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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die Apotheken in Deutschland stehen vor einer existenziellen Krise: Immer mehr Betriebe müssen schließen, während die geplante Reform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Situation weiter verschärfen könnte. Kritiker warnen vor den drastischen Folgen für die flächendeckende Versorgung, insbesondere in ländlichen Gebieten. Droht nun das große Apothekensterben?
Die Apotheken in Deutschland stehen vor einer existenziellen Krise. In den letzten Jahren mussten zahlreiche Apotheken schließen, was nicht nur wirtschaftliche Existenzen bedroht, sondern auch die flächendeckende medizinische Versorgung gefährdet. Die Ursachen für diese Entwicklung sind komplex und vielfältig: Steigende Betriebskosten, fehlende Anpassungen der Honorare und zunehmender bürokratischer Aufwand setzen den Apotheken massiv zu.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant nun, mit einem neuen Apothekenreformgesetz gegenzusteuern, das am 21. August im Kabinett verabschiedet werden soll. Das Gesetz sieht unter anderem die Einführung sogenannter „Zweit-Apotheken“ vor, die ohne die dauerhafte Anwesenheit eines Apothekers betrieben werden sollen. Zudem soll die Verkaufsbeteiligung bei verschreibungspflichtigen Medikamenten gesenkt und stattdessen das Fixhonorar auf 9 Euro erhöht werden. Doch diese Reformpläne stoßen auf erheblichen Widerstand in der Branche.
Kritiker warnen, dass die geplanten Maßnahmen die ohnehin angespannte Lage der Apotheken weiter verschlechtern könnten. Insbesondere die Senkung der prozentualen Verkaufsbeteiligung wird als problematisch angesehen, da sie bei hochpreisigen Medikamenten zu erheblichen Verlusten führen könnte. Apothekerin Merle Looschen aus Lohne hat beispielhaft vorgerechnet, dass die Fixhonorar-Erhöhung bei teuren Medikamenten nicht ausreicht, um die Kosten zu decken, was zu einer negativen Bilanz führen könnte.
Magdalene Linz, ehemalige Präsidentin der Bundesapothekerkammer, betont die Dringlichkeit einer umfassenden Reform: „Wenn sich jetzt nichts ändert, gefährden wir auch die Versorgung der Patienten.“ Sie weist darauf hin, dass besonders in ländlichen Regionen, wo Apotheken oft die einzige Anlaufstelle für medizinische Versorgung sind, Schließungen gravierende Folgen haben könnten.
Ein weiteres umstrittenes Element der Reform ist die Einführung der „Zweit-Apotheken“. Hier sollen pharmazeutisch-technische Assistenten (PTAs) ohne direkte Anwesenheit eines Apothekers arbeiten können, wobei bei Bedarf ein Apotheker telefonisch oder per Video zu Rate gezogen werden kann. Dieses Konzept stößt jedoch sowohl bei Apothekern als auch bei den PTAs selbst auf Widerstand. Kritiker befürchten, dass dadurch die Qualität der Beratung und somit die Patientensicherheit leiden könnte.
Der Insolvenzexperte Dr. Moritz Wollring unterstreicht die Notwendigkeit einer deutlicheren Erhöhung des Fixums, um Apotheken das wirtschaftliche Überleben zu sichern. Seiner Ansicht nach wären mindestens 12 Euro pro Rezept erforderlich, um die Apotheken vor weiteren Schließungen zu bewahren.
Das Bundesgesundheitsministerium erklärte, dass der Meinungsbildungsprozess innerhalb der Bundesregierung noch nicht abgeschlossen sei. Die Branche hofft, dass die endgültige Fassung des Gesetzes die Probleme der Apotheken wirksam adressiert und die Versorgungssicherheit in Deutschland langfristig sicherstellt.
Die geplante Apothekenreform von Karl Lauterbach droht, die ohnehin prekäre Lage der Apotheken weiter zu verschärfen, statt Abhilfe zu schaffen. Die Vorschläge zur Einführung von „Zweit-Apotheken“ und die geplante Änderung der Vergütungsstruktur sind Symptome einer kurzsichtigen Politik, die die tatsächlichen Bedürfnisse und Herausforderungen der Apothekenbranche verkennt.
Die Idee, Apotheken ohne die dauerhafte Anwesenheit eines Apothekers zu betreiben, mag auf dem Papier als Lösung für den Fachkräftemangel erscheinen. Doch in der Praxis birgt sie erhebliche Risiken. Die Expertise und das Verantwortungsbewusstsein eines Apothekers sind unersetzlich, besonders bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamente. Eine telefonische oder videobasierte Rücksprache kann den direkten Kontakt nicht adäquat ersetzen und könnte die Qualität der Beratung und damit die Patientensicherheit gefährden.
Noch problematischer ist jedoch die geplante Anpassung der Vergütungsstruktur. Eine Erhöhung des Fixums auf 9 Euro wirkt auf den ersten Blick wie eine Verbesserung, doch bei hochpreisigen Medikamenten drohen den Apotheken erhebliche Verluste. Dies könnte die Schließungswelle beschleunigen und die Versorgungssicherheit, insbesondere in ländlichen Gebieten, erheblich beeinträchtigen.
Apotheken sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Sie bieten nicht nur Medikamente an, sondern auch Beratung und Unterstützung in gesundheitlichen Fragen. Wenn ihre wirtschaftliche Basis weiter geschwächt wird, droht ein massiver Verlust an Versorgungssicherheit, besonders in strukturschwachen Regionen.
Es ist dringend notwendig, dass die Bundesregierung die Kritik der Apothekerschaft ernst nimmt und die geplanten Reformen grundlegend überarbeitet. Statt kurzfristiger, symbolischer Maßnahmen braucht es eine nachhaltige Strategie, die die wirtschaftliche Stabilität der Apotheken sichert und ihre wichtige Rolle im Gesundheitssystem stärkt. Nur so kann die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung auch in Zukunft gewährleistet werden.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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