenswertes Engagement, das weit über das übliche Maß hinausgeht. In einer Zeit, in der der Druck auf Apotheken stetig wächst, ist es von unschätzbarem Wert, nicht nur den eigenen Stress in den Griff zu bekommen, sondern auch Kolleginnen und Kollegen in diesen herausfordernden Zeiten zu unterstützen.
Die Tatsache, dass Lowski ihre Weiterbildung zunächst aus eigener Initiative und ohne Wissen ihres Arbeitgebers begann, unterstreicht ihre Eigenverantwortung und den Wunsch, aktiv etwas zu verändern. Diese Haltung ist vorbildlich und sollte als Ansporn für andere dienen, in ihre persönliche und berufliche Entwicklung zu investieren.
Die geplanten Workshops für Kunden sind ein weiterer innovativer Schritt, der zeigt, dass Lowski das Thema Stressbewältigung ganzheitlich angeht. In einer Gesellschaft, in der mentale Gesundheit zunehmend an Bedeutung gewinnt, sind solche Angebote ein wertvoller Beitrag, der über den reinen Apothekenbetrieb hinausgeht.
Mit ihrer Initiative setzt Lowski nicht nur in ihrer Apotheke, sondern auch in der gesamten Branche ein starkes Zeichen für die Bedeutung von Resilienz und Achtsamkeit im Berufsalltag. Es bleibt zu hoffen, dass viele diesem Beispiel folgen und sich ebenfalls für ein gesünderes Arbeitsumfeld einsetzen.
Maximale Rendite: Wie ein Rechner Ihre Geldanlage optimiert
In einer zunehmend volatilen Finanzwelt wird die Bedeutung präziser Berechnungswerkzeuge für Anleger immer wichtiger. Der Renditerechner für Geldanlagen hat sich in diesem Kontext als unverzichtbares Instrument etabliert. Dieses digitale Tool bietet Anlegern die Möglichkeit, den potenziellen Jahresertrag ihrer Investitionen genau zu berechnen, unabhängig davon, ob es sich um Anlagen mit festen oder variablen Zinssätzen, Fonds oder Versicherungen handelt.
Der Rechner berücksichtigt eine Vielzahl von Faktoren, die sich auf die Rendite auswirken können. Dazu gehören die Art der Zinszahlung, mögliche Zinssteigerungen, die Laufzeit der Investition sowie Ein- und Auszahlungsbeträge. Zusätzlich können auch Bonus- oder Prämienzahlungen, die bei manchen Versicherungen oder speziellen Anlageformen anfallen, in die Berechnung einbezogen werden. Dies erlaubt eine besonders genaue und individuelle Einschätzung der zu erwartenden Erträge.
Besonders hervorzuheben ist die Fähigkeit des Renditerechners, auch komplexe Szenarien wie die Wiederanlage von Zinsen (Zinseszins) und die Berücksichtigung von Kosten und Gebühren zu simulieren. Damit liefert er nicht nur eine grobe Schätzung, sondern eine detaillierte Analyse, die Anlegern dabei hilft, fundierte Entscheidungen zu treffen und das maximale Potenzial ihrer Investitionen auszuschöpfen.
In einer Zeit, in der traditionelle Sparmodelle zunehmend an Attraktivität verlieren und die Unsicherheiten an den Finanzmärkten zunehmen, wird ein solches Tool für Privatanleger, aber auch für professionelle Investoren, immer wertvoller. Der Renditerechner ermöglicht eine fundierte Finanzplanung und unterstützt dabei, Risiken zu minimieren und Chancen optimal zu nutzen.
Der Renditerechner für Geldanlagen ist mehr als nur ein nützliches Werkzeug – er ist ein Symbol für die zunehmende Notwendigkeit, in einer komplexen Finanzlandschaft präzise und informierte Entscheidungen zu treffen. In einer Welt, in der Zinssätze schwanken und traditionelle Anlageformen an Bedeutung verlieren, bietet dieses Tool eine wertvolle Orientierungshilfe.
Es ist bemerkenswert, wie ein solch digitaler Assistent die Kontrolle über die eigenen Finanzen erleichtern kann. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten ist es entscheidend, die Auswirkungen von Zinsänderungen, Gebühren und zusätzlichen Erträgen im Blick zu haben. Der Renditerechner unterstützt dabei, das oft undurchsichtige Terrain der Geldanlage zu navigieren und ermöglicht es Anlegern, ihre Strategien zu optimieren.
Allerdings sollte man sich nicht ausschließlich auf den Rechner verlassen. Er ist ein wertvolles Hilfsmittel, aber keine Garantie für den Erfolg. Am Ende bleibt die Verantwortung für die finanzielle Zukunft bei den Anlegern selbst. Dennoch: Wer ihn richtig nutzt, kann sein finanzielles Wissen vertiefen und letztlich bessere Entscheidungen treffen. In einer Welt, die sich immer schneller verändert, ist das eine unverzichtbare Fähigkeit.
Keytruda-Skandal: Berliner Händler im Zentrum internationaler Ermittlungen
Ein Berliner Arzneimittelgroßhändler geriet jüngst ins Visier der Behörden, nachdem das Krebsmedikament Keytruda in ukrainischer Verpackung bei einem Kölner Großhändler aufgetaucht war. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) sowie das Verwaltungsgericht Berlin (VG) mussten klären, ob der Händler dabei gegen arzneimittelrechtliche Vorschriften verstoßen hat. Der Fall führte zu weitreichenden Ermittlungen, die sowohl in Deutschland als auch international Aufmerksamkeit erregten.
Der betroffene Großhändler hatte im Februar 2020 eine Großhandelserlaubnis beantragt, die im Juni 2021 vom LaGeSo erteilt wurde. Diese Erlaubnis war jedoch ausschließlich auf den Handel mit Arzneimitteln beschränkt, die in einem Mitgliedstaat des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) zugelassen sind. Im Oktober 2023 wurde jedoch bei einer Inspektion eines Kölner Großhändlers festgestellt, dass dieser Keytruda-Packungen in ukrainischer Aufmachung über den Berliner Händler bezogen hatte. Diese Packungen stammten aus der Ukraine und waren über Litauen in den Handel gelangt. Ein weiterer Vorfall wurde dokumentiert, bei dem 200 Packungen des Medikaments von einem Lager in Kiew nach Tallinn, Estland, versandt wurden.
Die Bezirksregierung Köln reagierte prompt und untersagte dem Berliner Händler Ende Oktober 2023 den Handel mit Arzneimitteln, für die er keine entsprechende Erlaubnis besaß. Der Fall erregte auch die Aufmerksamkeit der schweizerischen Aufsichtsbehörde Swissmedic, da die betreffenden Arzneimittel auch Großhändlern in der Schweiz und anderen Ländern angeboten wurden. Es wurde zudem der Verdacht laut, dass der Händler möglicherweise gefälschte oder abgelaufene Medikamente in Umlauf gebracht haben könnte.
Am 1. November 2023 durchsuchten das Landeskriminalamt für Arzneimittel- und Rezeptfälschungsdelikte und das LaGeSo die Geschäftsräume des Berliner Händlers. Der Geschäftsführer des Unternehmens räumte ein, dass die gehandelten Packungen Keytruda in ukrainischer Aufmachung enthielten, die für den ukrainischen Markt bestimmt waren. Weitere Ermittlungen brachten ans Licht, dass es mehrere Handelsvorgänge gab, bei denen Keytruda aus der Ukraine in zollrechtliche Freizonen in Estland und Litauen transportiert wurde.
Der Berliner Händler verteidigte sich gegen die Vorwürfe und betonte, dass keine in der EU nicht zugelassenen Medikamente in den freien Verkehr der Union gelangt seien. Er wies darauf hin, dass der Handel mit außerhalb der EU zugelassenen Arzneimitteln innerhalb der Union legal sei, solange keine physische Einfuhr in den freien Verkehr erfolge. Die Arzneimittel seien in zollrechtlich geschlossenen Freizonen gelagert worden und hätten das EU-Gebiet niemals erreicht.
Trotzdem erließ das LaGeSo Mitte November 2023 ein Verbot für den Berliner Händler, nicht in der EU zugelassene Arzneimittel in Deutschland in den Verkehr zu bringen. Die Behörde argumentierte, dass bereits der Verkauf dieser Medikamente im Geltungsbereich des Arzneimittelgesetzes den Tatbestand des Inverkehrbringens erfülle, unabhängig davon, ob eine physische Verbringung in die EU nachweisbar sei.
Der Großhändler legte gegen diese Entscheidung Widerspruch ein und erhielt vom Verwaltungsgericht Berlin Recht. Das Gericht stellte fest, dass es keine ausreichenden Beweise dafür gebe, dass das Unternehmen Keytruda in die EU eingeführt oder einführen wollte. Es wurde anerkannt, dass die Arzneimittel lediglich in zollrechtliche Freizonen in Estland und Litauen transportiert wurden, ohne den freien Verkehr der EU zu betreten. Somit habe der Händler nach Ansicht des Gerichts nicht gegen geltendes Recht verstoßen.
Der Fall des Berliner Arzneimittelgroßhändlers wirft ein Schlaglicht auf die komplexen und oft undurchsichtigen Regelungen des Arzneimittelhandels innerhalb und außerhalb der Europäischen Union. Auf den ersten Blick erscheint die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Berlin, den Großhändler von den Vorwürfen freizusprechen, als eine Bestätigung des rechtlichen Rahmens, in dem der internationale Arzneimittelhandel stattfindet.
Doch dieser Fall wirft eine grundlegende Frage auf: Reichen die bestehenden Regelungen aus, um die Sicherheit und Integrität der Arzneimittelversorgung zu gewährleisten? Die Tatsache, dass Krebsmedikamente in ukrainischer Aufmachung über ein Netzwerk von Händlern in verschiedene Länder transportiert werden können, ohne dabei die EU zu betreten, zeigt, wie leicht sich Schlupflöcher im System nutzen lassen. Das Vertrauen in die Arzneimittelversorgung hängt jedoch davon ab, dass sämtliche Akteure innerhalb der Lieferkette höchsten Standards folgen und alle notwendigen Kontrollen durchlaufen.
Es bleibt zu hoffen, dass dieser Fall eine gründliche Überprüfung und, falls nötig, eine Anpassung der geltenden Vorschriften nach sich zieht. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Gesundheit der Patienten stets an erster Stelle steht und dass der internationale Arzneimittelhandel transparent und sicher bleibt.
Schwermetalle in Tampons: Neue Studie wirft Fragen zur Produktsicherheit auf
Eine aktuelle amerikanische Studie hat erstmals die potenzielle Belastung von Tampons durch Schwermetalle untersucht und alarmierende Ergebnisse zu Tage gefördert. Forscher analysierten 30 verschiedene Tampon-Marken auf das Vorhandensein von insgesamt 16 Metall(oid)en, darunter giftige Substanzen wie Blei, Cadmium und Arsen. Die Ergebnisse zeigen, dass in allen untersuchten Produkten messbare Konzentrationen dieser Metalle vorhanden waren, unabhängig von der Marke, dem Material oder der Kaufregion.
Besonders bedenklich ist, dass einige dieser Metalle, wie Blei, in Konzentrationen nachgewiesen wurden, für die es keine sichere Expositionsgrenze gibt. Die Studie zeigt zudem, dass organische Tampons tendenziell höhere Arsenwerte aufwiesen, während nicht-organische Tampons höhere Bleikonzentrationen enthielten. Diese Unterschiede deuten darauf hin, dass selbst als „natürlich“ beworbene Produkte nicht zwangsläufig frei von gefährlichen Substanzen sind.
Die Forscher betonen, dass die Vaginalschleimhaut sehr aufnahmefähig ist und Substanzen, die in Kontakt mit ihr kommen, schnell in den Blutkreislauf gelangen können. Bisher gibt es jedoch keine umfassenden Studien, die klären, inwieweit diese Metalle tatsächlich freigesetzt und vom Körper absorbiert werden. Die Erkenntnisse dieser Studie werfen daher dringende Fragen zur Sicherheit von Tampons und möglichen gesundheitlichen Risiken für deren Nutzerinnen auf.
Eine der zentralen Forderungen der Wissenschaftler ist die Durchführung weiterer Untersuchungen, um zu bestätigen, ob und in welchem Umfang die nachgewiesenen Metalle aus Tampons in den Körper übergehen. Die Ergebnisse dieser Folgeuntersuchungen könnten langfristig weitreichende Konsequenzen für die Herstellung, Regulierung und das Verbrauchervertrauen in Menstruationsprodukte haben.
Die Ergebnisse der neuen Studie über Schwermetalle in Tampons sind mehr als nur ein Weckruf. Sie werfen ein grelles Licht auf die potenziellen Risiken, denen Millionen von Frauen weltweit ausgesetzt sein könnten – oft ohne ihr Wissen. Dass in einem so weit verbreiteten Hygieneprodukt wie Tampons giftige Metalle nachgewiesen wurden, ist beunruhigend und wirft die Frage auf: Wie sicher sind die Produkte, die wir täglich nutzen, wirklich?
Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass selbst Tampons, die als organisch und damit vermeintlich sicherer beworben werden, keine Garantie für Schadstofffreiheit bieten. Die Studie zeigt, dass „natürlich“ nicht immer gleichbedeutend mit „ungefährlich“ ist. Es ist höchste Zeit, dass die Industrie und Regulierungsbehörden genauer hinschauen und strengere Richtlinien für die Herstellung und den Verkauf von Menstruationsprodukten erlassen.
Es ist unverständlich, warum es so lange gedauert hat, bis eine derartige Studie durchgeführt wurde. Wenn Tampons tatsächlich eine Quelle für die Aufnahme giftiger Metalle sein könnten, muss dies gründlich und schnell untersucht werden. Die Gesundheit der Verbraucherinnen darf nicht durch mangelnde Transparenz oder unzureichende Sicherheitsstandards gefährdet werden.
Letztlich müssen die Ergebnisse dieser Studie als Anstoß dienen, um die Sicherheit von Tampons und anderen Menstruationsprodukten grundlegend zu überprüfen. Verbraucherinnen haben ein Recht darauf, zu wissen, was in den Produkten enthalten ist, die sie täglich verwenden, und sicher sein zu können, dass diese Produkte ihre Gesundheit nicht gefährden.
Schwierige Gewichtszunahme – Wenn Essen allein nicht reicht
Für viele Menschen ist es ein unerreichbarer Traum, essen zu können, was und wie viel sie möchten, ohne dabei an Gewicht zuzunehmen. Doch es gibt auch diejenigen, die genau dieses Problem haben: Sie essen normal, erreichen aber dennoch nicht ihr Wunschgewicht. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt ein Erwachsener als untergewichtig, wenn sein Body-Mass-Index (BMI) unter 18,5 kg/m² liegt. Bei älteren Erwachsenen verschieben sich diese Grenzwerte: Ab 65 Jahren gilt ein BMI unter 20 als kritisch, und ab 70 Jahren ein Wert unter 22 kg/m².
In Deutschland waren im Jahr 2021 etwa 2% der Erwachsenen untergewichtig, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Während 3,4% der Frauen als untergewichtig eingestuft wurden, waren es bei den Männern lediglich 0,7%. Das Problem des Untergewichts betrifft aber nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche. Bei ihnen kann Untergewicht auf ein gesundheitliches Risiko hinweisen, insbesondere wenn es mit Infektanfälligkeit oder anhaltender Schwäche einhergeht.
Die Ursachen für Untergewicht sind vielfältig. Sie reichen von chronischen Krankheiten wie Diabetes Typ 1, Hyperthyreose oder Zöliakie über genetische Faktoren bis hin zu psychischen Belastungen und Fehlernährung. Für gesunde Menschen, die Schwierigkeiten haben, Gewicht zuzulegen, kann eine gezielte Ernährungsberatung hilfreich sein. Dabei ist es entscheidend, einen Energieüberschuss zu erzielen. Eine Erhöhung der täglichen Kalorienzufuhr um 300 bis 700 kcal kann bei Erwachsenen zu einer kontinuierlichen Gewichtszunahme führen. Die Empfehlung, verstärkt energiedichte Lebensmittel wie Nüsse, Avocados und fettreiche Milchprodukte in den Speiseplan zu integrieren, ist dabei zentral.
Zusätzlich zur Ernährung kann auch Krafttraining eine bedeutende Rolle spielen. Durch den Aufbau von Muskelmasse wird nicht nur das Gewicht erhöht, sondern auch die körperliche Fitness verbessert. Experten raten zu mindestens zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche, ergänzt durch eine proteinreiche Ernährung. Wenn es trotz aller Bemühungen nicht gelingt, das Kalorienziel zu erreichen, kann die Verwendung von Trinknahrung oder Kalorienpulvern aus der Apotheke eine sinnvolle Ergänzung sein. Diese Produkte bieten eine praktische Möglichkeit, die Kalorienzufuhr zu steigern.
Eine gesunde Gewichtszunahme erfordert Geduld. Eine Steigerung von 0,5 bis 1 kg pro Monat wird bereits als Erfolg gewertet. Regelmäßiges Wiegen und das Führen eines Ernährungsprotokolls können dabei helfen, den Fortschritt zu überwachen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Letztlich ist es wichtig, dass Betroffene ihren Weg zur Gewichtszunahme als eine langfristige Investition in ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden verstehen.
Untergewicht ist ein Problem, das oft im Schatten der öffentlichen Debatte um Fettleibigkeit und deren Folgen steht. Die gesellschaftliche Wahrnehmung, dass ein schlanker Körper immer besser ist, verkennt die Herausforderungen, vor denen Menschen mit Untergewicht stehen. Es wird oft vergessen, dass auch diese Menschen mit gesundheitlichen Risiken kämpfen, die von einem geschwächten Immunsystem bis hin zu schweren chronischen Erkrankungen reichen können.
Dabei ist der Weg zur Gewichtszunahme für viele Betroffene eine zermürbende Herausforderung. Anders als bei der Gewichtsabnahme, bei der es oft um das „Weniger“ geht, müssen diese Menschen beständig „Mehr“ leisten – mehr essen, mehr Krafttraining, mehr Kalorien. Der Druck, diesem ständigen „Mehr“ gerecht zu werden, kann enorm sein und auch psychisch belastend wirken.
Es ist daher notwendig, mehr Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen und den betroffenen Menschen die Unterstützung zu bieten, die sie benötigen. Ernährungsberatung, medizinische Betreuung und einfühlsame Unterstützung sind zentrale Bausteine, um ihnen zu helfen, gesund zuzunehmen und damit ihre Lebensqualität zu verbessern. Zudem sollten Gesellschaft und Medien dazu beitragen, das Ideal des extrem schlanken Körpers zu überdenken und den Wert eines gesunden, individuellen Körpergewichts zu betonen.
Jeder Mensch verdient es, sich in seinem Körper wohlzufühlen – unabhängig davon, ob er an Gewicht verlieren oder zunehmen möchte. Es ist an der Zeit, auch denjenigen eine Stimme zu geben, die oft übersehen werden: den Schwer-Leichtgewichten, die um jedes Kilo kämpfen.
Die Schattenseiten der Wundermittel: Risiken und Nebenwirkungen von GLP-1-Rezeptoragonisten
Die beliebten GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid und Tirzepatid, die insbesondere für ihre gewichtsreduzierende Wirkung bekannt sind, haben in den letzten Jahren eine enorme Nachfrage erlebt. Die Wirkung dieser Medikamente, die ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt wurden, geht über die Blutzuckerkontrolle hinaus und hilft vielen Patienten, überflüssige Pfunde zu verlieren. Doch diese vermeintliche Wunderwaffe birgt auch Risiken, die nun verstärkt in den Fokus rücken.
Neben den positiven Effekten auf das Gewicht und den Blutzucker sind die unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) nicht zu unterschätzen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Blähungen und ein anhaltendes Völlegefühl. Diese Symptome sind nicht nur unangenehm, sondern können auch die Aufnahme anderer Medikamente beeinträchtigen, da die Magenentleerung verzögert wird. Für insulinpflichtige Diabetiker kann dies zu unvorhersehbaren Blutzuckerschwankungen führen, was die Blutzuckerkontrolle erschwert.
Besonders brisant ist eine neue Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA): Patienten, die GLP-1-RA einnehmen und sich einer Operation unterziehen müssen, sollten dies unbedingt ihrem Arzt mitteilen. Der Grund: Die verzögerte Magenentleerung kann dazu führen, dass Speisereste während einer Vollnarkose in die Luftröhre gelangen, was eine Aspirationspneumonie verursachen könnte. Ein entsprechender Warnhinweis soll nun in die Produktinformationen der betroffenen Medikamente aufgenommen werden.
Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass GLP-1-RA die diabetische Retinopathie verschlechtern könnten, eine häufige Komplikation bei Diabetes. Eine US-amerikanische Studie hat zudem ein erhöhtes Risiko für eine seltene Form der Augenneuropathie bei der Einnahme von Semaglutid festgestellt.
Obwohl die Europäische Arzneimittelagentur kürzlich Entwarnung bezüglich eines möglichen Zusammenhangs zwischen GLP-1-RA und vermehrten Suizidgedanken gegeben hat, bleibt die Unsicherheit über die langfristigen Auswirkungen dieser Medikamente bestehen. Patienten, die die Medikation absetzen, nehmen häufig wieder an Gewicht zu, wenn sie keine dauerhaften Lebensstiländerungen vornehmen. Dies wirft Fragen über die Sicherheit und Wirksamkeit einer Langzeitanwendung auf, die bisher nicht ausreichend erforscht ist.
Die zunehmende Beliebtheit von GLP-1-Rezeptoragonisten zeigt, wie sehr die Gesellschaft nach einfachen Lösungen für komplexe Gesundheitsprobleme sucht. Die beeindruckenden Erfolge in der Gewichtsreduktion und Blutzuckerkontrolle können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Medikamente kein Allheilmittel sind.
Die neuen Warnhinweise der EMA und die jüngsten Studien zu möglichen Nebenwirkungen verdeutlichen, dass auch vermeintliche Wundermittel Risiken bergen, die nicht ignoriert werden dürfen. Insbesondere die langfristigen Auswirkungen sind noch weitgehend unerforscht, was zu einer gewissen Vorsicht mahnt.
Ärzte und Patienten müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass jedes Medikament potenzielle Nebenwirkungen hat und eine umfassende Abwägung von Nutzen und Risiken erfordert. GLP-1-RA können für viele Patienten eine wertvolle Unterstützung sein, doch sie sollten nicht als Ersatz für eine gesunde Lebensweise verstanden werden. Langfristige Gesundheit erfordert mehr als eine Pille – sie erfordert dauerhafte Veränderungen im Lebensstil und ein Bewusstsein für die eigenen Gesundheitsrisiken.
In einer Welt, die zunehmend nach schnellen Lösungen strebt, ist es umso wichtiger, die langfristigen Konsequenzen im Auge zu behalten und nicht nur auf kurzfristige Erfolge zu setzen. GLP-1-Rezeptoragonisten haben zweifellos Potenzial, doch sie sind kein Ersatz für die grundlegenden Prinzipien einer guten Gesundheitsvorsorge.
Neue DGE-Empfehlung: Vollständiger Verzicht auf Alkohol zum Schutz der Gesundheit
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat ihre Empfehlungen zum Alkoholkonsum radikal geändert und rät nun zu vollständiger Abstinenz. Die Fachgesellschaft, die bislang moderaten Alkoholkonsum als potenziell gesundheitsfördernd einstufte, hat diese Position revidiert. In ihrem neuen Positionspapier betont die DGE, dass es keine sichere Menge an Alkohol gibt, die gesundheitlich unbedenklich ist. Selbst geringe Mengen könnten negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, darunter ein erhöhtes Risiko für Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz.
Das aktuelle Papier ersetzt die bisherigen Richtlinien, die eine moderate Aufnahme von Alkohol als akzeptabel erachteten. Die DGE empfiehlt nun ausdrücklich, auf Alkohol zu verzichten, insbesondere junge Menschen, Schwangere, Stillende sowie Kinder und Jugendliche sollten Alkohol strikt meiden. Diese neue Empfehlung basiert auf einer umfassenden Analyse von Studien, die den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gesundheit untersuchten. Die Ergebnisse zeigen, dass die vermeintlichen Gesundheitsvorteile von moderatem Alkoholkonsum oft auf methodischen Mängeln in den Studien basierten.
Der Bericht der DGE verdeutlicht, dass die durch Alkohol verursachte Krankheits- und Sterbelast weltweit erheblich ist, mit einer besonders hohen Belastung in Europa. In Deutschland lag der durchschnittliche Alkoholkonsum im Jahr 2019 mehr als doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt. Alkohol wird nicht nur mit körperlichen Erkrankungen, sondern auch mit einer Vielzahl sozialer Probleme in Verbindung gebracht, darunter Unfälle, Gewalt und psychosoziale Beeinträchtigungen.
Langfristig birgt Alkohol erhebliche Risiken, die weit über eine mögliche Abhängigkeit hinausgehen. Die DGE warnt vor den weitreichenden Folgen, die von Krebs über Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu kognitiven Beeinträchtigungen und Demenzerkrankungen reichen.
Die neue Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, gänzlich auf Alkohol zu verzichten, markiert einen wichtigen Wendepunkt in der öffentlichen Gesundheitsberatung. Jahrzehntelang galt moderater Alkoholkonsum als zumindest harmlos, wenn nicht gar gesundheitsfördernd. Doch nun, da wissenschaftliche Erkenntnisse diese Annahmen widerlegen, ist es nur konsequent, dass die DGE ihre Position korrigiert.
Kritiker mögen einwenden, dass ein vollständiger Verzicht auf Alkohol übertrieben sei und die Lebensqualität einschränken könnte. Doch die Fakten sprechen eine klare Sprache: Alkohol ist ein Risikofaktor für zahlreiche schwere Krankheiten, und es gibt keine sichere Menge, die konsumiert werden kann. Diese Erkenntnis ist unbequem, aber notwendig, um die Gesundheit der Bevölkerung langfristig zu schützen.
Besonders wichtig ist die neue Empfehlung für junge Menschen und Risikogruppen. Die Warnung vor den Gefahren des Alkoholkonsums sollte in der Prävention stärker betont werden. Denn der Preis, den viele Menschen für den Konsum dieser scheinbar harmlosen Droge zahlen, ist hoch – zu hoch.
Die DGE setzt mit ihrer neuen Position ein klares Zeichen: Die Gesundheit muss an erster Stelle stehen, auch wenn das bedeutet, liebgewonnene Gewohnheiten zu hinterfragen und möglicherweise zu ändern. Es bleibt zu hoffen, dass diese Empfehlung von der Bevölkerung ernst genommen wird und langfristig zu einer Reduzierung der durch Alkohol verursachten Krankheits- und Sterbelast beiträgt.
Zulassung für Mpox-Impfstoff bei Jugendlichen in Aussicht: Wichtiger Schritt im Kampf gegen die Ausbreitung
Bavarian Nordic hat bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) einen Antrag auf Zulassungserweiterung seines Mpox-Impfstoffs Imvanex® für Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren eingereicht. Diese Entscheidung basiert auf den Ergebnissen einer kürzlich durchgeführten Studie, die an 315 Jugendlichen und 211 Erwachsenen durchgeführt wurde. Alle Teilnehmer erhielten zwei Standarddosen des Impfstoffs. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass die Immunantwort der Jugendlichen ebenso stark ist wie die der Erwachsenen. Auch das Sicherheitsprofil des Impfstoffs war vergleichbar, was auf eine mögliche Erweiterung der Anwendung auf jüngere Altersgruppen hindeutet.
Der Impfstoff Imvanex® ist seit 2013 in der Europäischen Union zugelassen, ursprünglich als Schutz gegen die herkömmlichen Pocken. Im Jahr 2022 wurde die Zulassung erweitert, um auch den Einsatz gegen Mpox, früher bekannt als Affenpocken, zu ermöglichen. Bislang war der Impfstoff jedoch nur für Erwachsene verfügbar.
Die Entscheidung, den Impfstoff auf Jugendliche auszuweiten, kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, da Mpox-Ausbrüche, insbesondere in Afrika, eine zunehmende Bedrohung darstellen. Kinder und Jugendliche sind dort überproportional stark betroffen. Eine weitere Studie, die auf Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren abzielt, ist bereits in Planung. Diese soll noch in diesem Jahr in der Demokratischen Republik Kongo und Uganda, zwei der am stärksten betroffenen Länder, starten.
Paul Chaplin, Präsident und Geschäftsführer von Bavarian Nordic, unterstrich die Dringlichkeit, den Zugang zu Impfstoffen und Therapien für gefährdete Bevölkerungsgruppen zu erweitern. Er dankte den öffentlichen Sponsoren, die die Studien möglich gemacht haben, und hob die Bedeutung dieser Bemühungen für den globalen Gesundheitsschutz hervor.
Der Impfstoff MVA-BN (Modified Vaccinia Ankara – Bavarian Nordic) wird in der EU und im Vereinigten Königreich unter dem Namen Imvanex® vertrieben. In den USA und der Schweiz ist er unter dem Namen Jynneos® bekannt, während er in Kanada als Imvamune® vermarktet wird. Die Zulassungserweiterung für Jugendliche wird für das vierte Quartal dieses Jahres erwartet.
Die Entscheidung von Bavarian Nordic, eine Erweiterung der Zulassung des Mpox-Impfstoffs Imvanex® auf Jugendliche anzustreben, ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen eine Krankheit, die zunehmend globale Besorgnis hervorruft. In einer Welt, in der neue Krankheitserreger immer wieder auftauchen, ist es entscheidend, dass Impfstoffe schnell und sicher für alle Altersgruppen verfügbar gemacht werden.
Besonders in Afrika, wo Kinder und Jugendliche am stärksten betroffen sind, könnte diese Zulassungserweiterung lebensrettend sein. Es zeigt sich einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Pharmaunternehmen, Regierungen und internationale Organisationen zusammenarbeiten, um die Gesundheit der schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft zu schützen.
Die Tatsache, dass der Impfstoff bei Jugendlichen genauso wirksam ist wie bei Erwachsenen und ein vergleichbares Sicherheitsprofil aufweist, sollte den Weg für eine zügige Zulassung ebnen. Der geplante Beginn der Studien für jüngere Kinder in stark betroffenen Regionen ist ebenfalls ein positiver Schritt. Doch die Arbeit endet nicht mit der Zulassung – der Impfstoff muss auch breit verfügbar und zugänglich sein, besonders in Regionen, die am stärksten gefährdet sind.
Diese Entwicklungen sind ermutigend, aber sie erinnern uns auch daran, dass der Kampf gegen Krankheiten wie Mpox eine kontinuierliche globale Anstrengung erfordert. Bavarian Nordic hat hier eine Vorreiterrolle übernommen, doch es bleibt abzuwarten, ob andere Akteure ihrem Beispiel folgen und ebenfalls dazu beitragen werden, den Schutz vor Mpox weltweit zu verbessern.
Medizinisches Cannabis: Über 80.000 Patienten in Deutschland in Therapie
In Deutschland werden inzwischen über 80.000 Menschen mit medizinischem Cannabis behandelt. Diese Zahl nannte der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) bei einem Besuch des sächsischen Cannabis-Produzenten Demecan. Blienert betonte, dass besonders bei der Behandlung von Spastiken und chronischen Schmerzen gute Erfahrungen mit Cannabis gemacht wurden.
Der größte Teil des derzeit in Deutschland verwendeten medizinischen Cannabis wird aus dem Ausland, vor allem aus Kanada und Portugal, importiert. Doch Blienert erwartet, dass künftig verstärkt medizinisches Cannabis im Inland produziert wird. Die kürzlich verabschiedeten Änderungen im Betäubungsmittelgesetz und das neue Cannabisgesetz sollen zu einem Paradigmenwechsel in der deutschen Drogenpolitik führen und die gesellschaftliche Akzeptanz von Cannabis zu medizinischen Zwecken weiter erhöhen.
Demecan, das seit 2019 eine Lizenz für den Anbau von medizinischem Cannabis besitzt, unterlag bisher strengen Auflagen, einschließlich einer Höchstgrenze bei der Produktionsmenge. Mit den neuen gesetzlichen Regelungen darf das Unternehmen in Ebersbach nun unbegrenzt anbauen. Diese Entwicklung folgt einem Anstieg der Nachfrage nach medizinischem Cannabis, die Demecan bereits im Juli verzeichnete.
Blienert sieht in der verstärkten Produktion von Cannabis in Deutschland einen wichtigen Schritt hin zu einer stabilen und unabhängigen Versorgung der Patienten. Der Bundesdrogenbeauftragte betonte, dass die Neuerungen im Cannabisgesetz nicht nur die Versorgungssicherheit verbessern, sondern auch die Grundlage für eine differenzierte und aufgeklärte Drogenpolitik schaffen sollen.
Die steigende Zahl von Patienten, die in Deutschland mit medizinischem Cannabis behandelt werden, spiegelt einen gesellschaftlichen Wandel wider, der lange überfällig war. Es zeigt sich, dass Cannabis eine wichtige Rolle in der modernen Schmerz- und Spastiktherapie spielt und zunehmend als ernstzunehmende Behandlungsoption anerkannt wird. Diese Anerkennung ist jedoch nicht nur das Ergebnis neuer Gesetze, sondern auch der zunehmenden Akzeptanz in der Bevölkerung und bei den Ärzten.
Mit der Möglichkeit, Cannabis unbegrenzt in Deutschland anzubauen, hat das Land nun die Chance, sich von der Abhängigkeit von Importen zu lösen und gleichzeitig die Qualität und Versorgungssicherheit für die Patienten zu verbessern. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Versorgung mit medizinischem Cannabis langfristig zu sichern und die Bedürfnisse der Patienten besser zu erfüllen.
Dennoch darf nicht vergessen werden, dass der Anbau und die Nutzung von Cannabis weiterhin streng reguliert bleiben müssen, um Missbrauch zu verhindern. Die neuen Regelungen bieten die Grundlage für eine moderne und differenzierte Drogenpolitik, die sowohl die medizinischen Vorteile von Cannabis anerkennt als auch verantwortungsvoll mit den möglichen Risiken umgeht. Es bleibt zu hoffen, dass diese Balance auch in Zukunft gewahrt bleibt, sodass Cannabis als Medikament dort eingesetzt werden kann, wo es wirklich hilft.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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