• 21.05.2025 – Apotheken-News: BGH, Betrug, Plattformstrategie verschärfen Systembruch

    ARZTPRAXIS | Medienspiegel & Presse | Rx-Preisbindung auf dem Prüfstand, Rezeptfälschungen mit Lonsurf, Plattformstrategie von Sanicare und regulatorische Blockaden: Das Ap ...

DocSecur® OMNI
All-Inklusive Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® FLEX
Die flexible Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® JURA
Rechtsschutz gibt es nicht auf Rezept!
DocSecur® CYBER
Arztpraxen sicher im Netz

Für Sie gelesen

Sehr geehrte Ärzte,
hier ist der vollständige Text für Sie:

DocSecur® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: BGH, Betrug, Plattformstrategie verschärfen Systembruch

 

Wie Preisbindung neu verhandelt, Rezeptfälschung enttarnt und der Apothekenmarkt digital fragmentiert wird

Der Bundesgerichtshof verhandelt über eine scheinbar technische Frage, doch ihre Tragweite reicht weit: Müssen sich EU-Versandapotheken an die deutsche Preisbindung halten? Was juristisch als Einzelfall wirkt, ist politisch explosiv – es geht um die Grundlogik des Arzneimittelmarktes, um Wettbewerbsgleichheit und um die Stellung der Vor-Ort-Apotheke im digitalen Zeitalter. Gleichzeitig verschiebt sich das Spielfeld der Branche: Sanicare nutzt Amazon als Vertriebsschiene und koppelt Kundenzustimmung an datensensible Einwilligungen. Die DSGVO gerät unter Druck – ebenso wie das klassische Apothekenmodell. Währenddessen wächst der Druck durch Rezeptbetrug, wie das Beispiel gefälschter Lonsurf-Verordnungen zeigt. Krankenkassen fordern E-Rezepte, Apotheken rüsten technisch auf, Versicherer schlagen Alarm. Die Politik versucht gegenzuhalten – Simone Borchardt verspricht mehr Geld, weniger Bürokratie, klare Rahmenbedingungen. Doch während im Inland Verträge und Formulare aktualisiert werden, bleiben zentrale Digitalprozesse wie das E-Rezept für BtM-Medikamente auf der Strecke. Und jenseits davon rollt eine globale Gesundheitskrise auf die nächste Generation zu: Über eine Milliarde Jugendliche sind laut „Lancet-Kommission“ in akuter Gefahr. Die Frage lautet: Wer handelt?


Mitten im rechtlich und politisch verminten Gelände des europäischen Binnenmarktes greift der Bundesgerichtshof am 17. Juli in ein Thema ein, das seit Jahren zwischen Wettbewerbsrecht und Gesundheitspolitik schwebt: Müssen sich EU-ausländische Versandapotheken an die deutsche Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel halten? Was auf dem Papier nach einer juristischen Klärung klingt, offenbart sich in der Praxis als fundamentale Weichenstellung. Denn mit dem Verfahren werden nicht nur bisherige Marktpraktiken auf den Prüfstand gestellt, sondern auch Schutzlücken in der deutschen Apothekenpolitik offengelegt, die über Jahre bestehen durften. Während Präsenzapotheken in einem eng regulierten Umfeld operieren, agieren grenzüberschreitende Versender mit erheblichem Vorteil. Nun droht eine juristische Neuvermessung der Marktlogik.

Parallel verschiebt sich das Gefüge auch abseits des Gerichtssaals. Sanicare, einer der bekanntesten Versandapothekenanbieter, hat seinen OTC-Handel erneut auf Amazon verlagert – und bindet datenschutzrechtlich brisante Einwilligungsklauseln direkt an die Bestellung rezeptfreier Medikamente. Mit einem Klick wird die Verarbeitung gesundheitsbezogener Daten freigegeben. Diese technologische Selbstverständlichkeit auf Kundenseite steht in scharfem Kontrast zur datenschutzrechtlichen Komplexität, die Apotheken im physischen Raum regelmäßig zu Fall bringt. Hier schleicht sich nicht nur ein neues Geschäftsmodell ein, sondern auch ein digitales Rechtsverständnis, das langfristig die Definition von Gesundheitsdaten und ihre Verwendung auf Plattformen verschieben dürfte.

Noch akuter sind die Folgen, wenn sich kriminelle Energie mit strukturellen Schwächen verbindet – wie beim jüngsten Fall von Rezeptfälschungen mit Lonsurf. Die AOK Nordost meldet wirtschaftliche Schäden in sechsstelliger Höhe durch gefälschte Papierrezeptverordnungen eines onkologischen Hochpreispräparats. Die Kasse fordert klare Konsequenzen: mehr E-Verordnungen, weniger Papier, bessere Absicherung. Apotheken reagieren mit digital forensischen Prüfverfahren – ein personeller, organisatorischer und versicherungsrechtlicher Kraftakt, der längst nicht mehr als Sonderfall, sondern als Dauerzustand zu gelten hat. Das Damoklesschwert: Ohne durchgreifende Digitalisierung des Rezeptwesens bleibt jede Apotheke potenziell angreifbar – mit ruinösem Ausgang.

Im Schatten dieser Entwicklungen versucht die Politik, verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen. Simone Borchardt, gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, gibt sich in einer Videobotschaft kämpferisch: Apotheken sollen mehr Geld bekommen, das Fixum soll steigen, der Versand wird reguliert, Regressrisiken entschärft. Ihre Wortwahl ist gezielt emotionalisiert: Apotheken seien nicht nur „Abgabestellen“, sondern „Säulen der Versorgung“. Damit signalisiert sie eine Rückbesinnung auf den kulturpolitischen Wert der Präsenzversorgung – jedoch ohne konkreten Zeitrahmen, ohne Gesetzestext, ohne haushalterische Sicherung. Die Frage bleibt: Wird aus dem Versprechen politische Realität?

Unverbindlich sind auch die Konsequenzen des neuen Pflegehilfsmittelvertrags, der am 1. Juni in Kraft tritt. Apotheken müssen künftig geänderte Abrechnungsregeln beachten, Formulare korrekt digitalisieren und sich auf das Ende der Friedenspflicht einstellen. Was nach technischer Modernisierung klingt, bedeutet in der Praxis: neue bürokratische Hürden, keine Übergangsregelungen, unmittelbarer Anpassungsdruck. Besonders heikel ist die Regelung, dass verspätet oder in Papierform eingereichte Abrechnungen ab sofort nicht mehr übermittelt werden. Die Rechenzentren übernehmen die Kontrolle – die Apotheken stehen vor einer digitalen Realitätsprüfung.

Gleichzeitig lähmt ein regulatorischer Stillstand das E-Rezept in einem besonders sensiblen Bereich: T-Rezepte und BtM-Verordnungen bleiben papierbasiert – obwohl Spezifikationen längst vorliegen und Fälschungsrisiken steigen. Ursache ist die fehlende Finanzierung beim BfArM für das Jahr 2026. Die politische Blockade eines scheinbar rein technischen Themas offenbart, wie dysfunktional Digitalisierung in Deutschland mitunter umgesetzt wird – besonders, wenn es um hochsensible medizinische Anwendungen geht.

Während in Europa regulatorische Mikrozustände eskalieren, warnt die „Lancet-Kommission für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Jugendlichen“ vor einer globalen Krise: Über 1,1 Milliarden Heranwachsende werden bis 2030 in Ländern leben, in denen ihnen massive, aber vermeidbare Gesundheitsrisiken drohen. Die Ursachen sind strukturell: politische Untätigkeit, vernachlässigte Prävention, fehlende Aufklärung. Depressionen, Mangelernährung, HIV-Infektionen und Teenagerschwangerschaften treffen auf fragile Gesundheitssysteme und unterfinanzierte Präventionsstrukturen. Die Jugend wird zur geopolitischen Risikogruppe – ohne Lobby, ohne Plan.

Auch die klinische Forschung kämpft mit unsichtbaren Faktoren: Placebo- und Nocebo-Effekte. Während Placebos Schmerzen lindern, erzeugen Nocebos reale Beschwerden – ausgelöst allein durch negative Erwartungshaltung. In Studien verzerren sie Ergebnisse, beeinflussen Behandlungsverläufe und erfordern methodische Gegenmaßnahmen. Die Erkenntnis: Sprache, Aufklärung und Erwartungssteuerung sind integrale Bestandteile wirksamer Medizin. Eine neue Dimension ärztlicher Verantwortung, die bislang zu selten systematisch vermittelt wird.

Praktische Hoffnung bietet dagegen eine pharmakologische Strategie zur Stabilisierung kritischer RAAS-Therapien. SGLT-2-Hemmer – ursprünglich als Antidiabetika bekannt – zeigen in Kombination mit RAAS-Inhibitoren eine deutliche Reduktion des Hyperkaliämierisikos. Die Folge: weniger Therapieabbrüche, mehr Stabilität, neue Leitlinienfragen. Was bislang als Nebenwirkung mit Abbruchfolge galt, lässt sich nun womöglich kontrollieren – mit potenziell großem Einfluss auf die kardiologische und nephrologische Versorgungspraxis.

In Summe steht das Gesundheitswesen – von der Apotheke über die Politik bis zur Forschung – unter permanentem Anpassungsdruck. Alte Muster tragen nicht mehr, neue Strukturen entstehen in Reibung, nicht im Konsens. Es ist nicht nur ein Strukturwandel, es ist eine Systemtransformation – juristisch, digital, sozialmedizinisch. Der nächste Kipppunkt ist nicht weit.


Kommentar:

Was lange als juristische Randnotiz erschien, wird nun zum Katalysator für eine politische Richtungsentscheidung: Der Bundesgerichtshof steht nicht einfach vor einer Einzelfallbewertung, sondern vor der Neubestimmung eines Marktverhältnisses, das in der Praxis längst aus der Balance geraten ist. Das Verfahren zur Rx-Preisbindung für EU-Versender ist mehr als eine rechtstechnische Prüfung – es ist der Prüfstein für politische Handlungsfähigkeit und regulatorische Kohärenz in einem deregulierten Binnenmarkt.

Denn was auf nationaler Ebene als Preisbindung organisiert wurde, wird auf europäischer Ebene systematisch unterwandert – durch rechtliche Schlupflöcher, ökonomische Interessen und eine Plattformlogik, die auf Skaleneffekte statt Versorgungstreue setzt. Die Rückkehr von Sanicare auf Amazon ist dabei kein Ausreißer, sondern ein Symptom. Wo Gesundheit zur klickbasierten Ware wird, verlieren Datenschutz, Apothekentreue und Beratung ihren normativen Vorrang.

Hinzu kommt eine staatliche Untätigkeit, die strukturelle Risiken bewusst duldet. Die Rezeptfälschungswelle mit Lonsurf ist nicht nur ein Skandalfeld für Versicherer, sondern ein Beweis dafür, wie schwach die digitale Infrastruktur des Gesundheitswesens ist, wenn sie nicht gesetzlich durchgesetzt wird. Der Ruf nach E-Rezepten ist deshalb kein Wunsch mehr – er ist eine sicherheitsrelevante Notwendigkeit.

Borchardts Videoansprache an die Apotheken mag symbolisch stark sein, bleibt aber inhaltlich diffus. Es fehlen Gesetzesentwürfe, haushalterische Klarheit und konkrete Umsetzungsfristen. Dass eine Reform des Fixums ausgerechnet über Social Media angedeutet wird, spricht Bände: Die Apotheke wird nicht mehr als strukturpolitisches Thema behandelt, sondern als Teil einer medienwirksamen Parteistrategie.

Und während Deutschland innerstaatlich mit Rezeptformularen, Pflegemittelverträgen und T-Rezept-Stillstand ringt, geraten globale Gesundheitsrisiken außer Sicht. Dass eine Milliarde Jugendliche bis 2030 gefährdet sein werden, ist kein Zukunftsszenario, sondern eine Gegenwartskrise. Die eigentliche Frage lautet: Warum führen wir Apothekendebatten, aber keine Jugendgesundheitsdebatten?

Auch die Forschung selbst ist in einem Zustand der methodischen Ambivalenz: Der Placebo- und Nocebo-Effekt zeigt, wie sehr medizinische Wirksamkeit von Kommunikation, Erwartung und Vertrauen abhängt. Studien brauchen neue Standards, und Ärzt:innen neue Kompetenzen. Es geht um mehr als Moleküle – es geht um narrative Medizin.

Und dann sind da die echten Lichtblicke: Die kombinierte Gabe von SGLT-2-Hemmern mit RAAS-Inhibitoren ist kein Marketingversprechen, sondern eine wissenschaftlich plausible Option für Patientensicherheit. Ein Beispiel dafür, wie rationale Pharmakologie und individuelle Verträglichkeit zusammengedacht werden können.

Wer in diesen Zeiten also auf Systemstabilität hofft, braucht nicht nur politische Versprechen oder juristische Präzision, sondern eine aktive, vernetzte, reflektierte Gesundheitsöffentlichkeit. Die Themen liegen offen – jetzt braucht es den Willen, sie auch konsequent zu gestalten.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

Zurück zur Übersicht

Kontakt
Jetzt Ihr persönliches Angebot anfordern!
Rückrufservice
Gerne rufen wir Sie zurück!
Suche
  • Die Versicherung mit Konzept

    DocSecur® OMNI | Für alles gibt es eine Police - wir haben eine Police für alles.

Wir kennen Ihr Geschäft, und das garantiert Ihnen eine individuelle und kompetente Beratung

Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.

Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.

  • Die DocSecur® FLEX

    Eine flexible Versicherung für alle betrieblichen Gefahren

Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800. 919 0000 oder Sie faxen uns unter 0800. 919 6666, besonders dann, wenn Sie weitere Informationen zu alternativen Versicherern wünschen.

Mit der DocSecur FirmenGruppe steht Ihnen ein Partner zur Seite, der bereits viele Mediziner in Deutschland zu seinen Kunden zählen darf. Vergleichen Sie unser Angebot und Sie werden sehen, es lohnt sich, Ihr Vertrauen dem Versicherungsspezialisten für Ihren Berufsstand zu schenken.

Aktuell
Ratgeber
Vergleich
Beratung
Kontakt
  • Die DocSecur® CYBER

    Eine einzige Versicherung für alle Internetrisiken

Beratungskonzept

DocSecur® RISKM: Professionelles Sicherheitsmanagement
DocSecur® CHECK: Geld sparen mit dem richtigen Überblick
DocSecur® KOMPASS: Die umfassenden Lösungen der DocSecur
DocSecur® LEITFADEN: Das Leben steckt voller Risiken - Wir begleiten Sie sicher in Ihre Zukunft
DocSecur® BUSINESS: Ihr betriebliches Sicherheitspaket
DocSecur® PRIVATE: Ihr privates Sicherheitspaket
DocSecur® TEAM: Versicherungslösungen speziell für Angestellte
DocSecur® OMNI: Eine einzige Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® FLEX: Versicherungskonzept, flexibel wie Ihre Arztpraxis
DocSecur® JURA: Mit berufsständischem Rechtsschutz immer auf der sicheren Seite
DocSecur® CYBER: Eine einzige Versicherung für alle Internetrisiken

Sicher in die Zukunft – www.docsecur.de

QR Code
Startseite Impressum Seitenübersicht Lexikon Checklisten Vergleichsrechner