• 23.07.2025 – Wenn wirtschaftliche Haltung fehlt, regulatorische Schwächen sichtbar werden und Versorgung an der Führungsspitze entscheidet

    ARZTPRAXIS | Systemblick |  Apotheken müssen heute führen, wo Systeme versagen: Zwischen Ausbildungslücke, Technikchaos und OTC-Verantwortung zeigt sich, wie wirtschaftlich ...

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DocSecur® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Systemblick | 

Wenn wirtschaftliche Haltung fehlt, regulatorische Schwächen sichtbar werden und Versorgung an der Führungsspitze entscheidet

 

Ausgabe Nr. 17 | Führungsverantwortung, Systemträgheit, Apothekenstrategie, Digitalrisiken, Versorgungslücken, Reformstau, Ausbildungsdefizite, Beratungspflicht

Apotheken-News: Kommentar von heute

Kommentar von Seyfettin Günder zu den heutigen Apotheken-Nachrichten: Wirtschaftliche Führung, regulatorische Risiken und strukturelle Verantwortung in Zeiten multipler Belastung.

Wenn ein Unternehmen wie Eli Lilly den ersten Schritt in die Preisverschwiegenheit wagt, dann ist das kein diskreter Nebensatz im Wirtschaftsteil – es ist ein machtpolitischer Moment. Mounjaro, das Vorzeigemittel gegen Adipositas und Diabetes, erhält plötzlich eine Preislogik, die sich der Öffentlichkeit entzieht. Möglich gemacht durch das neue Medizinforschungsgesetz, das Vertraulichkeit erstmals systematisch zulässt. Wer bisher für mehr Transparenz in der Arzneimittelversorgung gestritten hat, sieht nun: Die Verhandlungssphäre ist gekippt. Krankenkassen, die sonst jeden Rabattvertrag öffentlich erläutern müssen, dürfen nun mit der Industrie unter dem Deckel operieren. Für Apotheken heißt das: Sie geben ein Medikament ab, dessen Preis sie nicht kennen – oder nur in Teilen verstehen dürfen. Die Verantwortung wird ihnen aber bleiben. Denn wenn es zu Rückfragen kommt, zu Retaxationen oder zu Kommunikationsbrüchen in der Kette, ist die Apotheke wieder das erste Glied, das sich rechtfertigen muss.

Gleichzeitig erlebt das E-Rezept seine nächste Fehlzündung. Der Ablauf wiederholt sich – wie so oft: Apotheken stehen bereit, Prozesse sind vorbereitet, Patient:innen verlassen sich auf ein funktionierendes System – und dann versagt der digitale Kanal. Die Gematik schweigt, das BMG weicht aus, und wieder sind es Apothekenteams, die nicht nur die Versorgung improvisieren, sondern auch die psychologische Erklärungsarbeit leisten. Die Freie Apothekerschaft will das nicht länger hinnehmen und prüft nun Schadenersatzforderungen – nicht aus Trotz, sondern aus berechtigtem wirtschaftlichem Schutzinteresse. Denn es ist nicht hinnehmbar, dass eine bundeseigene Digitalagentur wiederholt Ausfälle produziert, ohne dafür in Regress genommen zu werden, während Apotheken bei kleinsten Formfehlern mit existenzbedrohenden Retaxationen rechnen müssen.

Inmitten dieser strukturellen Zumutungen übernimmt ein neuer Bundestagsabgeordneter, Sebastian Schmidt, die Apothekenpolitik der CDU. Ein Neuling in Berlin, aber ein erfahrener Kommunalpolitiker. Sein Blick ist geschärft für das, was zwischen Reformanspruch und Alltagsrealität verloren geht: die konkrete Steuerbarkeit der Versorgung. Schmidt spricht von einem „Kernprojekt“ Apothekenreform – ein Wort, das viele seiner Vorgänger vermieden oder nur halbherzig gebraucht haben. Doch ein Projekt wird erst dann tragfähig, wenn es eine erkennbare Führungsstruktur bekommt. Genau daran fehlt es derzeit. Weder im Bundesministerium noch in den Kassenverbänden oder bei der ABDA ist erkennbar, wer den strategischen Takt vorgibt. Alles wirkt wie ein Netzwerk aus Abwarten, aus Verzögerungstoleranz und Stillhaltemanagement.

Währenddessen zeigt die Universität Marburg, dass Wissenschaft und Versorgung längst weitergedacht werden. Ein neuer Kurs in Pharmakogenomik wird angeboten – berufsbegleitend für Apotheker:innen und Ärzt:innen. Das klingt nach Zukunft, nach Präzision, nach personalisierter Therapie. Aber wer diese Zukunft betreiben soll, wenn Apotheken ausbluten, Personal fehlt und pharmazeutische Dienstleistungen ausgehöhlt werden, bleibt offen. Bildung ohne Verankerung in einer stabilen Versorgungsrealität wird zur akademischen Illusion. Denn auch die innovativste Weiterbildung nützt wenig, wenn der Versorgungsort, für den sie gedacht ist, nicht überlebt.

Die Expopharm bringt es parallel auf den Punkt: Nachhaltigkeit ist nicht länger Option, sondern Pflicht. Die Pharmacists for Future demonstrieren, wie klimapolitisch verantwortliches Handeln in der Apotheke konkret aussehen kann – von der Auswahl der Sonnencremes bis zur Rücknahme toxischer Altmedikamente. Und wieder zeigt sich: Die Apotheke denkt voraus, organisiert sich umweltgerecht, handelt ethisch – und wird trotzdem im System wie eine Verwaltungsstation zweiter Ordnung behandelt. Denn weder der Gesetzgeber noch die Kostenträger messen diesen Eigeninitiativen einen systemischen Wert bei. Man spricht von Klimazielen im Gesundheitswesen, lässt aber die einzigen Akteure außen vor, die sie bereits umsetzen.

Was fehlt, ist Führung. Was bleibt, ist Last.

Wenn ein Unternehmen wächst, obwohl seine Kund:innen zwischenzeitlich auf der Bremse standen, ist das nicht bloß ein Marktphänomen, sondern ein Indikator für strategische Widerstandsfähigkeit. Sartorius, lange durch Kaufzurückhaltung ausgebremst, profitiert jetzt wieder vom steigenden Bedarf an Labor- und Pharmatechnologie – ein Aufschwung, der zeigt, dass die biopharmazeutische Infrastruktur weiterhin expandiert, trotz regulatorischer Unsicherheiten und wirtschaftlicher Volatilität. Für Apotheken bedeutet das: Die Herstellerlandschaft ist in Bewegung, die Versorgungsketten dynamisch, doch sie selbst bleiben häufig am Rand dieser Dynamik, eingebunden in starre Strukturen, ausgesetzt der Bürokratie.

Und mitten hinein in diese Überlastung kommt eine Nachricht, die irritiert: 45 Prozent der Patient:innen in einer dänischen Klinik waschen sich nach dem Toilettengang nicht die Hände. Das scheint banal, ist aber ein Spiegel struktureller Schwächen. Denn es zeigt, dass Prävention nicht bei Hochglanzkampagnen beginnt, sondern im Alltag scheitert – dort, wo niemand mehr kontrolliert, wo Verantwortung diffus wird. Und es verdeutlicht einmal mehr, wie zentral Aufklärung, Schulung und Gesundheitskommunikation sind – Aufgaben, die Apotheken täglich übernehmen, ohne dass diese Leistungen in Honorartabellen, GKV-Statistiken oder politischen Reden sichtbar werden. Sie begleiten, erklären, korrigieren – nicht im Systemauftrag, sondern aus Berufsethos.

Gleichzeitig zeigt eine neue Erhebung: Die Lebenserwartung in Deutschland ist wieder auf dem Niveau vor Corona. Eine gute Nachricht – und doch ist sie trügerisch. Denn sie überdeckt die realen Versorgungslücken, die psychosozialen Spätfolgen der Pandemie und die ökonomischen Narben in der Fläche. Apotheken merken diese Verschiebungen jeden Tag: Bei Lieferengpässen, bei verunsicherten Patient:innen, bei aufgebrauchten Ressourcen. Dass Frauen zudem überdurchschnittlich unter hitzebedingten Gesundheitsproblemen leiden, unterstreicht, wie sehr Gesundheitsversorgung auch Geschlechterdimensionen verstehen muss. Doch in der Versorgungsplanung, in den Notfallkonzepten, in der Personalpolitik bleibt diese Realität unterbelichtet – Apotheken mit ihrem niedrigschwelligen Zugang könnten hier eine führende Rolle übernehmen, würden sie denn politisch als gleichwertige Versorgungseinheit akzeptiert.

Und zuletzt die Frage, die bleibt, wenn Keime zu Angst werden: Wann endet gesunde Vorsicht – und wann beginnt pathologische Furcht? Die Debatte um Keimphobie zeigt eine gesellschaftliche Unwucht: Die Balance zwischen berechtigter Hygiene und irrationaler Vermeidungsstrategie gerät ins Wanken. Apotheken könnten hier klären, begleiten, beruhigen – wenn sie die Zeit dafür hätten. Doch immer mehr Zeit geht in Dokumentation, in Technikrettung, in Retaxabwehr. Und damit bleibt weniger für das, was sie am besten können: Menschen verstehen, Risiken einordnen, Versorgung menschlich gestalten.

Ein Versorgungssystem, das seine sichtbarsten Akteure systematisch überfordert, ausbremst und unterfinanziert, wird nicht reformiert durch Gesetze, die an der Oberfläche kratzen. Es braucht Führung – nicht nur in Ministerien, sondern in der Idee, was Versorgung leisten soll. Apotheken stehen bereit. Was fehlt, ist die Anerkennung ihrer strategischen Rolle – nicht als Stellschraube, sondern als Fundament.

Danke an die Apothekenteams, die täglich zwischen Versorgungsauftrag, Technikversagen und politischer Nebelwand Verantwortung übernehmen – nicht weil es vorgeschrieben ist, sondern weil sie verstanden haben, worum es wirklich geht.

 

SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@docsecur.de

Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.

Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.

Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.

Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.

 

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