• 18.07.2025 – Apotheken im Preisdruck, Plattformen in der Imageoffensive, Versorgungspolitik im Systemwandel

    ARZTPRAXIS | Medienspiegel & Presse | Wie das BGH-Urteil zur Rx-Preisbindung Apotheken unter Druck setzt, dm auf Arzneimittelversand vorbereitet und die Liposuktion zur K ...

DocSecur® OMNI
All-Inklusive Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® FLEX
Die flexible Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® JURA
Rechtsschutz gibt es nicht auf Rezept!
DocSecur® CYBER
Arztpraxen sicher im Netz

Für Sie gelesen

Sehr geehrte Ärzte,
hier ist der vollständige Text für Sie:

DocSecur® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken im Preisdruck, Plattformen in der Imageoffensive, Versorgungspolitik im Systemwandel

 

Was das BGH-Urteil zur Rx-Preisbindung politisch auslöst, wie dm und Redcare ihre Markenstrategien ausrichten und warum Lipödem-Patientinnen jetzt Recht auf Behandlung haben

Apotheken-News: Bericht von heute

Während der Bundesgerichtshof die Preisbindung für ausländische Versandapotheken retrospektiv aufhebt und Redcare daraufhin neue Rabatte in Aussicht stellt, warnt Pharma Deutschland vor einem nachhaltigen Schaden für die flächendeckende Versorgung, die Freie Apothekerschaft sieht in der Entscheidung eine vertane Chance für Systemgerechtigkeit und das Bundesgesundheitsministerium bleibt auffallend leise – zugleich arbeitet dm bereits konkret an einem Arzneimittelversand unter eigener Marke, testet das Modell intern und bereitet eine öffentliche Einführung vor, während die Marktdynamik durch mediale Reaktionen, politische Zurückhaltung und juristische Ambiguität zusätzlich beschleunigt wird, die neu ernannte DAV-Patientenbeauftragte Andrea König Zeichen für die Stärkung der patientennahen Kommunikation setzen soll und der G-BA mit der Erweiterung der Lipödem-Kassenleistung einen gesellschaftlich lange geforderten Schritt geht, wobei BMI-Grenzwerte, Diagnostikprotokolle und Qualitätssicherungsrichtlinien den Zugang regeln, während parallel dazu das OLG Braunschweig mit einem Urteil zur Belehrungspflicht von Versicherern neue Risiken für Versicherte schafft, die Frage des Urlaubsverfalls in Apotheken arbeitsrechtlich neu justiert werden muss und eine aktuelle Metaanalyse zu Antidepressiva das Absetzsyndrom als selteneres Problem relativiert, was den Bedarf an evidenzbasierter Beratung und Medienverantwortung unterstreicht – ein Gesamtbild, das zeigt, wie verwoben Apothekenversorgung, Rechtsprechung, Marktstrategie und politische Steuerung inzwischen sind.


Der Bundesgerichtshof hat mit seinem Urteil zur Unanwendbarkeit der arzneimittelrechtlichen Rx-Preisbindung für EU-ausländische Versandapotheken aus den Jahren 2012/2013 eine juristische Lücke bestätigt, die bereits durch die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs vorgezeichnet war – und entfaltet damit in der gegenwärtigen gesundheitspolitischen Lage eine Wirkung, die weit über den Wortlaut der Entscheidung hinausgeht. Während der Herstellerverband Pharma Deutschland vor einem strategischen Verlust der flächendeckenden Apothekenversorgung warnt und die Freie Apothekerschaft das Urteil als „verpasste Chance“ für gerechteren Wettbewerb bezeichnet, nutzt Redcare das Momentum und kündigt erneut Boni auf verschreibungspflichtige Arzneimittel an. Damit stehen erneut zwei normative Prinzipien in offenem Konflikt: die europarechtlich privilegierte Wettbewerbsfreiheit und die sozialrechtlich verankerte Preisbindung im Sachleistungssystem. Dass Letztere seit dem 15. Dezember 2020 weiterhin für GKV-Versicherte gilt, scheint dabei weder in der öffentlichen Debatte noch in der Plattformstrategie von Redcare eine bremsende Rolle zu spielen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Berichterstattung großer Medienhäuser, die das Urteil vielfach als faktisches Ende der Preisbindung darstellen – obwohl dessen Aussage lediglich vergangene Regelungslücken betrifft. In der Folge entsteht ein regulatorisches Vakuum, das rechtlich komplex, kommunikativ jedoch fatal wirkt: Apothekerinnen und Apotheker stehen erneut als strukturkonservative Bremser da, während Versender sich als Fortschrittsmotoren inszenieren können.

Diese Entwicklung fällt nicht zufällig mit strategischen Marktbewegungen zusammen. Die Drogeriemarktkette dm hat den Einstieg in den Arzneimittelversand vorbereitet, testet das System intern mit Mitarbeitenden und feilt an einem markentauglichen Namen sowie Logo. Auch wenn die Details noch unter Verschluss gehalten werden, ist klar: Es geht um mehr als ein Zusatzangebot – es geht um eine infrastrukturelle Verschiebung im pharmazeutischen Einzelhandel. Mit seinem bundesweiten Filialnetz, einem enormen Kundenstamm und hoher Markenbindung ist dm in der Lage, den Arzneimittelversand aus einer Position der Plattformstärke heraus zu gestalten. Die Kombination aus stationärer Präsenz und digitaler Logistik könnte insbesondere OTC- und Lifestyle-Präparate betreffen, mittelfristig aber auch GKV-verordnete Arzneimittel. Die politische Dimension solcher Entwicklungen liegt darin, dass Versorgung zusehends nach Sichtbarkeit und Konsumentenbindung strukturiert wird, nicht nach ortsnaher Beratung oder pharmazeutischer Tiefe. Diese Entwicklung birgt ein strukturelles Risiko: Wo Plattformlogik dominiert, gerät die gesundheitspolitische Funktion der Apotheke – als niederschwelliger Zugang, als Beratungsinstanz, als Versorgungsanker – unter Legitimationsdruck.

Inmitten dieser Dynamik hat der Vorstand des Deutschen Apothekerverbands (DAV) Andrea König zur neuen Patientenbeauftragten ernannt. Die Brandenburger Verbandsvorsitzende soll künftig jene Stimme verstärken, die Apotheken als Teil einer patientenzentrierten Versorgung positioniert. Gerade in einer Zeit, in der kommerzielle Plattformen den Gesundheitsmarkt zunehmend rhetorisch wie operativ dominieren, wird die Notwendigkeit patientennaher, empathischer Kommunikation deutlich. Die Wahl Königs ist insofern mehr als Symbolik – sie signalisiert den Anspruch, der öffentlichen Debatte wieder eine fachlich verantwortete, bürgernahe Perspektive entgegenzusetzen.

Während auf Verbandsebene um Deutungshoheit gerungen wird, vollzieht sich parallel ein bedeutender gesundheitspolitischer Durchbruch: Die Liposuktion bei Lipödem wird künftig Kassenleistung für alle drei Stadien der Erkrankung. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat nach der Auswertung der LIPLEG-Studie eine Entscheidung getroffen, die seit Jahren gefordert wurde. Bislang war die Kostenübernahme auf Stadium III begrenzt, künftig gelten einheitliche Kriterien: Sechs Monate konservative Vorbehandlung mit Kompression und Lymphdrainage, BMI zwischen 32 und 35, stabile Gewichtsentwicklung sowie Einhaltung des Waist-to-Height-Ratio nach Altersgruppen. Damit wird nicht nur eine chronische, oft tabuisierte Erkrankung entstigmatisiert, sondern erstmals systematisch in die Regelversorgung überführt. Der medizinische und psychische Leidensdruck vieler betroffener Frauen – Lipödem betrifft fast ausschließlich weibliche Patientinnen – findet damit eine sozialrechtlich wirksame Anerkennung. Die Entscheidung markiert zugleich einen Meilenstein in der evidenzbasierten Gleichstellung von frauenspezifischen Krankheitsbildern, die in der Vergangenheit oft als "Kosmetik" oder "Lifestyle" abgetan wurden.

Doch Versorgungssicherheit braucht mehr als Leistungsrecht. Auch das Versicherungsrecht zeigt, wie brüchig Schutzmechanismen sein können: Das OLG Braunschweig entschied jüngst, dass eine reine Fristbenennung durch den Versicherer ausreicht, um den Anspruch auf Invaliditätsleistung verfallen zu lassen. Eine ausdrückliche Belehrung über die Konsequenzen sei nicht erforderlich. Was juristisch korrekt sein mag, ist politisch brisant: Die Informationspflicht wird zur bloßen Terminbenachrichtigung degradiert, während Versicherungsnehmer – und damit auch Apothekeninhaber im Schadensfall – in eine Beweisnot geraten, wenn sie rechtliche Folgen nicht antizipieren. Dieses Muster – formale Korrektheit statt materieller Schutzfunktion – zieht sich durch zahlreiche Regelungskomplexe, auch im Arbeitsrecht. So etwa beim Urlaubsanspruch: Nur wer nachweislich belehrt und dokumentiert, dass Urlaub bis Jahresende zu nehmen ist, kann sich auf einen Verfall berufen. Andernfalls bleibt der Anspruch auch nach Jahren bestehen. Für Apothekenleitungen bedeutet das: Ohne systematische Fristenkontrolle und arbeitsrechtlich geschulte Verwaltung drohen juristische Rückforderungen, etwa bei Austritt, Elternzeit oder Krankheit. Die Komplexität der Rechtslage verlangt nach professioneller Begleitung – nicht nur in Einzelfällen, sondern als dauerhafte Struktur.

Strukturell unterbelichtet ist bis heute auch die Rolle der Medien in gesundheitspolitischen Auseinandersetzungen. So zeigt das Beispiel des Medienprojekts Nius, das von CGM-Gründer Frank Gotthardt initiiert wurde und inzwischen unter Leitung von Julian Reichelt agiert, wie stark sich mediale Reichweite mit wirtschaftlichem Einfluss in der Gesundheitsbranche verschränken kann. Die Plattform tritt als rechtskonservatives Gegengewicht zu öffentlich-rechtlicher Berichterstattung auf, nimmt gezielt Einfluss auf Diskurse – und war in den vergangenen Wochen immer wieder mit Beiträgen vertreten, die gesundheitspolitische Entscheidungen, darunter auch das Rx-Bonus-Thema, mit Systemkritik verbinden. Dass die Verfassungsrichterwahl im Bundestag verschoben wurde, weil ein von Nius starker Kandidat durchfiel, zeigt exemplarisch, wie stark sich mediale, politische und wirtschaftliche Interessen im Raum Gesundheit überlagern können. Was nach politischer Kuriosität klingt, ist in Wahrheit ein Indikator für die ideologische Aufladung von Gesundheitsfragen.

Vor diesem Hintergrund gewinnt auch die Debatte um psychopharmakologische Therapien neue Relevanz. Eine aktuelle Metaanalyse hat ergeben, dass das Absetzen von Antidepressiva in den meisten Fällen nur zu milden, kurzfristigen Beschwerden führt – deutlich weniger gravierend als vielfach angenommen. Dennoch bleibt die Sorge vor Absetzsyndromen in der öffentlichen Wahrnehmung groß, was nicht zuletzt auf unklare Kommunikation, selektive Medienberichte und die Unsicherheit vieler Behandler zurückzuführen ist. Die Folge: Viele Patient:innen setzen Therapien gar nicht oder zu abrupt ab, was das Risiko für Rückfälle erhöht. Es zeigt sich, dass auch hier mehr differenzierte Beratung, strukturierte Begleitung und öffentliche Aufklärung notwendig wäre – eine klassische Aufgabe für Apotheken, die zunehmend von Plattformen, Apps und Foren marginalisiert wird.

Am Ende verbindet all diese Themen – von der Preisbindung bis zur Liposuktion, vom Versandmodell bis zur Medienstrategie – eine zentrale Frage: Wem gehört das System? Wer bestimmt die Normen, wer setzt sie durch, wer vermittelt sie? Derzeit scheint es, als verliere die Politik ihre Ordnungsfunktion zugunsten wirtschaftlicher Dynamiken, juristischer Lücken und medialer Lautstärke. Apotheken sind in dieser Gemengelage mehr denn je systemisch gefordert: als Akteure, als Instanzen, als Gegenmodell. Denn wo Struktur zerfällt, braucht Versorgung Haltung.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.

Was wie ein juristisches Detail beginnt, entfaltet sich als systemischer Kipppunkt: der Verlust normativer Klarheit bei der Preisbindung, die schleichende Plattformisierung der Versorgung, die politische Schweigsamkeit angesichts ökonomischer Dominanz – all das zeigt, dass Gesundheit längst kein geschützter Raum mehr ist, sondern ein Markt unter symbolischem Dauerbeschuss.

Wenn eine Drogerie zum Versender wird, ein Gericht zum stillen Wegbereiter asymmetrischer Märkte und ein Medienhaus zum politischen Hebel, dann darf man das nicht nur registrieren, sondern muss es deuten. Nicht als Krise der Apotheken, sondern als Krise der Ordnung.

Und doch liegt genau dort der Kern jeder möglichen Wende: in der Entscheidung, Strukturen nicht nur zu beklagen, sondern wieder zurückzuerobern – mit Klarheit, mit Stimme, mit Systemwissen.

Wer Versorgung nicht verflachen will, muss Tiefe bieten.
Wer Preisbindung schützen will, muss Haltung zeigen.
Und wer die Deutungshoheit zurückgewinnen will, muss beginnen, wieder den ersten Satz zu schreiben.

 

Zurück zur Übersicht

Kontakt
Jetzt Ihr persönliches Angebot anfordern!
Rückrufservice
Gerne rufen wir Sie zurück!
Suche
  • Die Versicherung mit Konzept

    DocSecur® OMNI | Für alles gibt es eine Police - wir haben eine Police für alles.

Wir kennen Ihr Geschäft, und das garantiert Ihnen eine individuelle und kompetente Beratung

Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.

Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.

  • Die DocSecur® FLEX

    Eine flexible Versicherung für alle betrieblichen Gefahren

Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800. 919 0000 oder Sie faxen uns unter 0800. 919 6666, besonders dann, wenn Sie weitere Informationen zu alternativen Versicherern wünschen.

Mit der DocSecur FirmenGruppe steht Ihnen ein Partner zur Seite, der bereits viele Mediziner in Deutschland zu seinen Kunden zählen darf. Vergleichen Sie unser Angebot und Sie werden sehen, es lohnt sich, Ihr Vertrauen dem Versicherungsspezialisten für Ihren Berufsstand zu schenken.

Aktuell
Ratgeber
Vergleich
Beratung
Kontakt
  • Die DocSecur® CYBER

    Eine einzige Versicherung für alle Internetrisiken

Beratungskonzept

DocSecur® RISKM: Professionelles Sicherheitsmanagement
DocSecur® CHECK: Geld sparen mit dem richtigen Überblick
DocSecur® KOMPASS: Die umfassenden Lösungen der DocSecur
DocSecur® LEITFADEN: Das Leben steckt voller Risiken - Wir begleiten Sie sicher in Ihre Zukunft
DocSecur® BUSINESS: Ihr betriebliches Sicherheitspaket
DocSecur® PRIVATE: Ihr privates Sicherheitspaket
DocSecur® TEAM: Versicherungslösungen speziell für Angestellte
DocSecur® OMNI: Eine einzige Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® FLEX: Versicherungskonzept, flexibel wie Ihre Arztpraxis
DocSecur® JURA: Mit berufsständischem Rechtsschutz immer auf der sicheren Seite
DocSecur® CYBER: Eine einzige Versicherung für alle Internetrisiken

Sicher in die Zukunft – www.docsecur.de

QR Code
Startseite Impressum Seitenübersicht Lexikon Checklisten Vergleichsrechner