
Für Sie gelesen
Sehr geehrte Ärzte,
hier ist der vollständige Text für Sie:
APOTHEKE | Wochenspiegel & Presse |
Apotheken-News: Themen der Woche
Apotheken stehen in dieser Woche an einer entscheidenden Weggabelung, denn gleich mehrere Entwicklungen machen sichtbar, wie eng wirtschaftliche Stabilität, rechtliche Durchsetzungskraft und gesellschaftliche Wahrnehmung miteinander verflochten sind: Die Forderung nach einer Gebührenordnung für Apotheken bringt das Thema gerechte Vergütung neu auf die Agenda, während die Diskussion um das Rx-Versandverbot und die anhaltende Rx-Boni-Praxis der EU-Versender den Wert von Patientensicherheit und fairem Wettbewerb betonen. Gleichzeitig verschärfen neue Vorsorgeangebote von Drogeriemärkten wie dm den Druck auf Apotheken, ihre Rolle in Prävention und Beratung sichtbar zu behaupten. Institutionelle Schwächen wie die Untätigkeit der Paritätischen Stelle oder das Lavieren bei Aufsichtsmaßnahmen zeigen, wie labil die Verbindlichkeit von Regeln geworden ist, während innerberufliche Fragen zu Notdiensten und Kammerbeiträgen die Polarisierung verstärken. Vor diesem Hintergrund wird klar: Apotheken müssen zugleich politische Klarheit fordern, rechtliche Standards einfordern und sich kommunikativ neu aufstellen, um ihr Profil im Wettbewerb um Vertrauen und Versorgungssicherheit zu schärfen.
Die Diskussion über die Einführung einer Gebührenordnung für Apotheken, wie sie Professor Andrew Ullmann angestoßen hat, berührt den Kern der wirtschaftlichen Zukunft der Branche. Jahrzehntelang war die Vergütung in Deutschland fixumsbasiert, also gebunden an eine feste Pauschale pro Packung, unabhängig von der Komplexität des Falls oder den zusätzlichen Dienstleistungen. Dieses System hat in Zeiten stabiler Märkte funktioniert, heute jedoch zeigt sich, dass es die Realität moderner Apothekenpraxis nicht mehr abbildet. Die Kosten für Personal, Technik und rechtliche Absicherung steigen, während die Marge auf die reine Arzneimittelabgabe sinkt. Ullmann verweist auf Modelle im europäischen Ausland, die zumindest eine teilweise Leistungsorientierung eingeführt haben: Frankreich kennt tarifierte Dienstleistungen, Großbritannien setzt auf Strukturverträge, und die Niederlande haben variable Honorierungen etabliert. Doch auch dort zeigt sich, dass es schwierig bleibt, die Abgabe einer Arzneimittelpackung adäquat zu honorieren, weil sie zwischen Ware und Dienstleistung oszilliert.
Genau dieser Spagat ist es, der das System in Deutschland so schwerfällig macht. Ärztinnen und Ärzte haben mit der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ein etabliertes Gerüst, in dem jede Leistung einen Preis hat. Apotheken dagegen sind weiterhin über einen Fixbetrag plus prozentualem Zuschlag an die Packung gebunden – ein Modell, das die Komplexität ihrer Aufgaben nicht widerspiegelt. Denn die Abgabe ist nicht nur ein logistischer Akt, sondern umfasst Beratung, Interaktionsprüfung, Dokumentation und in vielen Fällen auch das Abfedern von Lieferengpässen. All diese Elemente sind im derzeitigen Vergütungsmodell nicht abgebildet, was dazu führt, dass viele Leistungen faktisch unentgeltlich erbracht werden. Der Ruf nach einer Gebührenordnung ist also nicht nur ökonomisch motiviert, sondern auch eine Frage der Wertschätzung.
Gleichzeitig zeigt sich jedoch die Gefahr, dass eine zu enge Orientierung am ärztlichen Modell scheitert. Ärzte verkaufen ihre Zeit, Apotheken geben Ware ab. Das bedeutet, dass jede Umstellung unweigerlich die zentrale Frage aufwirft: Wie lässt sich das Geschäftsmodell der Apotheke tarifieren, ohne dass die Preisbindung auf Arzneimittel ausgehebelt wird? Juristisch gesehen wäre eine Gebührenordnung für Apotheken nur dann denkbar, wenn sie klar zwischen Warenwert und pharmazeutischer Leistung unterscheidet. Praktisch aber verschwimmen diese Linien: Wer eine teure Onkologietherapie abgibt, trägt andere Risiken als bei einem Schmerzmittel. Wer ein Medikationsmanagement betreibt, hat einen anderen Aufwand als bei einem einmaligen OTC-Verkauf.
Die Herausforderung liegt also darin, die Komplexität in ein starres System zu gießen, ohne die Versorgung zu gefährden. Für Apothekeninhaberinnen und -inhaber bedeutet das ein Abwägen zwischen der Chance, neue Einnahmequellen zu erschließen, und dem Risiko, dass ein neues System noch komplizierter und bürokratischer wird. Schon heute klagen viele Betriebe über überbordende Dokumentationspflichten, Retaxationen und digitale Hürden. Ein zusätzlicher Honorarkatalog könnte diese Probleme verstärken, wenn er nicht intelligent konzipiert wird.
Für die Politik ist der Vorschlag ein Lackmustest. Einerseits wird deutlich, dass die Apotheken nicht länger im alten System gehalten werden können, ohne dass ihre wirtschaftliche Substanz erodiert. Andererseits fehlt bislang ein tragfähiges Modell, das zwischen Gerechtigkeit, Praktikabilität und Finanzierbarkeit vermittelt. Dass Ullmann den Vorschlag ausgerechnet jetzt platziert, zeigt, wie akut die Situation ist: Der Beruf steht vor einem Wendepunkt. Ohne Reform droht die Zahl der Schließungen weiter zu steigen, mit unabsehbaren Folgen für die Versorgung. Ob eine Gebührenordnung der richtige Weg ist oder nur ein weiterer Stein im bürokratischen Geflecht, wird die Debatte der kommenden Jahre entscheiden.
Die Debatte über ein Verbot des Rx-Versands ist politisch wie kommunikativ ein Minenfeld. Während die Apothekerschaft Patientensicherheit als Kernargument herausstellt, sehen viele Bürgerinnen und Bürger den Versandhandel längst als normalisierte Option – bequem, günstig, digital. Das macht es schwer, den Unterschied zwischen Konsumgütern und verschreibungspflichtigen Arzneimitteln plausibel zu machen. Medien wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland rahmen die Diskussion entsprechend: Wer gegen den Versandhandel argumentiert, stellt sich vermeintlich gegen den Zeitgeist. Doch der Kern ist ein anderer – es geht um das Recht, sensible Medikamente unter klaren Auflagen, Beratung und Dokumentation abzugeben.
Thomas Preis, Präsident der ABDA, versuchte jüngst in einem Interview, genau diesen Dreh zu schaffen. Er konfrontierte die Journalisten mit der Frage: Wollen wir wirklich riskieren, dass unkontrollierte Lieferströme über EU-Grenzen hinweg Patientensicherheit unterminieren? In 19 EU-Staaten sei der Rx-Versand verboten, nicht aus Rückständigkeit, sondern aus Gründen des Schutzes. Doch ob dieses Argument verfängt, bleibt offen. Denn Öffentlichkeit funktioniert nach anderen Logiken: Was gängig ist, gilt als normal, und was normal ist, gilt als legitim.
Für Apotheken bedeutet dies: Sie müssen lernen, ihre Botschaften so zu formulieren, dass sie über Fachkreise hinaus verständlich bleiben. Patientensicherheit ist kein abstrakter Wert, sondern wird erst greifbar, wenn konkrete Beispiele folgen – etwa manipulierte Rezepte, die unbemerkt durch Versandstrukturen laufen, oder unsachgemäße Lagerung, die Arzneimittel unwirksam macht. Medienkommunikation heißt, Bilder zu erzeugen, die im Kopf bleiben. Wer nur Paragrafen zitiert, wird im öffentlichen Diskurs untergehen.
Zugleich zeigt sich, dass die Debatte auch eine Machtfrage ist. Große Versender besitzen Kommunikationsbudgets, die es erlauben, Narrative zu setzen. Vor-Ort-Apotheken dagegen argumentieren meist defensiv, appellieren an Politik und Gesellschaft. Der Weg in die Zukunft wird nur erfolgreich sein, wenn Apotheken ihre eigene Kommunikationskraft stärken – durch Kampagnen, persönliche Geschichten, Allianzen mit Patientengruppen. Denn die eigentliche Frage ist nicht, ob Versandhandel modern oder altmodisch ist, sondern ob Patientinnen und Patienten bereit sind, Sicherheit über Bequemlichkeit zu stellen.
Die Boni-Praxis ausländischer Versandapotheken ist seit Jahren ein Reizthema. Juristisch ist sie klar unzulässig, faktisch jedoch gängige Praxis – ein offener Affront gegen die deutsche Preisbindung. Für Vor-Ort-Apotheken bedeutet dies einen Wettbewerbsnachteil, der weit über den ökonomischen Effekt hinausgeht. Denn mit jedem Bonus, den Patienten im Briefkasten finden, wächst die Überzeugung: Wenn es erlaubt wäre, würden es doch alle machen. Das untergräbt die Akzeptanz einer Regel, die für die Stabilität der Versorgung zentral ist.
Dass die Paritätische Stelle aus DAV und GKV-Spitzenverband untätig bleibt, verstärkt das Problem. Statt Sanktionen herrscht Schweigen. Thomas Preis, ABDA-Präsident, hat es klar benannt: Hier fehle der Wille, Regeln auch durchzusetzen. Doch solange die Aufsicht nicht eingreift, werden EU-Versender ihre Praxis fortsetzen. Erst das Bundesgesundheitsministerium deutete jüngst an, die Rechtslage zu prüfen – eine Ankündigung, die eher nach Verzögerung als nach entschlossenem Handeln klingt.
Für die Apothekenlandschaft ist dies ein doppeltes Dilemma. Einerseits kämpfen die Betriebe mit den realen Folgen – Umsatzeinbußen, Vertrauensverlust, Wettbewerbsdruck. Andererseits erleben sie, dass der Staat seiner Rolle als Garant fairer Rahmenbedingungen nicht nachkommt. Recht ohne Durchsetzung verliert seine Wirkung. Für viele Inhaberinnen und Inhaber entsteht so das Gefühl, dass sie Spielregeln einhalten, die andere ungestraft ignorieren dürfen.
Die Freie Apothekerschaft fordert deshalb ein aufsichtsrechtliches Einschreiten. Sie sieht das Bundesamt für Soziale Sicherung in der Pflicht, die Kassen zu verpflichten, gegen Verstöße aktiv zu werden. Damit rückt das Problem in eine neue Dimension: Es geht nicht mehr nur um ökonomische Fairness, sondern um die Glaubwürdigkeit des Rechtsstaates. Wenn Gesetze nicht durchgesetzt werden, droht das Vertrauen in die gesamte Ordnung zu erodieren. Für Apotheken heißt das: Sie stehen nicht nur im Wettbewerb um Patienten, sondern auch im Ringen um rechtliche Verlässlichkeit.
Das Rx-Versandverbot erlebt eine Renaissance – nicht mehr primär mit dem Argument der Sicherstellung der Versorgung, sondern mit dem Fokus auf Patientensicherheit. Damit will die ABDA auf dem kommenden Deutschen Apothekertag ein neues Kapitel aufschlagen. Der Antrag des Vorstands formuliert es klar: Ein konsequentes Verbot sei notwendig, um unkontrollierten Arzneimittelkonsum im digitalen Raum einzudämmen.
Diese Stoßrichtung hat Charme, weil sie den Diskurs verschiebt. Während frühere Debatten oft technokratisch wirkten, rückt nun die konkrete Gefahr in den Mittelpunkt: Medikamente, die ohne Beratung, ohne Prüfung, ohne Nachkontrolle verteilt werden, können Schaden anrichten. Wer Patientensicherheit ernst nimmt, darf das nicht ignorieren. Doch ob die Politik dieses Argument stärker überzeugt als das der Versorgungssicherung, bleibt abzuwarten.
Für Apotheken ist die Stoßrichtung ein Befreiungsschlag. Endlich steht nicht nur die ökonomische Lage im Vordergrund, sondern ein Wert, der gesellschaftlich anschlussfähig ist. Gleichzeitig aber birgt der Vorstoß Risiken: Wenn das Argument Patientensicherheit ins Feld geführt wird, muss es mit Daten, Beispielen und Fakten unterlegt sein. Sonst bleibt es bloße Rhetorik. Der Auftrag an die Apothekerschaft ist klar: Beweise liefern, warum Versandhandel ein Risiko darstellt – und das jenseits des Eigeninteresses.
Kommentar im Fluss: Politik und Institutionen haben es bislang versäumt, klare Kante zu zeigen. Stattdessen herrscht ein Nebeneinander von Regeln und Ausnahmen, das die Vor-Ort-Apotheke benachteiligt. Die Debatte über das Rx-Versandverbot ist deshalb mehr als eine juristische Auseinandersetzung: Sie ist ein Lackmustest für den Wert, den die Gesellschaft der Patientensicherheit beimisst.
Die Idee, mit einem prägnanten Slogan wie „Ohne Jauch geht’s auch“ Aufmerksamkeit zu schaffen, zeigt, wie Apotheken ihre Position im öffentlichen Diskurs stärken können. Apotheker Gerhard Zitzmann hat mit seiner Münchner Kampagne demonstriert, dass Vor-Ort-Betriebe nicht ohnmächtig sind gegenüber der Medienmacht der Versandapotheken. Mit einer klaren Botschaft, einem Wiedererkennungswert und der Anbindung an eine eigene E-Rezept-App gelang es ihm, jenseits fachpolitischer Debatten Resonanz in der breiten Öffentlichkeit zu erzeugen.
Die Stärke solcher Initiativen liegt darin, dass sie Nähe schaffen. Während politische Forderungen wie ein Rx-Versandverbot abstrakt wirken, rücken Botschaften wie „Ohne Jauch geht’s auch“ das konkrete Profil der Apotheke vor Ort in den Fokus: Beratung, Sicherheit, Verfügbarkeit. Sie machen sichtbar, dass es um mehr geht als um Preislisten – um persönliche Bindung, Versorgung in Notlagen, und die Verlässlichkeit, die kein Online-Händler bieten kann.
Doch die Kampagne wirft auch Fragen auf. Wie lässt sich vermeiden, dass solche Initiativen Insellösungen bleiben? Solange sie auf Einzelpersonen beruhen, bleiben Reichweite und Wirkung begrenzt. Erst wenn Apothekerschaft und Verbände solche Ansätze aufgreifen, bündeln und multiplizieren, kann daraus eine echte Gegenöffentlichkeit entstehen. Kommunikation ist längst nicht mehr nur Aufgabe der Industrie – auch Heilberufe müssen lernen, ihre Botschaften professionell zu platzieren.
Für die Politik ist die Botschaft deutlich: Wenn selbst einzelne Betriebe Kampagnen entwickeln, sollte es für die ABDA und die Kammern selbstverständlich sein, diese Energie aufzugreifen. Apotheken sind keine Opfer, sie können aktiv gestalten. Doch dazu braucht es Mut, kreative Ansätze und die Bereitschaft, öffentlich aufzutreten. Denn wer im öffentlichen Diskurs nicht sichtbar ist, wird übersehen – und genau das ist eine Gefahr, die Apotheken sich nicht leisten können.
Die Expansion von dm in den Bereich Gesundheitsvorsorge ist ein Signal mit Sprengkraft. Bluttests, Augenscreenings und Hautanalysen in Drogerien berühren unmittelbar jene Felder, die traditionell mit ärztlicher oder pharmazeutischer Betreuung verbunden sind. Was auf den ersten Blick als Serviceinnovation erscheint, ist bei näherer Betrachtung ein Angriff auf die Grenze zwischen Handel und Heilberuf.
Für Apotheken stellt sich die Frage: Haben sie das Feld der Prävention verschlafen? Viele hätten längst Vorsorgeangebote entwickeln können – von Blutdruckmessungen bis hin zu Hautscreenings. Doch häufig fehlten rechtliche Klarheit, politische Unterstützung und finanzielle Vergütungsmodelle. Während Apotheken um jeden Euro im Rahmen der pharmazeutischen Dienstleistungen ringen, eröffnet ein Drogeriemarkt neue Geschäftsfelder fast ungebremst.
Die Folgen sind erheblich. Patientinnen und Patienten erleben Gesundheitsleistungen im Kontext des Konsums. Sie kaufen Shampoo, geben Blut ab, laden eine App herunter – alles unter einem Dach. Damit verschiebt sich die Wahrnehmung: Gesundheit wird zum Produkt, nicht mehr zur professionellen Dienstleistung. Für Apotheken ist das gefährlich, weil es den Mehrwert ihrer Beratung unsichtbar macht.
Gleichzeitig aber ist es eine Chance. Apotheken können die Debatte aufnehmen und deutlich machen, warum Prävention kein Zusatzgeschäft ist, sondern Teil einer qualifizierten Versorgung. Sie können Kooperationen eingehen, eigene Vorsorgeprogramme etablieren und das Gespräch mit Patientinnen und Patienten aktiv suchen. Prävention darf kein Randthema bleiben, sondern muss als Profilmerkmal sichtbar sein. Nur so lässt sich verhindern, dass Drogeriemärkte den Apotheken die Zukunft abnehmen.
Die „Paritätische Stelle“ von GKV und DAV verkörpert die Ambivalenz institutioneller Kontrolle im Gesundheitswesen. Sie soll sicherstellen, dass gesetzliche Regeln eingehalten werden – etwa die Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Doch die Realität zeigt: Diese Institution bleibt oft untätig, aus Sorge vor Klagen oder aus Mangel an politischem Rückhalt.
Für Apotheken ist dies ein doppeltes Problem. Einerseits existiert formal ein Gremium, das Verstöße ahnden könnte. Andererseits erleben sie, dass diese Möglichkeit faktisch ungenutzt bleibt. Der Eindruck: Ein Tiger ohne Zähne, ein System ohne Biss. Genau das untergräbt das Vertrauen in die Verbindlichkeit von Regeln. Wenn selbst Institutionen, die zur Aufsicht geschaffen wurden, nicht handeln, wie soll dann der einzelne Betrieb an die Fairness des Systems glauben?
Thomas Preis hat die Paritätische Stelle öffentlich kritisiert. Doch Kritik reicht nicht aus. Es braucht den politischen Willen, die Kompetenzen zu stärken und das Mandat konsequent umzusetzen. Apotheken können nicht dauerhaft in einem Umfeld arbeiten, in dem Gesetze faktisch zur Verhandlungsmasse degradiert sind. Die Folge ist ein Klima der Unsicherheit, das den Schwächeren im System benachteiligt.
Kommentar im Fluss: Das Zögern der Institutionen ist keine Kleinigkeit. Es schwächt nicht nur die Apotheken, sondern die Idee von Recht und Ordnung selbst. Denn Regeln, die nicht durchgesetzt werden, sind wirkungslos – und wirkungslose Regeln sind Gift für das Vertrauen in die Versorgung.
Kaum ein Thema polarisiert die Apothekerschaft so stark wie der Notdienst. Für die einen ist er Bürde, für die anderen Bollwerk gegen den Versandhandel. Die Landesapothekerkammer Hessen hat nun vorgeschlagen, die Anwesenheitspflicht zu lockern: Statt physischer Präsenz könnte es reichen, wenn die Apothekerin oder der Apotheker binnen zehn Minuten vor Ort ist. Ein Schritt, der Entlastung bringt, aber auch Fragen aufwirft: Was passiert im Notfall, wenn Minuten über Leben und Tod entscheiden?
Parallel fordern mehrere Kammern eine Erhöhung der Notdienstgebühr auf zehn Euro – ein Betrag, der die Belastung zumindest symbolisch anerkennen würde. Zudem soll über Teilnotdienste diskutiert werden, um flexiblere Modelle zu schaffen. Hinter all dem steckt ein zentrales Spannungsfeld: Wie lässt sich der Notdienst modernisieren, ohne seine Kernfunktion – die garantierte Versorgung – zu gefährden?
Für Apotheken ist die Debatte mehr als eine technische Frage. Der Notdienst ist ein identitätsstiftendes Merkmal: Er zeigt, dass die Apotheke mehr ist als ein Geschäft, dass sie Verantwortung übernimmt, wenn andere schlafen. Doch diese Verantwortung hat einen Preis. Wer den Notdienst hochhält, braucht finanzielle und organisatorische Unterstützung. Ohne sie wird das „Bollwerk“ zum Belastungstest.
Die Freie Apothekerschaft (FA) hat die Geduld verloren. Sie fordert das Bundesamt für Soziale Sicherung auf, gegen Rx-Boni der EU-Versender aktiv zu werden. Für die FA ist klar: Es ist nicht Aufgabe einzelner Betriebe, Wettbewerbsverstöße zu verfolgen – es ist Pflicht der Kassenaufsicht.
Mit diesem Schritt setzt die FA ein Signal. Sie zeigt, dass Selbstverwaltung und Paritätische Stelle nicht ausreichen, wenn Regeln gebrochen werden. Stattdessen braucht es staatliche Eingriffe, um die Integrität des Systems zu sichern. Für Apotheken ist das ein Hoffnungsschimmer: Endlich jemand, der ihre Sorgen ernst nimmt und den Finger in die Wunde legt.
Doch zugleich macht die Initiative deutlich, wie schwach die Strukturen der Selbstverwaltung geworden sind. Wenn Berufsverbände ihre eigenen Institutionen umgehen müssen, um Gehör zu finden, ist das ein Alarmsignal. Für die Politik bedeutet das: Vertrauen wird nicht nur durch große Reformen zerstört, sondern auch durch das permanente Wegschauen bei kleinen, aber hartnäckigen Rechtsverstößen.
Zum Wochenausklang richtet sich der Blick auf strukturelle Fragen, die über den Apothekenalltag hinausgehen. Der Gesundheitsökonom Wolfgang Greiner schlägt vor, die Zuzahlungen der Versicherten zu verdoppeln – zehn Euro pro Arzneimittel, maximal zwanzig. Sein Argument: Seit zwanzig Jahren sind die Sätze unverändert, während die Kosten explodiert sind. Für viele Patientinnen und Patienten wäre dies jedoch eine spürbare Belastung.
Parallel diskutieren Apotheken über Kammerbeiträge und deren Kriterien. Während manche Kammern Umsatz oder Gewinn als Basis nehmen, orientieren sich andere an starren Pauschalen. Das Ergebnis: ein Flickenteppich, der Unmut schürt. Für Inhaberinnen und Inhaber ist die Frage zentral: Wie fair verteilt sich die Last, und wer trägt am Ende die Hauptlast der Finanzierung?
Für die Apothekenpolitik bedeutet dies, dass ökonomische Fragen nicht länger verschoben werden können. Vergütung, Beiträge, Zuzahlungen – all das hängt zusammen. Ohne klare Antworten auf die Finanzierungsfragen droht das Vertrauen weiter zu sinken. Apotheken brauchen Planbarkeit, Patienten brauchen Gerechtigkeit, das System braucht Stabilität. Alles andere ist auf Dauer nicht tragfähig.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Die Woche zeigt: Apotheken kämpfen nicht nur mit Rezepten und Regalen, sondern mit Strukturen, die ihr Fundament berühren. Von Boni über Notdienst bis Prävention – jede Debatte ist ein Spiegel dafür, ob Vertrauen im System verankert bleibt oder bröckelt. Und Vertrauen ist die Währung, die über die Zukunft entscheidet.
Tagesthemenüberblick: https://docsecur.de/aktuell
Wir kennen Ihr Geschäft, und das garantiert Ihnen eine individuelle und kompetente Beratung
Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.
Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.
Mit der DocSecur FirmenGruppe steht Ihnen ein Partner zur Seite, der bereits viele Mediziner in Deutschland zu seinen Kunden zählen darf. Vergleichen Sie unser Angebot und Sie werden sehen, es lohnt sich, Ihr Vertrauen dem Versicherungsspezialisten für Ihren Berufsstand zu schenken.
DocSecur® RISKM: Professionelles Sicherheitsmanagement
DocSecur® CHECK: Geld sparen mit dem richtigen Überblick
DocSecur® KOMPASS: Die umfassenden Lösungen der DocSecur
DocSecur® LEITFADEN: Das Leben steckt voller Risiken - Wir begleiten Sie sicher in Ihre Zukunft
DocSecur® BUSINESS: Ihr betriebliches Sicherheitspaket
DocSecur® PRIVATE: Ihr privates Sicherheitspaket
DocSecur® TEAM: Versicherungslösungen speziell für Angestellte
DocSecur® OMNI: Eine einzige Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® FLEX: Versicherungskonzept, flexibel wie Ihre Arztpraxis
DocSecur® JURA: Mit berufsständischem Rechtsschutz immer auf der sicheren Seite
DocSecur® CYBER: Eine einzige Versicherung für alle Internetrisiken
Sicher in die Zukunft – www.docsecur.de