• 14.08.2025 – Liquidität braucht Verlässlichkeit, Digitalisierung braucht Standfestigkeit, Apotheken-Nachrichten geben Orientierung

    ARZTPRAXIS | Medienspiegel & Presse | Von Insolvenzabwicklungen über digitale Ausfälle bis zu neuen Wettbewerbsformen – vier aktuelle Themen verdeutlichen, wie Apotheken ...

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DocSecur® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Liquidität braucht Verlässlichkeit, Digitalisierung braucht Standfestigkeit, Apotheken-Nachrichten geben Orientierung

 

Von Fehlmahnungen und AvP-Abschlägen über TI-Ausfälle bis zu dm-Blutanalysen: was Apotheken jetzt rechtlich, organisatorisch und strategisch beachten sollten.

Apotheken-News: Bericht von heute

Zwischen Mahnläufen und Kassenflüssen, Serverausfällen und neuen Gesundheitsservices zeigt sich, wie fragil und zugleich gestaltbar der Apothekenalltag ist. Wenn eine ordnungsgemäß beglichene Rechnung dennoch im Inkasso landet, ist das mehr als ein Ärgernis: Es ist ein Test für Belegführung, Fristenmanagement und konsequente Kommunikation. Das AvP-Verfahren erinnert daran, wie eng Liquidität, Vertrauen und Verfahrenswege miteinander verwoben sind – und warum Monitoring bis zur Wertstellung auf dem eigenen Konto Pflicht bleibt. Parallel zwingt die Unzuverlässigkeit der TI Praxen und Apotheken in Notfallmodi; wer stabile Ausweichprozesse, klare Kundenkommunikation und dokumentierte Rückfragen pflegt, verliert in der Krise weder Übersicht noch Reputation. Und während Handelsketten mit Blutanalysen in die Fläche gehen, behaupten Apotheken ihren Vorsprung dort, wo Qualität, Beratungstiefe und Versorgungskontinuität entscheidend sind. Wer jetzt Strukturen schärft, Risiken aktiv versichert und Services sichtbar macht, gewinnt Handlungsspielräume – im Tagesgeschäft und in der Strategie.

 

 

Forderung sorgt für Unruhe, Zahlungswege geraten ins Stocken, Vertrauen in Abrechnungsstrukturen wankt

Wie eine doppelte Mahnung Apothekeninhaber alarmiert, Inkassodruck die Kommunikation verschärft und die Branche Fragen an digitale Plattformbetreiber richtet

Als Frank Wegner, Inhaber einer traditionsreichen Kleinstadtapotheke, den Brief der Gedisa öffnete, wirkte es zunächst wie Routine – bis sein Blick auf den Betreff fiel: „Zahlungsaufforderung – offene Forderung Apothekenportal“. Der erfahrene Unternehmer wusste, dass er diese Gebühr bereits beglichen hatte. Die Überweisung war verbucht, der Kontoauszug eindeutig. Was folgte, war eine Episode, die in ihrer Kleinheit das große Misstrauen offenlegte, das in den vergangenen Jahren zwischen Apotheken, Abrechnungsdienstleistern und Plattformbetreibern gewachsen ist. Noch bevor er den Sachverhalt klären konnte, erhielt Wegner ein Inkasso-Schreiben. Der Ton war unmissverständlich, die Frist knapp, die Drohung klar. Aus Sicht vieler Apotheker ist das nicht nur ein ärgerlicher Einzelfall, sondern ein Symptom dafür, dass Schnittstellen im Zahlungsverkehr – selbst bei etablierten Dienstleistern – störanfällig sind und Kommunikationswege unzeitgemäß wirken.

Die Gedisa, in der Branche als Betreiber des Apothekenportals bekannt, verweist auf interne Abläufe. Nach eigenen Angaben können Zahlungen, die nicht automatisiert zugeordnet werden, in den Mahnprozess rutschen. Dass dies in einem Markt geschieht, in dem Apotheken auf verlässliche Zahlungsströme angewiesen sind, erhöht den Druck. Denn sobald ein Inkassobüro eingeschaltet wird, steht nicht nur Geld, sondern auch Reputation auf dem Spiel – gerade bei öffentlich-rechtlichen Körperschaften oder Lieferpartnern, die auf Bonität achten. Hier beginnt der kritische Punkt: Ein technisch erklärbarer Fehler kann in der Wahrnehmung der Beteiligten wie ein Misstrauensvotum wirken.

Aus Sicht der Apothekeninhaber wiegt nicht nur der Betrag, sondern die Art der Eskalation schwer. Die pharmazeutische Versorgung ist in hohem Maße von planbaren Cashflows abhängig – von der Gehaltszahlung über den Wareneinkauf bis zur Steuerlast. Gerät eine Zahlung unbegründet in Verzug, werden finanzielle Puffer belastet, und das Vertrauen in digitale Abrechnungsketten sinkt. Die Ironie: Gerade das Apothekenportal soll den Zahlungs- und Verwaltungsprozess vereinfachen. Stattdessen erleben Betroffene eine Verdichtung der Belastung – zunächst die Zeitinvestition für die Klärung, dann die psychologische Komponente des Inkassos, die häufig als Einschüchterung empfunden wird.

Juristisch betrachtet, liegt der Fokus auf der Frage, ob der Inkassoeinsatz verhältnismäßig ist. Bei unstrittigen, nachweislich beglichenen Forderungen könnte ein vorschnelles Inkassoverfahren als Verstoß gegen das Gebot fairer Geschäftsbeziehungen gewertet werden. Branchenverbände raten, in solchen Fällen sowohl den Plattformbetreiber als auch das Inkassounternehmen schriftlich und nachweisbar auf den Fehler hinzuweisen und Fristen zur Korrektur zu setzen. Parallel sollte geprüft werden, ob entstandene Zusatzkosten abgewiesen werden können.

Betriebswirtschaftlich zeigt sich ein weiteres Muster: Apotheken stehen heute in einer Doppelrolle – als Heilberufler und als Unternehmer, die sich in einer zunehmend komplexen digitalen Infrastruktur bewegen müssen. Jede unnötige Störung im administrativen Ablauf bindet Ressourcen, die im Kerngeschäft fehlen. In Zeiten, in denen Margen sinken, Personalmangel herrscht und regulatorische Anforderungen steigen, sind solche Reibungsverluste nicht nur ärgerlich, sondern potenziell existenzgefährdend.

Und schließlich hat der Vorfall eine kommunikative Dimension. Inhaber wie Wegner berichten, dass das Vertrauen in digitale Plattformen nicht allein von Funktionalität abhängt, sondern von der Transparenz im Störungsfall. Wer offen kommuniziert, Ursachen benennt und schnell Abhilfe schafft, kann sogar gestärkt aus einer Panne hervorgehen. Wer dagegen auf formale Mahnwege setzt, riskiert, als distanziert oder unnahbar zu gelten – ein Image, das in einer von persönlichen Beziehungen geprägten Branche langfristig schadet.

Die Lehre aus diesem Fall ist doppelt: Für Apotheken bleibt es unverzichtbar, Zahlungsflüsse akribisch zu dokumentieren, Belege zu archivieren und auf jede Auffälligkeit sofort zu reagieren. Für Plattformbetreiber wie die Gedisa bedeutet es, Mahnprozesse kritisch zu hinterfragen und technische wie organisatorische Filter einzuziehen, die unberechtigte Forderungen abfangen, bevor sie das Inkasso erreichen. Denn zwischen Forderung und Zahlung steht nicht nur die Buchhaltung – sondern das Fundament eines Vertrauensverhältnisses, das die gesamte Versorgungskette trägt.

 

Auszahlung startet holprig, Mandatsstrukturen verlangsamen Prozesse, Vertrauen in Insolvenzabwicklung steht auf dem Prüfstand

Wie eine angewiesene Abschlagszahlung ins Stocken gerät, Kanzleiprozesse die Weiterleitung verzögern und Apotheken erneut auf Geduld geprüft werden

Als die Nachricht kam, dass im Insolvenzverfahren des Rechenzentrums AvP am Montag eine Abschlagszahlung von 26 Prozent auf die festgestellten Forderungen angewiesen worden sei, war die Erwartung groß. Für viele der geschädigten Apotheken, die seit Jahren auf ihr Geld warten, war dies der bislang größte Einzahlungsbetrag. Doch die Euphorie hielt nur kurz: Statt Gutschriften auf den Geschäftskonten meldeten sich zahlreiche Inhaber, dass kein Geld eingegangen sei. Schnell verdichtete sich der Verdacht, dass die Überweisungen nicht direkt an die Gläubiger, sondern zunächst an die von ihnen mandatierten Anwaltskanzleien geflossen waren.

Dieses Vorgehen ist im Insolvenzrecht nicht unüblich – insbesondere dann, wenn Gläubiger ihre Forderungsanmeldung und Kommunikation vollständig an eine Kanzlei delegiert haben. Der Insolvenzverwalter überweist dann an den formalen Vertreter. Doch aus Sicht der betroffenen Apotheken bedeutet dieser Zwischenschritt eine weitere Verzögerung. Die Kanzlei muss die Gelder zunächst intern verbuchen, Treuhandkonten bedienen, steuerliche Vorgaben beachten und dann die Überweisung an den eigentlichen Mandanten freigeben. In einer Branche, in der Liquidität tägliche Entscheidungen steuert, wirken selbst wenige Tage Verzögerung wie ein erneuter Schlag.

Viele Inhaber, die schon seit der AvP-Pleite im September 2020 mit massiven wirtschaftlichen Einbußen kämpfen, empfinden den Vorgang als symptomatisch: Das Verfahren zieht sich, Zwischenetappen werden nicht klar kommuniziert, und jede positive Nachricht ist von einem „Aber“ begleitet. Hinzu kommt, dass die Abschlagszahlung zwar in ihrer Höhe beachtlich ist, aber bei weitem nicht den Gesamtschaden deckt. Wer Forderungen im sechsstelligen Bereich hatte, für den sind 26 Prozent ein Tropfen auf den heißen Stein – erst recht in einer Zeit, in der Inflation, steigende Einkaufspreise und Fachkräftemangel die Margen zusätzlich unter Druck setzen.

Juristisch lässt sich das Vorgehen der Insolvenzverwaltung nachvollziehen: Wer anwaltlich vertreten ist, gilt im Verfahren als ausschließlich über seinen Vertreter ansprechbar. Daraus folgt auch, dass Zahlungen zunächst an diesen zu leisten sind. Die Gläubiger hätten theoretisch zu Beginn des Mandats festlegen können, dass Gelder direkt an sie überwiesen werden. Doch in der Praxis wird diese Option selten gewählt – nicht zuletzt, weil viele Apotheken die rechtliche Komplexität der Abwicklung scheuen und die Verantwortung vollständig auslagern. Der Preis dafür ist, dass die eigene Liquiditätsplanung von den internen Prozessen der Kanzlei abhängt.

Betriebswirtschaftlich bedeutet dies für betroffene Betriebe, dass sie doppelt planen müssen: Einerseits mit der im Verfahren zugesagten Zahlung, andererseits mit einem zeitlichen Puffer, der Verzögerungen einkalkuliert. Wer bereits Verpflichtungen auf Grundlage der erwarteten Gutschrift eingegangen ist – etwa Lieferantenrechnungen, Sondertilgungen oder Gehaltsanpassungen – steht nun vor der Aufgabe, diese kurzfristig zu überbrücken. Gerade kleinere Betriebe, die keine großen Liquiditätsreserven vorhalten können, sind hier besonders verwundbar.

Kommunikativ offenbart der Vorgang ein strukturelles Defizit: Zwischen Insolvenzverwaltern, Kanzleien und Gläubigern fehlt es häufig an proaktiver Information. Statt frühzeitig transparent zu machen, dass der Geldfluss über Kanzleien läuft und daher zusätzliche Bearbeitungszeit erfordert, erfahren viele Apotheken dies erst, wenn das Geld ausbleibt. In einer ohnehin angespannten Lage verstärkt das den Eindruck, erneut am Ende der Informationskette zu stehen – und weckt Erinnerungen an die chaotischen Wochen unmittelbar nach der AvP-Insolvenz, als Betriebe um ihre Existenz kämpften und auf Antworten warteten.

Der Fall wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wie können Insolvenzverfahren in Bereichen mit systemrelevanten Akteuren so gestaltet werden, dass Liquidität schneller und planbarer fließt? Denkbar wären standardisierte Direktüberweisungen an Gläubigerkonten mit gleichzeitiger Benachrichtigung der Vertreter, gekoppelt an digitale Plattformen zur Echtzeit-Verfolgung des Zahlungsstatus. Solche Mechanismen würden nicht nur das Vertrauen in die Abwicklung stärken, sondern auch die Abhängigkeit von einzelnen Kanzleiprozessen verringern.

Für die betroffenen Apotheken bleibt vorerst nur, mit den Kanzleien in engen Kontakt zu treten, den Auszahlungstermin zu erfragen und die eigene Finanzplanung anzupassen. Auch wenn der Erhalt der Abschlagszahlung ein wichtiger Schritt ist, zeigt sich erneut: In diesem Verfahren ist selbst ein positives Signal kein Schlusspunkt, sondern nur eine Etappe – und Geduld bleibt die härteste Währung.

 

Technik versagt erneut, Praxen und Apotheken geraten unter Druck, politische Geduld neigt sich dem Ende

Wie wiederholte E-Rezept-Ausfälle Arbeitsabläufe lahmlegen, Vertrauen in die Telematik erschüttern und das Gesundheitsministerium zum Handeln zwingen

Der Montagmorgen begann für viele Praxen und Apotheken in Hessen mit einer Mischung aus Déjà-vu und Resignation: Schon wieder funktionierte die Übermittlung von E-Rezepten nicht. Statt digital signierter Verordnungen landeten Fehlermeldungen in den Systemen. Für die Versorgung bedeutete dies erneut einen Wechsel in den Notfallmodus – man griff zu Papier, improvisierte mit Faxen und telefonischer Rücksprache, während die geplanten Arbeitsabläufe kollabierten. Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) reagierte ungewöhnlich scharf und forderte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zum Durchgreifen auf.

Die KVH wählte dabei eine Tonlage, die deutlich machte: Die Geduld ist am Ende. Mehrfach in den vergangenen Monaten hatten massive Störungen im Bereich der Telematikinfrastruktur (TI) zu Ausfällen geführt. Betroffen waren nicht nur einzelne Regionen, sondern bundesweite Netzwerke, in denen Apotheken, Arztpraxen und Krankenhäuser auf funktionierende Schnittstellen angewiesen sind. Ausgerechnet das E-Rezept, das politisch als Meilenstein der Digitalisierung im Gesundheitswesen gilt, wird so zum Symbol für technische Unzuverlässigkeit.

Für die Apotheken bedeutet jeder Ausfall einen doppelten Aufwand: Die Mitarbeiter müssen parallel die Kundenversorgung sicherstellen und den zusätzlichen Kommunikationsbedarf mit den Praxen bewältigen. Wer bereits ausgelieferte Medikamente nachträglich mit dem korrekten digitalen Rezept abgleichen muss, verbringt Stunden mit Verwaltung statt Beratung. Die Folge ist nicht nur Stress im Team, sondern auch eine latente Gefahr für die Abrechnungsfähigkeit, wenn digitale Signaturen verspätet oder fehlerhaft eintreffen.

Auch betriebswirtschaftlich hinterlassen die Ausfälle Spuren. Apotheken, die für eine schnelle und fehlerfreie Verarbeitung auf moderne Warenwirtschaftssysteme setzen, verlieren bei jedem TI-Ausfall ihre zentrale Arbeitsgrundlage. Verzögerungen bei der Rezeptverarbeitung können dazu führen, dass Umsatzspitzen nicht realisiert oder Zahlungsströme verschoben werden. Für Praxen wiederum bedeutet der Ausfall, dass geplante Patiententermine länger dauern oder verschoben werden müssen – mit entsprechenden finanziellen Einbußen bei gleichzeitig wachsendem Unmut auf Patientenseite.

Das BMG verweist bislang auf die Verantwortung der gematik und der beteiligten IT-Dienstleister. Doch die KVH will diese Kette der Zuständigkeiten nicht länger hinnehmen. Sie fordert klare vertragliche Sanktionen für Anbieter, die ihre Systeme nicht stabil betreiben, sowie verbindliche Pläne für redundante Strukturen, um bei Ausfällen sofort umschalten zu können. Aus Sicht vieler Praktiker liegt genau hier der Knackpunkt: Solange Störungen nur protokolliert, aber nicht spürbar sanktioniert werden, bleibt die Motivation gering, Ausfallrisiken konsequent zu minimieren.

In den Apotheken wächst unterdessen die Skepsis, ob die politisch gesetzten Digitalisierungsziele realistisch erreichbar sind, wenn die Basisinfrastruktur regelmäßig wankt. Der Anspruch, durch das E-Rezept Prozesse zu beschleunigen, Medikationsfehler zu reduzieren und Transparenz zu erhöhen, wird konterkariert, wenn die Technik unzuverlässig bleibt. Dabei gibt es durchaus funktionierende Beispiele – etwa in einzelnen Klinikverbünden oder bei spezialisierten Softwarelösungen –, die zeigen, dass stabile digitale Verordnungsprozesse möglich sind.

Ein weiterer Aspekt ist die Außenwirkung auf die Patienten. Viele erleben das E-Rezept nicht als Fortschritt, sondern als potenzielles Hindernis, wenn sie mehrfach in die Praxis oder Apotheke zurückkehren müssen, weil eine Übertragung nicht funktioniert hat. Die dadurch entstehende Frustration färbt auf das gesamte System ab – und damit auch auf diejenigen Akteure, die gar nicht für die technischen Störungen verantwortlich sind. Apotheken und Praxen geraten so in die Rolle der Erklärenden und Entschuldigen, während die eigentlichen Verantwortlichkeiten im Hintergrund bleiben.

Langfristig stellt sich die Frage, ob das E-Rezept in seiner jetzigen Architektur tragfähig ist oder ob grundlegende Anpassungen nötig sind. Experten verweisen auf die Notwendigkeit verteilter Serverstrukturen, die Lastspitzen besser abfangen können, sowie auf klar definierte Eskalationsmechanismen im Störungsfall. Auch eine stärkere Einbindung der Nutzer in die Testphase neuer Releases könnte helfen, kritische Fehler vor dem Rollout zu erkennen.

Bis dahin bleibt der Alltag geprägt von Improvisation. Die KVH hat angekündigt, ihre Kritik in den kommenden Wochen zu verstärken und gegebenenfalls selbst Vorschläge für gesetzliche Anpassungen vorzulegen. Für die Apotheken heißt das: weiterhin flexibel bleiben, interne Notfallpläne schärfen und die eigenen Prozesse so gestalten, dass sie auch ohne funktionierende TI handlungsfähig bleiben. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen mag auf dem Papier weit fortgeschritten sein – in der Realität entscheidet oft noch der analoge Plan B.

 

Handelskette erweitert Gesundheitsportfolio, Start-up liefert Technik, Apotheken verlieren Terrain

Wie dm mit Blutanalysen in Filialen den Gesundheitsmarkt betritt, Aware das Diagnostik-Know-how stellt und Apotheken um ihr Alleinstellungsmerkmal kämpfen müssen

Nach Hautanalyse-Terminals jetzt der nächste Schritt: Die Drogeriekette dm kündigt an, künftig Blutanalysen direkt in ihren Filialen anzubieten. Partner des Projekts ist das Berliner Start-up Aware, das sich auf medizinische Diagnostik-Services spezialisiert hat. Kundinnen und Kunden sollen vor Ort Blut abnehmen lassen können, um Werte wie Vitamin-D-Spiegel, Cholesterin oder Entzündungsmarker zu bestimmen. Das Konzept zielt auf ein wachsendes Bedürfnis nach niederschwelligen Gesundheits-Checks – und rüttelt an einer Domäne, die bislang fest in der Hand der Apotheken und Arztpraxen lag.

Die Strategie von dm ist klar: Gesundheitsleistungen werden zu einem festen Bestandteil des Filialalltags, und zwar in einem Umfeld, das Konsumenten längst mit Alltagskäufen und Wohlfühlprodukten verbinden. Die Hürde, spontan einen Gesundheitscheck zu machen, sinkt dadurch drastisch. Gleichzeitig positioniert sich dm als Akteur, der auf die wachsende Nachfrage nach Selbstvermessung und präventiver Gesundheitskontrolle reagiert – ein Markt, der in den vergangenen Jahren durch Fitness-Apps, Wearables und Heimtests enorm gewachsen ist.

Für Apotheken ist diese Entwicklung doppelt brisant. Einerseits verlieren sie ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: die Durchführung und Auswertung bestimmter diagnostischer Schnelltests. Zwar dürfen Apotheken nicht alle Laborleistungen erbringen, die in den neuen dm-Angeboten enthalten sind, doch bislang konnten sie sich in der Kundenwahrnehmung als erste Anlaufstelle für unkomplizierte Checks präsentieren. Mit dem Eintritt einer Handelsriesenmarke in diesen Bereich droht dieser Vorteil zu erodieren.

Die Kooperation mit Aware verleiht dm zusätzlich Glaubwürdigkeit. Das Start-up hat sich auf die Bereitstellung moderner Diagnostik-Technologie spezialisiert und arbeitet mit zertifizierten Laboren zusammen. Kundendaten werden digital erfasst, die Auswertung erfolgt teils automatisiert, teils durch medizinisches Fachpersonal. Ergebnisse sollen innerhalb weniger Tage per App oder Webportal vorliegen, ergänzt durch Handlungsempfehlungen. Dieses Zusammenspiel aus Convenience, Tempo und digitaler Aufbereitung entspricht exakt den Erwartungen einer Zielgruppe, die sich in anderen Lebensbereichen längst an schnelle, mobile Services gewöhnt hat.

Doch der Schritt von dm wirft auch Fragen auf – insbesondere zu Datenschutz, Qualitätsstandards und Beratungspflichten. Während Apotheken gesetzlich verpflichtet sind, ihre Kundinnen und Kunden fachgerecht zu beraten und mögliche Risiken oder Fehlinterpretationen zu verhindern, könnten Handelsanbieter wie dm an dieser Stelle weniger streng reguliert sein. Auch wenn Aware auf medizinische Standards verweist, bleibt unklar, wie engmaschig die Beratung in der Praxis erfolgt und wie gut sich Risiken wie falsch-positive oder falsch-negative Ergebnisse abfangen lassen.

Aus Sicht der Apothekenbranche ist die Entwicklung Teil eines größeren Trends: Handelsketten und Online-Plattformen drängen zunehmend in Segmente, die früher klar dem Gesundheitswesen zugeordnet waren. Sei es durch Telemedizin-Angebote, Arzneimittel-Bestellungen oder eben diagnostische Dienstleistungen – das Spielfeld wird breiter, die Grenzen verschwimmen. Die Folge: Apotheken müssen sich verstärkt fragen, wo ihre nicht austauschbare Kernleistung liegt und wie sie diese für die Kundschaft erlebbar machen können.

Auch die Politik wird sich mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Wenn medizinisch relevante Diagnosen in den Einzelhandel wandern, stellt sich die Frage, ob bestehende Regulierungen ausreichend sind oder ob neue Standards für solche Angebote geschaffen werden müssen. Ein möglicher Ansatz wäre eine engere Anbindung dieser Services an die bestehende Versorgungsstruktur, etwa durch verpflichtende Kooperationsmodelle mit Apotheken oder Ärztinnen und Ärzten.

Nicht zu unterschätzen ist auch die psychologische Komponente: Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher ist die Schwelle, in eine Arztpraxis zu gehen, deutlich höher als der Weg in eine Drogerie. Das kann dazu führen, dass mehr Menschen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen – ein gesundheitspolitisch erwünschter Effekt. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass positive Selbstmessungen trügerische Sicherheit erzeugen oder auffällige Werte nicht konsequent ärztlich abgeklärt werden.

Die Apotheken stehen vor der Herausforderung, diese Entwicklung nicht nur als Konkurrenz zu sehen, sondern auch strategisch zu nutzen. Kooperationen mit Diagnostik-Anbietern, Ausbau eigener Testangebote, gezielte Beratungskampagnen zu den Grenzen und Chancen solcher Schnellchecks – all das könnte helfen, die eigene Rolle im Gesundheitsökosystem zu stärken. Entscheidend wird sein, nicht nur auf Preis oder Tempo zu setzen, sondern auf die Qualität der Interpretation und die Fähigkeit, Ergebnisse in den Kontext der individuellen Gesundheit zu stellen.

Mit den Blutanalysen in der Drogerie wird ein weiteres Stück Gesundheitsversorgung in den Alltag der Konsumenten integriert – schnell, sichtbar, bequem. Für dm ist es ein strategischer Ausbau des Portfolios, für Aware eine Chance auf Reichweite und für Apotheken ein Weckruf, ihre Stärken neu zu definieren. Ob am Ende mehr Gesundheit oder mehr Wettbewerb entsteht, wird davon abhängen, wie gut die Schnittstellen zwischen Handel, Medizin und Pharmazie gestaltet werden.

 

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.

Dieser poetische Schluss rahmt die vier Themen als eine gemeinsame Aufgabe: Versorgungsverantwortung unter Ungewissheit. Fehlgeleitete Mahnläufe, stockende Insolvenzflüsse, digitale Ausfälle und neue Wettbewerbsangebote sind keine getrennten Störungen, sondern Prüfungspunkte eines Systems, in dem Apotheken Stabilität erzeugen: durch saubere Belege, klare Prozesse, geerdete Kommunikation und qualitätsgesicherte Dienstleistungen. Wer diese Disziplinen verbindet – Präzision in der Abrechnung, Resilienz in der Digitalisierung, Reichweite in der Prävention und Haltung in der Beratung – macht aus Risiken ein Mandat zum Gestalten.
 

Tagesthemenüberblick: https://docsecur.de/aktuell

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