• 22.07.2025 – Wenn wirtschaftliche Haltung fehlt, regulatorische Schwächen sichtbar werden und Versorgung an der Führungsspitze entscheidet

    ARZTPRAXIS | Systemblick |  Apotheken-Nachrichten | Kommentar des Tages – Seyfettin Günder Was wirtschaftliche Führung verlangt, warum regulatorische Systeme versagen und ...

DocSecur® OMNI
All-Inklusive Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® FLEX
Die flexible Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® JURA
Rechtsschutz gibt es nicht auf Rezept!
DocSecur® CYBER
Arztpraxen sicher im Netz

Für Sie gelesen

Sehr geehrte Ärzte,
hier ist der vollständige Text für Sie:

DocSecur® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Systemblick | 

Wenn wirtschaftliche Haltung fehlt, regulatorische Schwächen sichtbar werden und Versorgung an der Führungsspitze entscheidet

 

Ausgabe Nr. 17 | Führungsverantwortung, Systemträgheit, Apothekenstrategie, Digitalrisiken, Versorgungslücken, Reformstau, Ausbildungsdefizite, Beratungspflicht

Apotheken-News: Kommentar von heute

Kommentar von Seyfettin Günder zu den heutigen Apotheken-Nachrichten: Wirtschaftliche Führung, regulatorische Risiken und strukturelle Verantwortung in Zeiten multipler Belastung.

In den Apotheken-Nachrichten von heute zeigt sich mehr als ein Stimmungsbild. Es zeigt sich ein struktureller Befund. Denn wenn Apotheken zur Sprache kommen, geht es längst nicht mehr nur um Lieferengpässe oder Honorardiskussionen – sondern um ein System, das an sich selbst zu scheitern droht. Wer das nicht erkennt, weil er nur auf das nächste E-Rezept-Update, den nächsten Rabattvertrag oder den nächsten Haushaltskompromiss schaut, verkennt die Tiefe der Krise. Es ist eine Krise der Haltung. Nicht nur politisch, sondern führungskulturell. Und sie wird an keinem Ort deutlicher als in der Apotheke, wo Alltagsrealität, regulatorischer Druck, ökonomischer Zwang und therapeutische Verantwortung auf engstem Raum zusammenprallen.

Denn wirtschaftliche Führung beginnt nicht mit Einsparung, sondern mit Klarheit: Wer trägt Verantwortung? Wer entscheidet im Zweifel – nicht nur für eine Packung Ibuprofen, sondern für die Versorgungslogik dahinter? Apothekerinnen und Apotheker erleben Tag für Tag, dass sie formal noch Teil des Systems sind, faktisch aber immer häufiger in Randzonen gedrängt werden. Das beginnt bei den eklatanten Umsetzungsproblemen der elektronischen Patientenakte, die selbst im dritten Anlauf keine Alltagstauglichkeit erreicht, und reicht bis zur regulatorischen Entwertung beratungsintensiver Leistungen, die durch digitale Standardisierung verdrängt werden, ohne dass ein echter Mehrwert entsteht. Das Ergebnis ist eine Versorgungslücke, die nicht durch Technik, sondern durch Führung entstanden ist.

Diese Lücke zeigt sich nicht nur im Digitalen. Sie zeigt sich in der Realität der Ausbildung. Seit Anfang 2023 gilt die neue PTA-Ausbildungsverordnung – mit mehr Praxisanteil, klareren Strukturen, verbindlichen Vorgaben. Doch was auf dem Papier modern klingt, scheitert oft an der Umsetzung vor Ort. In Apotheken fehlen Zeit, Struktur und Personal, um angehende Fachkräfte systematisch einzubinden. Statt eines echten Kompetenzaufbaus erleben viele Auszubildende ein „Mitlaufen ohne Einblick“. Das ist nicht nur eine pädagogische Schwäche – es ist ein strategisches Versagen, das die Zukunft der Apotheken gefährdet. Denn wer morgen Verantwortung tragen soll, braucht heute Räume, in denen er Haltung entwickeln kann.

Ähnliche strukturelle Defizite zeigen sich beim Thema OTC-Switch. Pharma Deutschland drängt auf neue Verfahren, um Arzneimittel aus der Verschreibungspflicht zu entlassen – mit Verweis auf internationale Praxis und Versorgungslücken. Doch diese Forderung blendet aus, dass OTC-Kompetenz mehr ist als ein Label. Sie braucht Beratung, Erfahrung, Einordnung. Wenn Acamprosat, eine Substanz aus der Alkoholtherapie, in Patientenforen plötzlich als Mittel gegen Tinnitus gefeiert wird, dann ist das nicht nur ein pharmakologischer Irrweg. Es ist ein Symptom dafür, dass regulatorische Grenzen verwischen, während die Beratungsverantwortung bei Apotheken verbleibt. Genau hier aber fehlt der Rückhalt: Wer trägt die Haftung, wenn Patienten durch falsch verstandene Freiverkäuflichkeit Schaden nehmen? Wer sichert Apotheken ab, die im Graubereich zwischen Beratungspflicht und Eigenverantwortung operieren?

Dasselbe Muster zeigt sich bei der Diskussion um Medikationssicherheit. Bitter- und Glaubersalz, einst harmlos geltende Abführmittel, sind heute EU-weit mit Warnhinweisen belegt. Herzrhythmusstörungen, Elektrolytverschiebungen, potenzielle Komplikationen bei Risikopatienten – all das verlangt Aufklärung. Doch während Hersteller nur Informationen ergänzen, müssen Apotheken im Alltag reagieren: auf Rückfragen, auf Unsicherheit, auf Symptome. Die Verantwortung für die Wirkung trägt am Ende nicht der Gesetzgeber, sondern die beratende Fachkraft vor Ort – und sie tut es oft ohne gesicherte Rückendeckung.

Auch die Diskussion um Verpackungsformate – wie bei Dabigatran, dessen Blister von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich gestaltet sind – zeigt, wie gering der regulatorische Stellenwert der Alltagstauglichkeit ist. Für ältere Menschen, für Patienten mit motorischen Einschränkungen, für Pflegepersonal entstehen konkrete Risiken – nicht wegen des Wirkstoffs, sondern wegen der Form. Und wieder sind es Apotheken, die zwischen Anwendungsrealität und Produktautorität vermitteln müssen, ohne dabei die nötigen Ressourcen, Freiräume oder Schutzmechanismen zu besitzen.

Parallel dazu wächst der Druck auf Apothekenleitungen, wirtschaftlich effizient zu führen. Doch was heißt das, wenn gleichzeitig der bürokratische Aufwand steigt, technische Systeme ausfallen, regulatorische Vorgaben sich widersprechen und politische Versprechen ins Leere laufen? Es heißt: Führung unter Unsicherheit. Und das ist kein betriebswirtschaftlicher Begriff, sondern ein kultureller Zustand. Wer als Apothekenleiterin heute Haltung zeigen will, muss nicht nur Zahlen beherrschen, sondern Menschen führen, Systeme verstehen, Risiken antizipieren, Krisen managen – oft ohne Rückhalt, ohne Planungssicherheit, ohne strategische Perspektive.

Die daraus entstehende Ermüdung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von systemischem Überdruck. Apotheken stemmen Verantwortung, für die sie weder entlohnt noch politisch ernstgenommen werden. Dass diese Belastung langfristig krank machen kann – psychisch, wirtschaftlich, organisatorisch – wird oft nur dann thematisiert, wenn eine Apotheke schließt. Doch dann ist es zu spät. Führung heißt, früher zu reagieren. Nicht zu warten, bis das System versagt, sondern es mitzugestalten, bevor es kippt.

Was es dazu braucht? Keine neue App. Keine weitere digitale Schnittstelle. Sondern einen Führungsbegriff, der sich nicht auf Honorarsätze reduziert. Der Verantwortung nicht als Last, sondern als Kompetenz begreift. Der wirtschaftliche Klarheit, organisatorische Resilienz und politische Anschlussfähigkeit in einem denkt – und bereit ist, Konflikte auszuhalten. Nicht um ihrer selbst willen, sondern um Versorgung zu sichern, wo Politik sich längst entzogen hat.

Wirtschaftlichkeit ist nicht der Feind der Versorgung – sie ist ihr Fundament. Doch wenn politische Prozesse Haltung durch Kalkulation ersetzen, regulatorische Instrumente Wirkung durch Formalismus verdrängen und Verantwortung durch Verlagerung auf Apotheken reduziert wird, dann kippt das System nicht in der Theorie, sondern im Alltag. Apotheken führen – oft still, oft unsichtbar, aber tragend. Wer das nicht erkennt, verliert nicht nur Versorgungssicherheit, sondern Vertrauen. Und wo Vertrauen verloren geht, beginnt keine Reform. Sondern Rückzug.

SG

Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs

Kontakt: sg@docsecur.de

 

Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.

Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.

Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.

Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.

 

Zurück zur Übersicht

Kontakt
Jetzt Ihr persönliches Angebot anfordern!
Rückrufservice
Gerne rufen wir Sie zurück!
Suche
  • Die Versicherung mit Konzept

    DocSecur® OMNI | Für alles gibt es eine Police - wir haben eine Police für alles.

Wir kennen Ihr Geschäft, und das garantiert Ihnen eine individuelle und kompetente Beratung

Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.

Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.

  • Die DocSecur® FLEX

    Eine flexible Versicherung für alle betrieblichen Gefahren

Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800. 919 0000 oder Sie faxen uns unter 0800. 919 6666, besonders dann, wenn Sie weitere Informationen zu alternativen Versicherern wünschen.

Mit der DocSecur FirmenGruppe steht Ihnen ein Partner zur Seite, der bereits viele Mediziner in Deutschland zu seinen Kunden zählen darf. Vergleichen Sie unser Angebot und Sie werden sehen, es lohnt sich, Ihr Vertrauen dem Versicherungsspezialisten für Ihren Berufsstand zu schenken.

Aktuell
Ratgeber
Vergleich
Beratung
Kontakt
  • Die DocSecur® CYBER

    Eine einzige Versicherung für alle Internetrisiken

Beratungskonzept

DocSecur® RISKM: Professionelles Sicherheitsmanagement
DocSecur® CHECK: Geld sparen mit dem richtigen Überblick
DocSecur® KOMPASS: Die umfassenden Lösungen der DocSecur
DocSecur® LEITFADEN: Das Leben steckt voller Risiken - Wir begleiten Sie sicher in Ihre Zukunft
DocSecur® BUSINESS: Ihr betriebliches Sicherheitspaket
DocSecur® PRIVATE: Ihr privates Sicherheitspaket
DocSecur® TEAM: Versicherungslösungen speziell für Angestellte
DocSecur® OMNI: Eine einzige Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® FLEX: Versicherungskonzept, flexibel wie Ihre Arztpraxis
DocSecur® JURA: Mit berufsständischem Rechtsschutz immer auf der sicheren Seite
DocSecur® CYBER: Eine einzige Versicherung für alle Internetrisiken

Sicher in die Zukunft – www.docsecur.de

QR Code
Startseite Impressum Seitenübersicht Lexikon Checklisten Vergleichsrechner