• 18.05.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute: Apothekenkrise, Rezeptfälschung, Roboterkraft – Wie 2025 die Branche radikal umbaut

    ARZTPRAXIS | Medienspiegel & Presse | Apotheken zwischen Innovation und Instabilität: Ein gefälschtes Codein-Rezept in Kitzingen rückt die Sicherheitslage in den Fokus. Zei ...

DocSecur® OMNI
All-Inklusive Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® FLEX
Die flexible Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® JURA
Rechtsschutz gibt es nicht auf Rezept!
DocSecur® CYBER
Arztpraxen sicher im Netz

Für Sie gelesen

Sehr geehrte Ärzte,
hier ist der vollständige Text für Sie:

DocSecur® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute: Apothekenkrise, Rezeptfälschung, Roboterkraft – Wie 2025 die Branche radikal umbaut

 

Codeinmissbrauch, Rechtspolitik und Digitalisierung: Apotheken stehen zwischen Alarm, Anpassung und Aufbruch.

Von Codein-Rezeptbetrug in Kitzingen bis zu strategischem Hallenausbau in Zeithain: Die Apothekenlandschaft erlebt derzeit eine Phase tiefgreifender Erschütterung, Innovation und Neuvermessung. Während die Polizei jugendlichen Medikamentenmissbrauch aufdeckt, wächst der Druck auf Vor-Ort-Apotheken, sich wirtschaftlich zu behaupten und strukturell zu modernisieren. Zwischen versicherungsbedingten Eigenregulierungen, kuriosen Kundenforderungen und juristischen Grundsatzverhandlungen über Boni-Modelle verdichtet sich ein Bild wachsender Spannungen. Derweil experimentiert China mit Robotern als Apothekenpersonal, während deutsche Apotheker mit kreativer Eigenwerbung auftrumpfen. Eine Nation im Umbruch – ökonomisch, demografisch, digital.

 

Rezeptfälschung, Medikamentenmissbrauch, Apothekenalarm

Jugendlicher mit gefälschtem Tryasol-Rezept festgenommen – Polizei entdeckt Codein-Vorrat

In einer Apotheke im unterfränkischen Kitzingen hat sich am Dienstagmittag ein brisanter Vorfall ereignet, der weit über einen simplen Betrugsversuch hinausreicht: Ein 16-Jähriger legte ein gefälschtes Rezept für das hustenstillende Medikament Tryasol Codein forte vor – mit dem Ziel, sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen einen Rauschmittelvorrat zu beschaffen. Doch der Versuch scheiterte: Ein geschulter Apothekenmitarbeiter erkannte die Fälschung sofort, zog die Polizei hinzu und leitete so eine weitreichende Aufklärung ein.

Die Beamten trafen den Tatverdächtigen noch in der Apotheke an, nahmen ihn fest und setzten wenig später die Wohnungsdurchsuchung durch. Dabei traten gleich mehrere alarmierende Details zutage: Der Jugendliche hatte offenbar bereits zuvor erfolgreich ein gefälschtes Rezept für das gleiche Medikament in Umlauf gebracht. Bei der Durchsuchung fanden die Ermittler nicht nur die illegal erworbenen Arzneimittel, sondern auch weitere Fälschungen – Beweismaterial, das auf ein systematisches Vorgehen hindeutet.

Tryasol, ein Präparat mit dem opioidhaltigen Wirkstoff Codein, ist verschreibungspflichtig und bei missbräuchlicher Anwendung nicht ungefährlich. Besonders unter Jugendlichen gilt es in bestimmten Kreisen als Mittel zur Erzeugung rauschähnlicher Zustände, etwa in sogenannten „Purple Drank“-Mischungen. Dabei wird der Sirup in Softdrinks oder Alkohol verdünnt konsumiert – mit potenziell lebensbedrohlichen Folgen.

Der 16-Jährige wurde seinem Vater überstellt. Die Kriminalpolizei hat ein Strafverfahren wegen Urkundenfälschung und Betrugs eingeleitet. Ob noch weitere Apotheken betroffen sind, ist aktuell Gegenstand intensiver Ermittlungen.

Die Apotheke in Kitzingen wird für ihre Aufmerksamkeit gelobt – denn ohne das beherzte Eingreifen des Mitarbeiters wäre die Fälschung womöglich unentdeckt geblieben. Der Fall zeigt exemplarisch, wie wichtig Schulung, Achtsamkeit und schnelle Reaktion in Zeiten wachsender Rezeptfälschungen geworden sind – besonders angesichts des wachsenden Missbrauchspotenzials verschreibungspflichtiger Substanzen im Jugendbereich.

Der Fall in Kitzingen ist kein Einzelfall, sondern Symptom eines größeren Problems: die zunehmende Attraktivität rezeptpflichtiger Arzneimittel als Rauschmittelquelle unter Jugendlichen. Dass ein 16-Jähriger gezielt gefälschte Rezepte erstellt, diese mehrfach einsetzt und sogar Vorräte zu Hause bunkert, legt nicht nur eine beachtliche kriminelle Energie offen, sondern auch eine dramatische Leerstelle im gesundheitlichen und sozialen Schutzraum junger Menschen.

Es ist nicht nur die Frage, wie ein Minderjähriger an die technischen Mittel zur Fälschung gelangt. Viel gravierender ist, dass Medikamente mit potenziell schwerwiegenden Nebenwirkungen längst zum Bestandteil jugendlicher Partykultur geworden sind. Codeinhaltige Arzneien wie Tryasol erscheinen auf den ersten Blick harmlos – ein Irrtum mit möglicherweise tödlichem Ausgang. Die Schwelle zwischen jugendlichem Experimentieren und süchtig machender Substanznutzung ist bei Opioiden besonders niedrig.

Die Verantwortung liegt auf mehreren Ebenen: Schulen müssen Prävention ernst nehmen, Apotheken noch gezielter auf Sicherheitsmechanismen setzen, die Strafverfolgung entschlossener handeln – aber auch das soziale Umfeld der Jugendlichen darf nicht abtauchen. Es geht nicht nur um den Schutz der Apothekenbetriebe vor wirtschaftlichem und rechtlichem Schaden, sondern um eine öffentliche Verantwortung für den gesundheitlichen Schutz Heranwachsender.

Jede aufgedeckte Rezeptfälschung ist eine Chance zur Intervention. Doch es braucht ein System, das solche Warnsignale nicht nur dokumentiert, sondern aktiv nutzt, um Wiederholungstätern und Nachahmern zuvorzukommen. Der Fall Kitzingen zeigt: Apothekerinnen und Apotheker sind oft die letzte Schutzinstanz. Sie brauchen Rückhalt – nicht nur auf dem Papier.

 

Pharma Solutions baut in Zeithain aus

Neue Logistikhalle stärkt Versorgungssicherheit und schafft regionale Arbeitsplätze

Der Ausbau logistischer Infrastruktur gewinnt in der Pharmabranche zunehmend an strategischer Bedeutung. Vor diesem Hintergrund hat der Logistikdienstleister Pharma Solutions ein klares Signal gesetzt: Am Standort im sächsischen Zeithain wird derzeit eine neue Lagerhalle errichtet, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden und die Versorgungsstabilität weiter zu sichern. In dieser Woche wurde gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Partnerunternehmen das Richtfest gefeiert – ein symbolischer Meilenstein, der für mehr steht als nur den baulichen Fortschritt.

Pharma Solutions zählt zu den wichtigen Akteuren im pharmazeutischen Distributionswesen, das sich unter wachsendem Kostendruck, regulatorischen Anforderungen und steigender Digitalisierung kontinuierlich neu erfinden muss. Dass gerade in Zeithain investiert wird, ist dabei kein Zufall: Die geografische Lage im Osten Deutschlands erlaubt schnelle Wege in Richtung Osteuropa, ist gut an die Autobahn angebunden und zugleich infrastrukturell so eingebettet, dass Pharmazeutika zuverlässig und temperaturgeführt transportiert werden können.

Das neue Lager ist als hochmoderne Halle konzipiert, die nicht nur zusätzliche Kapazitäten schafft, sondern auch den Anforderungen an GDP-konforme Lagerhaltung entspricht. Auf rund 8.000 Quadratmetern entstehen temperaturkontrollierte Zonen, eine automatisierte Fördertechnik sowie ein erweitertes Sicherheitssystem. Die Halle ist Teil eines langfristig angelegten Wachstumsplans, mit dem Pharma Solutions auf volatile Lieferketten, Nachschubunsicherheiten und den Anstieg im Versandhandel reagiert.

Die Bauarbeiten verlaufen trotz üblicher Materialengpässe im Zeitplan, was auch dem engen Zusammenspiel mit regionalen Bau- und Technikpartnern zu verdanken ist. Beim Richtfest dankte die Geschäftsführung insbesondere dem Planungsteam sowie den Auszubildenden, die in Zeithain mit eingebunden sind – ein Hinweis darauf, dass Pharma Solutions den Ausbau auch als Ausbildungs- und Zukunftsprojekt versteht. Perspektivisch sollen rund 40 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.

Die neue Halle steht zugleich exemplarisch für die Verlagerung pharmazeutischer Wertschöpfungsketten in stabilere, kontrollierbarere Zonen. Während globale Unsicherheiten zunehmen, wächst in der Branche der Trend zur Rückverlagerung sensibler Infrastruktur in eigene oder nationale Hände. Dass Pharma Solutions sich hier frühzeitig positioniert, darf auch als strategisches Signal gewertet werden.

In Zeiten fragiler Lieferketten und einer hochgradig abhängigen Arzneimittelversorgung wirken Bauprojekte wie jenes von Pharma Solutions beinahe gegenläufig zur allgemeinen Entwicklung – und genau darin liegt ihre Relevanz. Der Wille, Logistikstandorte auszubauen und in strukturell weniger verdichtete Regionen zu investieren, ist nicht nur ein ökonomisches Kalkül, sondern Ausdruck von Versorgungspolitik mit Weitblick.

Dass sich das Unternehmen für den Standort Zeithain entscheidet, ist zugleich ein Bekenntnis zu einer regionalen Verankerung, die in der Pharmalogistik oft fehlt. Während viele Anbieter auf Zentralisierung setzen und dabei Flexibilität verlieren, setzt Pharma Solutions auf erweiterbare Strukturen mit systemischer Resilienz. Das verdient Beachtung, gerade vor dem Hintergrund zunehmender Spezialisierung und wachsender rechtlicher Vorgaben zur Arzneimittelsicherheit.

Das Richtfest in Zeithain ist deshalb mehr als ein symbolischer Akt: Es verweist auf ein Unternehmensverständnis, das Stabilität nicht delegiert, sondern aktiv gestaltet. Und es zeigt: Wer in der Pharmalogistik heute klug investiert, vergrößert nicht nur die Lagerfläche – sondern auch den Handlungsspielraum für morgen.

 

Kleine Schäden, große Wirkung

Warum Eigenregulierung Apotheken vor Beitragserhöhungen schützt

In einem von wirtschaftlichem Druck geprägten Apothekenumfeld erweist sich ein strategisch durchdachtes Schadensmanagement zunehmend als Schlüssel zur Kostensenkung. Immer mehr Apothekeninhaber entscheiden sich, kleinere Schäden bewusst nicht der Versicherung zu melden, sondern sie aus eigener Kraft zu regulieren. Was auf den ersten Blick wie ein Verzicht auf Versicherungsleistungen wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als wirtschaftlich kluge Entscheidung: Die regelmäßige Meldung von Bagatellschäden kann mittelfristig zu einem Anstieg der Versicherungsprämien führen – ein Effekt, den viele Betriebe gerade in Zeiten knapper Margen nicht länger hinnehmen wollen.

Der Hintergrund: Versicherer kalkulieren Risiken anhand der gemeldeten Schadenshäufigkeit. Wer häufig Schäden einreicht, gilt als riskanter Kunde und wird mit höheren Prämien eingestuft. Apotheken, die diese Dynamik verstehen und gezielt kleinere Schäden selbst tragen, profitieren hingegen von stabilen Prämien und einem besseren Verhandlungsspielraum bei Vertragsverlängerungen oder Ausschreibungen. Besonders wenn Reparaturen unterhalb des Selbstbehalts bleiben, ist der Verzicht auf eine Meldung nicht nur naheliegend, sondern ökonomisch sinnvoll.

Diese Praxis geht jedoch über bloße Schadensvermeidung hinaus. Sie ist Ausdruck eines professionellen Risikobewusstseins und einer betriebswirtschaftlich ausgerichteten Führung. Inhaber, die bewusst auf Schadensmeldungen verzichten, zeigen nicht nur Augenmaß, sondern signalisieren auch Verlässlichkeit gegenüber Versicherern – ein Vorteil, der sich in Prämiennachlässen oder erweiterten Deckungen niederschlagen kann. Wer Risiken versteht und beherrscht, wird als Partner auf Augenhöhe wahrgenommen, nicht als potenzielles Problem.

Doch diese Form der Eigenregulierung erfordert Vorbereitung. Nur wer seine Versicherungspolice im Detail kennt und weiß, wo wirtschaftlich die rote Linie verläuft, kann fundierte Entscheidungen treffen. Missverständnisse über Deckungsgrenzen, Selbstbehalte oder Rückstufungsmechanismen können ansonsten teure Folgen haben. Zudem ist es wichtig, Schäden intern korrekt zu dokumentieren, um im Streitfall dennoch beweissicher zu bleiben. Auch sollten regelmäßig Versicherungsberater oder spezialisierte Makler einbezogen werden, um den langfristigen Effekt dieser Strategie korrekt einzuordnen.

In einer Branche, die sich permanent neuen Herausforderungen stellen muss – von regulatorischen Eingriffen bis hin zu Lieferengpässen –, wird der bewusste Umgang mit Versicherungsleistungen zu einem strategischen Instrument. Apotheken, die hier mit klarem Konzept agieren, stärken nicht nur ihre wirtschaftliche Stabilität, sondern auch ihre unternehmerische Resilienz. Das gezielte Eigenmanagement kleiner Schäden ist deshalb weit mehr als ein Einspartrick – es ist Ausdruck eines zukunftsorientierten, eigenverantwortlichen Führungsverständnisses im Apothekenbetrieb.

Die Entscheidung, kleinere Schäden selbst zu regulieren, ist ein stilles Statement unternehmerischer Reife. Während sich manche Apotheken noch reflexartig auf ihre Policen verlassen, erkennen andere längst: Versicherungen sind keine Flatrate für jeden Vorfall, sondern ein kalkuliertes Schutzinstrument für den Ernstfall. Wer dies verinnerlicht, verhält sich strategisch klüger – nicht aus Geiz, sondern aus Weitblick.

Was zählt, ist ein klarer Blick für die Balance zwischen Risikoabdeckung und Kostenkontrolle. Jeder unnötige Schadensfall, der gemeldet wird, ist ein Baustein in einer Spirale steigender Beiträge – oft unterschätzt, aber betriebswirtschaftlich fatal. Gerade in Apotheken, wo Rentabilität zunehmend auf der Kippe steht, kann diese stille Prämien-Erosion über Wohl und Wehe entscheiden.

Dabei geht es nicht um den radikalen Verzicht auf Versicherungsschutz, sondern um seine intelligente Anwendung. Wer Kleinschäden als Trainingsfeld für unternehmerische Souveränität nutzt, demonstriert nicht nur Verantwortungsgefühl, sondern auch Verhandlungsmacht. Versicherer erkennen diese Haltung – und honorieren sie oft mit besseren Konditionen. Das ist nicht Idealismus, sondern strategischer Realismus.

 

Apotheker verweigert Hundebetreuung

Kundin fordert im Geschäft in Ronnenberg ungewöhnlichen Service

In der Ihmer Tor-Apotheke im niedersächsischen Ronnenberg hat sich ein kurioser Vorfall ereignet, der nicht nur für Kopfschütteln beim Apothekenteam, sondern auch für Diskussionen über Kundenverhalten sorgte. Eine Kundin wollte ihre Besorgungen in der Apotheke erledigen, hatte jedoch ihren Hund dabei – ein Problem, denn in den Räumen der Apotheke gilt ein generelles Zutrittsverbot für Tiere. Anstatt das Tier vor dem Geschäft anzuleinen oder ihren Besuch auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, entschloss sich die Kundin zu einer ungewöhnlichen Bitte: Sie forderte das Apothekenpersonal kurzerhand auf, auf ihren Hund aufzupassen.

Apotheker Ramin Salehi war laut eigenen Angaben zunächst irritiert, dann fassungslos. „Die Kundin sagte sinngemäß: 'Sie können ja eben meinen Hund halten, dann kann ich schnell rein.'“ Der Vorschlag kam für das Apothekenteam jedoch nicht infrage – aus Gründen der Verantwortung, der Zeit und des Arbeitsaufkommens. „Wir sind kein Hundeservice und können uns nicht von unserer Arbeit abhalten lassen, um fremde Tiere zu betreuen“, so Salehi.

Die Episode wirft ein Schlaglicht auf ein wachsendes Problem in öffentlichen und halböffentlichen Einrichtungen: Die Anspruchshaltung mancher Kunden scheint zusehends aus dem Gleichgewicht zu geraten. Während Zutrittsregelungen in Apotheken oft aus hygienischen, sicherheitstechnischen oder versicherungstechnischen Gründen bestehen, stoßen sie bei einigen Besuchern auf Unverständnis oder werden schlicht ignoriert. Die Erwartung, dass sich das Personal flexibel über Vorschriften hinwegsetzt, zeigt einen beunruhigenden Mangel an Respekt gegenüber Regeln und Arbeitsbedingungen.

Apotheker Salehi betonte, dass er Verständnis für die Bindung zwischen Mensch und Tier habe, doch „die Verantwortung für ein fremdes Tier zu übernehmen, das geht entschieden zu weit“. Der Vorfall blieb glimpflich – der Hund wurde nicht allein zurückgelassen, und die Kundin verzichtete letztlich auf den Einkauf. Dennoch bleibt ein schaler Beigeschmack. Der Fall ist kein Einzelfall, sondern Ausdruck einer verbreiteten Mentalität, die Dienstleistende zunehmend unter Druck setzt.

Die Szene in der Ihmer Tor-Apotheke mag auf den ersten Blick amüsant wirken, ist jedoch in Wahrheit symptomatisch für eine tiefere Verschiebung im gesellschaftlichen Umgang mit Dienstleistenden. Wenn Kunden beginnen, Apothekenteams als Universalhelfer für alle Lebenslagen zu betrachten, verwischen sich die Grenzen zwischen Kundenservice und Zumutung. Dass eine Kundin ernsthaft erwartet, ein pharmazeutisches Fachpersonal solle während der Arbeitszeit einen fremden Hund beaufsichtigen, zeugt nicht von Vertrauen, sondern von einem eklatanten Mangel an Respekt.

Apotheken sind keine Aufbewahrungsorte für Haustiere und schon gar keine verlängerte Komfortzone für jene, die ihre persönlichen Belange über die strukturellen Realitäten des Apothekenbetriebs stellen. Wer in einer Einrichtung mit klaren Hygieneregeln aufläuft, sollte sich nicht empört zeigen, wenn diese Regeln auch gelten. Der Wunsch nach individueller Ausnahmeregelung zeigt eine bedenkliche Anspruchshaltung, die sich in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens zunehmend breitmacht.

Der Fall in Ronnenberg ist kein Skandal – aber ein kleiner Lackmustest. Er zeigt, wie dünn der Boden des gegenseitigen Verständnisses inzwischen geworden ist. Respekt bedeutet nicht nur höfliche Worte, sondern auch das Akzeptieren von Grenzen. Gerade in einem sensiblen Umfeld wie der öffentlichen Gesundheitsversorgung ist es essenziell, dass sich Kundschaft und Personal auf gemeinsame Spielregeln verlassen können – ohne kuriose Zwischenfälle an der Tür.

 

BGH verhandelt über Rx-Preisbindung und DocMorris-Boni

Karlsruher Richter verlangen harte Fakten zur Apothekenversorgung

Am 7. Mai 2025 wurde vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe ein Verfahren verhandelt, das weit mehr ist als ein juristischer Einzelfall. Es ist ein Lackmustest für die Stabilität einer der zentralen Säulen der Arzneimittelversorgung in Deutschland: die Preisbindung für verschreibungspflichtige Medikamente. Im Mittelpunkt steht ein fast schon historisch anmutendes Bonusmodell der ehemaligen DocMorris-Tochter Wellsana. Und dennoch entfaltet das Verfahren eine Dynamik, deren Wucht die Grundstruktur des Apothekenwesens erschüttern könnte.

Wellsana hatte in den Jahren 2012 und 2013 einen Bonus von bis zu 9 Euro pro eingelöstem Rezept sowie zusätzliche Prämien für Medikamentenchecks angeboten. Der Bayerische Apothekerverband (BAV) sah darin einen klaren Verstoß gegen die gesetzlich festgelegte Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel und reichte Klage ein. Nachdem sowohl das Landgericht München I als auch das Oberlandesgericht München dem BAV Recht gaben, zog DocMorris in Revision zum BGH – und dieser ließ durchblicken: Die Preisbindung ist kein unantastbares Dogma.

Die zentrale Frage: Ist die staatlich festgelegte Preisbindung noch ein verhältnismäßiges Mittel zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung – oder handelt es sich um eine wettbewerbswidrige Markteinengung zugunsten des Vor-Ort-Apothekenmodells? Der Vorsitzende Richter formulierte die Erwartungen an die Beklagten scharf: Es reiche nicht, sich auf tradierte Argumente zu stützen. Vielmehr brauche es „harte Fakten“ – etwa zur Frage, ob Preiswettbewerb tatsächlich zu einer Ausdünnung der Apothekendichte oder zu Versorgungsengpässen führe.

Die Argumentationslage ist asymmetrisch: Die Kläger – also DocMorris – argumentieren mit dem Binnenmarktprinzip, dem Wettbewerbsrecht und der Freiheit des Konsumenten. Die Gegenseite verweist auf soziale Verantwortung, Gemeinwohlbindung und den Gleichpreisgedanken. Und der Senat? Er scheint sich einer simplen Wahrheit zu stellen: Wer gesetzliche Preisbindungen rechtfertigen will, muss deren Nutzen empirisch belegen. Ein Bauchgefühl reicht nicht.

Diese Haltung ist nicht neu. Bereits 2016 hatte der Europäische Gerichtshof die Preisbindung im grenzüberschreitenden Versandhandel als unvereinbar mit dem EU-Recht verworfen. Die Bundesregierung hielt seither formal daran fest, doch die Rechtsprechung bröckelt. Nun steht erstmals der BGH im Zentrum einer Entscheidung, deren Tragweite strukturell sein dürfte: Kippende Preisbindung, verschärfter Wettbewerb, mögliche Kettenbildung, ruinöse Rabattspiralen.

In der mündlichen Verhandlung geriet dieser abstrakte Diskurs ins Greifbare. Ein Vertreter von DocMorris schleppte vier Aktentürme in den Gerichtssaal – Symbol nicht nur juristischer Akribie, sondern auch wirtschaftlicher Wucht. Die Gegenseite warnte vor dem Dammbruch: Wenn Preisbindung aufgeweicht werde, sei die flächendeckende Versorgung durch inhabergeführte Apotheken langfristig nicht mehr gewährleistet. Auch die Position kleinerer, unabhängiger Apotheker wäre akut gefährdet.

Zugleich wurde deutlich, wie wenig Bewusstsein im Gericht für die operative Realität der Arzneimittelversorgung vorhanden ist. Die Richter fragten mehrfach nach Details, die für jeden Apotheker Alltag sind – etwa zur Bedeutung von Nacht- und Notdiensten, zur Lagerhaltung in strukturschwachen Regionen oder zur Finanzierung patientennaher Beratung. Der BGH blickt auf das Recht – nicht auf die Fläche. Und das ist gefährlich.

Für die Apothekerschaft geht es um mehr als um wirtschaftliche Interessen. Es geht um den Erhalt einer Infrastruktur, die trotz Bürokratie, Lieferengpässen und politischer Vernachlässigung noch funktioniert. Ein Urteil, das Boni bei Rx-Arzneimitteln zulässt, würde diese Struktur in Frage stellen – inmitten einer Zeit, in der Fachkräftemangel, Filialsterben und fehlende Nachwuchskräfte ohnehin an der Substanz zehren.

Der Verkündungstermin wurde auf den 17. Juli 2025 festgelegt. Bis dahin bleibt offen, ob der BGH an der bisherigen Dogmatik der Preisbindung festhält oder einen Paradigmenwechsel einleitet. Klar ist: Die Entscheidung wird ein Signal sein – für Politik, Branche und Wettbewerb. Und sie wird zeigen, ob sich der Rechtsstaat noch als Garant für eine gemeinwohlorientierte Arzneimittelversorgung versteht.

Die Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel ist kein Selbstzweck. Sie ist der systematische Versuch, die öffentliche Daseinsvorsorge gegen die zerstörerischen Dynamiken eines entgrenzten Marktes zu verteidigen. Wer heute fordert, diese Bindung aufzuheben, muss beantworten, wie Versorgung in dünn besiedelten Regionen künftig funktionieren soll – ohne wirtschaftliche Anreize, ohne Apothekenpflicht, ohne Schutzmechanismen.

Der Bundesgerichtshof hat Recht, wenn er „harte Fakten“ fordert. Aber wer definiert, was ein „harter Fakt“ ist? Die Zahl der Apothekenschließungen? Die durchschnittliche Entfernung zur nächsten Nachtapotheke? Die Statistik über Lieferengpässe? Oder die stille Realität in vielen Apotheken, wo Mitarbeitende täglich unterfinanzierte pharmazeutische Leistungen erbringen, weil das System keine anderen Mechanismen mehr kennt?

Wenn man den Markt zum Maßstab aller Dinge erhebt, wird aus Versorgung eine Variable betriebswirtschaftlicher Effizienz. Dann zählen Beratungszeit, Verfügbarkeit und Notdienste nur noch als Kostenfaktoren. Was dabei verloren geht, ist nicht nur die Qualität, sondern die Idee einer flächendeckenden Versorgung überhaupt.

Natürlich ist es legitim, Markt und Wettbewerb auch im Apothekenbereich zu thematisieren. Doch Wettbewerb ist kein Allheilmittel. Wenn ökonomische Anreize in den Vordergrund rücken, kippt das System: Dann entscheiden Rabatte über die Wahl der Apotheke – nicht Nähe, Qualität oder Vertrauen. Dann verschieben sich Marktanteile hin zu Akteuren mit mehr Kapital, mehr IT-Knowhow, mehr juristischem Durchsetzungsvermögen.

Gerade weil das Gesundheitswesen kein gewöhnlicher Markt ist, braucht es Schutzräume. Die Preisbindung ist ein solcher Raum. Wer sie schleift, öffnet Türen, die nicht mehr geschlossen werden können. Kettenbildung, Bonus-Ökonomie, Selektivverträge – all das folgt dann zwangsläufig. Und das Vertrauen der Patientinnen und Patienten? Bleibt auf der Strecke.

Es ist zu hoffen, dass der BGH in seiner Entscheidung nicht nur die juristische Abstraktion sieht, sondern auch die gesellschaftliche Verantwortung. Der Gleichpreis ist keine Relikt – er ist ein Bollwerk gegen eine Zwei-Klassen-Versorgung. Wer das vergisst, riskiert mehr als nur ein paar Boni.

 

Außen glänzt, innen rostet

Trotz guter Export- und Finanzdaten zeigt sich die deutsche Wirtschaft strukturell müde und investitionsscheu.

Die deutsche Wirtschaft ringt im Frühjahr 2025 mit widersprüchlichen Signalen: Während die Exporte im März leicht um 0,9 Prozent zulegten, stagniert der private Konsum auf niedrigem Niveau. Die Einzelhandelsumsätze blieben im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent zurück. Der ifo-Geschäftsklimaindex erholte sich leicht auf 89,4 Punkte, signalisiert aber weiterhin Zurückhaltung. Die Inflation in Deutschland liegt im April stabil bei 2,2 Prozent, getrieben durch anhaltend hohe Dienstleistungspreise, während sich Energie deutlich verbilligt hat. Die EZB bleibt dennoch vorsichtig: Ein erster Zinsschritt nach unten wird frühestens zur Juni-Sitzung erwartet.

An den Kapitalmärkten sorgt die anhaltende Unsicherheit über die US-Geldpolitik für Schwankungen. Der DAX notierte am 7. Mai bei 18.250 Punkten, leicht unter dem Allzeithoch, während der Euro zum US-Dollar bei 1,07 pendelt. Auch die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen verharren mit 2,36 Prozent auf vergleichsweise stabilem Niveau.

Die Unternehmenslandschaft zeigt sich geteilt: Während große Industriekonzerne wie Siemens oder BASF von einem starken Auslandsgeschäft profitieren, klagen mittelständische Betriebe über hohe Lohnabschlüsse, Fachkräftemangel und zunehmende Bürokratie. Der ifo-Investitionsindikator signalisiert eine weiterhin zögerliche Investitionstätigkeit.

Der Wohnungsbau bleibt Sorgenkind: Die Zahl neu genehmigter Wohnungen fiel im ersten Quartal um weitere 27 Prozent. Viele Projekte werden verschoben oder ganz gestrichen, weil Baukosten und Finanzierung zu hoch bleiben. Zugleich steigen die Mieten in Ballungszentren weiter, was den sozialen Druck erhöht.

Im Bankensektor stabilisieren sich die Erträge leicht, doch die Zahl notleidender Kredite nimmt in bestimmten Segmenten wie Gewerbeimmobilien zu. Fintechs geraten durch regulatorische Verschärfungen stärker unter Druck. Gleichzeitig beobachten Ökonomen eine zunehmende Zurückhaltung bei Start-up-Finanzierungen in der Frühphase.

Weltweit bleibt der Ölpreis mit rund 82 Dollar je Barrel vergleichsweise ruhig, während Chinas wirtschaftliche Erholung nur schleppend verläuft. Die US-Wirtschaft zeigt sich trotz hoher Zinsen robust, was die globalen Kapitalflüsse beeinflusst. Die Weltbank warnt in ihrer aktuellen Einschätzung vor strukturellen Risiken in Entwicklungs- und Schwellenländern, die durch sinkende Investitionsbereitschaft der Industriestaaten verschärft werden. 

Die deutschen Wirtschaftsdaten zur Jahresmitte 2025 gleichen einem Kaleidoskop aus Hoffnung, Stagnation und strukturellem Alarm. Der Exportmotor läuft, aber die Binnenkonjunktur krankt. Der Anstieg des Geschäftsklimas ist mehr Erleichterung als Aufbruch – ein symbolisches Nicken der Ökonomie, aber kein strategischer Schulterschluss mit der Zukunft.

Auffällig ist, dass die volkswirtschaftlichen Lichtblicke wie Exporte oder stabile Anleihemärkte nicht von innen, sondern durch globale Faktoren gespeist werden. Der Privatkonsum bleibt zurückhaltend, weil reale Einkommenszuwächse ausbleiben. Die Tarifabschlüsse des Frühjahrs führen zu höheren Lohnkosten, die vor allem kleinere und mittlere Unternehmen belasten, während der Staat durch fortgesetzte Regulierungsdichte kaum Vertrauen aufbaut.

Die Stabilität der Inflation täuscht darüber hinweg, dass viele Preisentlastungen nicht struktureller Natur sind, sondern auf Basiseffekten beruhen. Auch das Zinssignal der EZB ist mehr Hoffnung als Strategie: Ein marginaler Zinsschritt ändert wenig an der Investitionszurückhaltung, solange Planungs- und Genehmigungsprozesse lähmen.

Die Baustellen der Politik heißen: Entbürokratisierung, Digitalisierung der Verwaltung, steuerliche Investitionsanreize – und eine verlässliche Energiepolitik. Ohne diese Hebel droht eine schleichende Deindustrialisierung, die sich nicht durch gute Quartalszahlen der DAX-Konzerne übertünchen lässt.

Deutschland braucht keine Konjunkturprogramme, sondern Strukturvertrauen – eine mutige politische Erzählung, die wirtschaftliche Realität nicht als Problem, sondern als Auftrag begreift.

 

GalBot, Werkstatt und Zahnarztstuhl

Wie Chinas humanoide Roboter Apotheken, Fabriken und Medizin revolutionieren

In einem futuristisch anmutenden Szenario demonstriert China derzeit, wie die Apotheke der Zukunft aussehen könnte – rund um die Uhr geöffnet, bedient von einem emotionslosen, aber präzisen Roboterarm. In einem Ausstellungszentrum in Peking greift der humanoide Roboter GalBot kontrolliert nach Medikamenten und legt sie in einen Korb, während Besucher seine Bewegungen durch Tastendruck initiieren. Der Prototyp ist Teil einer breiter angelegten Strategie der chinesischen Regierung, die sich zur Aufgabe gemacht hat, humanoide Roboter als Arbeitskräfte der Zukunft in verschiedenen Lebensbereichen zu etablieren.

China investiert massiv in Robotertechnologie und KI-Anwendungen, insbesondere in humanoide Systeme, die sowohl im medizinischen als auch im industriellen Umfeld zum Einsatz kommen sollen. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen vom Apothekenbetrieb über die zahnmedizinische Implantation bis hin zu einfachen Fließbandarbeiten. Neben GalBot ist auch der medizinische Assistent YakeBot zu sehen, der Zahnimplantate durchführt, sowie Walker, ein Humanoid, der präzise Fertigteile in Boxen sortiert – die Simulation einer menschenleeren Fabrikhalle.

Der politische Kontext dieser Roboter-Offensive ist eindeutig: China will im weltweiten Technologiewettlauf nicht nur mithalten, sondern Maßstäbe setzen – insbesondere gegenüber den USA. In Regierungskreisen ist die verkörperte KI – embodied AI – als strategischer Schlüsselbegriff gesetzt worden. Entsprechend finden sich humanoide Roboter inzwischen nicht nur in Forschungslaboren, sondern auch in medial stark inszenierten Großereignissen wieder. Der jüngste Marathonlauf mit teilnehmenden Robotern sowie eine Neujahrs-Gala mit choreografiertem Robotertanz belegen: Peking setzt auf Emotionalisierung, mediale Aufladung und technologischen Stolz.

Gleichzeitig werden aber auch tiefgreifende gesellschaftliche Fragen aufgeworfen. Insbesondere im produzierenden Gewerbe Chinas arbeiten Millionen Menschen in Bereichen, die nunmehr durch Roboter effizienter, günstiger und ununterbrochen besetzt werden könnten. Offiziell betonen die Behörden, dass Roboter den Menschen nicht ersetzen, sondern entlasten sollen – indem sie etwa gefährliche oder monotone Tätigkeiten übernehmen. Doch das Argument, dass Maschinen arbeiten, wenn Menschen schlafen, ist mehr als eine technische Möglichkeit – es ist ein Signal für eine arbeitsweltliche Revolution.

Noch befinden sich die meisten Anwendungen im Pilotstadium. Doch was als Showeffekt beginnt, soll nach dem Willen der chinesischen Regierung bald in den produktiven Alltag übergehen. Bis dahin werden die Maschinen weiter trainiert – mit Daten, mit Bewegungsabläufen, mit menschlicher Nachahmung. Sie lernen still, aber schnell.

China setzt an zu einem gewaltigen technologischen Sprung – nicht als Reaktion, sondern als strategisches Selbstverständnis. Was in Europa als ethische Debatte über die Rolle von KI im Gesundheitswesen geführt wird, ist im Reich der Mitte bereits ein politisches Projekt mit industrieller Stoßrichtung. Der Roboter GalBot ist dabei kein Versuchsobjekt mehr, sondern die emblematische Figur eines Wandels, in dem die menschliche Arbeitskraft als fehleranfällige, begrenzte und kostenintensive Ressource neu bewertet wird.

Die Argumentation, dass Roboter nur dort eingreifen sollen, wo Menschen nicht arbeiten können oder wollen, klingt beruhigend – verschleiert aber die ökonomische Sprengkraft, die diese technologische Entwicklung in sich trägt. Wenn Maschinen rund um die Uhr arbeiten, brauchen sie keine Schichten, keine Pausen, keine Löhne. Das Narrativ von der „Entlastung“ droht, sich in eine Verdrängung zu verwandeln, insbesondere in den untersten Lohngruppen.

Doch die eigentliche Dynamik entfaltet sich nicht allein am Arbeitsplatz, sondern in der gesamtgesellschaftlichen Verschiebung von Verantwortung, Kontrolle und Selbstbild. Wer wird in einer 24-Stunden-Gesellschaft noch über sein eigenes Tempo bestimmen dürfen? Wenn Apotheken nachts geöffnet bleiben, weil ein Roboter Medikamente holt, wo bleibt die Grenze zwischen Verfügbarkeit und Überforderung?

China antwortet darauf nicht mit Ethikkommissionen, sondern mit Staatszielen und Investitionsprogrammen. Der Wettlauf mit den USA wird auf den Schultern künstlicher Körper ausgetragen. Es ist ein Wettlauf, der längst begonnen hat – und in dem GalBot nur der erste Schritt einer umfassenden Entmenschlichung von Routinen ist, die bislang als sozial oder fürsorglich galten.

 

Liegestühle, Plakate, App-Werbung – Wie ein Apotheker mit Kreativität gegen DocMorris antritt

Ein Neckargemünder zeigt, dass lokale Apotheken im digitalen Wettbewerb eigene Wege gehen können. 

Im baden-württembergischen Neckargemünd trotzt Dominik Herzog, Inhaber der gleichnamigen Herzog-Apotheke, der Omnipräsenz von DocMorris und Shop Apotheke mit einer unkonventionellen Werbeoffensive. Anstatt sich in die oft klagenden Reihen der Vor-Ort-Apotheken einzureihen, beschreitet er aktiv eigene Wege. In einer Stadt, in der digitale Sichtbarkeit und lokale Präsenz längst keine Gegensätze mehr sind, startet Herzog eine eigenständige Imagekampagne – mit überraschenden Mitteln.

Herzstück der Aktion ist eine Reihe großformatiger Plakatwände, die über zentrale Punkte in Neckargemünd verteilt wurden. Doch damit nicht genug: In einem innovativen Marketingkniff platzierte der Apotheker auch Liegestühle im öffentlichen Raum, bedruckt mit der Werbebotschaft für seine eigene E-Rezept-App. Sie laden nicht nur zum Sitzen ein, sondern transportieren eine klare Botschaft – die lokale Apotheke denkt digital, handelt kundennah und bleibt trotzdem greifbar.

Herzogs Offensive zielt auf Sichtbarkeit und Selbstbehauptung. Die Liegestühle stehen vor Eiscafés, an Bushaltestellen, in Parkanlagen – und dort, wo Menschen verweilen. Passanten werden zu Multiplikatoren einer Idee, die dem lokalen Apothekenwesen neuen Schwung verleiht. Herzog zeigt damit, dass sich auch kleinere Betriebe erfolgreich gegen übermächtige Onlinekonkurrenz positionieren können, wenn Mut, Kreativität und Unternehmergeist zusammenspielen.

Während viele Apothekeninhaber über Marktverzerrungen, Plattformmonopole und Werbebudgets der Konzerne klagen, liefert Dominik Herzog ein Paradebeispiel für eine selbstbewusste, strategisch durchdachte Gegenbewegung. Seine Liegestuhl-Aktion ist mehr als eine kreative Idee – sie ist ein Manifest gegen Resignation und Rückzug.

Wer glaubt, Digitalisierung sei ein Monopol der Online-Riesen, wird in Neckargemünd eines Besseren belehrt. Herzog beweist, dass auch stationäre Apotheken die digitale Kundenbindung meistern können – vorausgesetzt, sie verlassen eingefahrene Denkmuster. Die Entscheidung, den öffentlichen Raum als Bühne zu nutzen, eröffnet eine neue Form des Erlebnismarketings: Die Apotheke wird sichtbar, nahbar, lebendig.

Was hier geschieht, ist nicht weniger als eine Standortverteidigung mit Haltung. Es geht um das Recht, vor Ort nicht nur zu existieren, sondern zu begeistern. Und es zeigt sich: Wer als Apotheke auffallen will, muss nicht laut schreien – ein klug platzierter Liegestuhl genügt.

 

Demografie wird zum ökonomischen Risiko Deutschlands

Ohne Nachwuchs und Zuwanderung kippt das soziale Gleichgewicht.

Die Demografie rückt ins Zentrum wirtschaftlicher Zukunftsdebatten, auch wenn der Satz „It’s the economy, stupid!“ den Ton der 1990er prägte. Tatsächlich bleibt die Wirtschaft der Motor gesellschaftlicher Entwicklung, doch wird immer deutlicher: Ohne die demografische Grundlage bleibt dieser Motor nicht leistungsfähig.

Die Entwicklung von Bevölkerungszahl und Altersstruktur beeinflusst nicht nur Wirtschaftsleistung und Innovationsfähigkeit, sondern zunehmend auch geopolitische Machtverhältnisse, Versorgungssicherheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Im globalen Maßstab entscheidet die Demografie mit darüber, ob Nationen prosperieren, stagnieren oder in Konflikte abgleiten. Dabei sind die Stellschrauben klar: Geburtenraten, Sterberaten sowie Zu- und Abwanderung. Um den Bevölkerungsstand zu halten, benötigt jede Frau rechnerisch rund 2,1 Kinder. Doch weltweit fallen die Geburtenraten – nicht nur in hochentwickelten Staaten, sondern zunehmend auch in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Parallel dazu steigt die Lebenserwartung, die Sterblichkeit sinkt. Die Folge: eine alternde Weltbevölkerung. Besonders eindrucksvoll ist der Rückgang der Säuglingssterblichkeit: von weltweit über 30 Prozent um 1900 auf heute etwa 2,5 Prozent. In Deutschland liegt dieser Wert inzwischen unter 0,5 Prozent.

Gleichzeitig hat sich die Lebenserwartung deutlich erhöht. Während um 1900 weniger als 40 Prozent der Menschen das 65. Lebensjahr erreichten, sind es heute über 85 Prozent der Männer und über 90 Prozent der Frauen. Krankheiten haben sich ebenfalls verschoben: Wo früher Infektionen, Unfälle und Gewalt dominierten, stehen heute Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs ganz oben.

Trotz regionaler Rückschläge zeigt die globale demografische Entwicklung insgesamt eine beachtliche Erfolgsbilanz. Prognosen der Vereinten Nationen deuten auf weiter sinkende Kindersterblichkeit, steigende Lebenserwartung und eine Alterung der Weltbevölkerung hin.

Das Medianalter als Indikator für die Alterung zeigt eine klare Entwicklung: China wird Europa bald überholen, während Afrika mit großem Abstand das demografisch jüngste Kontinent bleibt. Diese Entwicklungen haben direkte geopolitische Auswirkungen.

Chinas zunehmender demografischer Druck ist eine der Ursachen für seine aggressive wirtschaftliche und außenpolitische Haltung. Der globale Wettbewerb um junge, qualifizierte Menschen verschärft sich. Wer keine strategisch kluge Migrations- und Familienpolitik betreibt, wird wirtschaftlich zurückfallen – und sozial instabil.

Deutschland steht dabei besonders unter Druck. Schon heute zeigen sich demografische Belastungen in der Renten- und Gesundheitsfinanzierung. Die größten Herausforderungen jedoch liegen noch vor uns. Zwei Aspekte sind dabei zentral: die Bevölkerungszahl und der Altenquotient.

Modellrechnungen zeigen: Nur mit einer jährlichen Netto-Zuwanderung junger Menschen zwischen 300.000 und 400.000 sowie einer Geburtenrate von mindestens 1,5 kann die Bevölkerungszahl stabilisiert und die Altersstruktur tragfähig gehalten werden.

Fehlt es an Zuwanderung, schrumpft die Bevölkerung deutlich, und die Infrastruktur wird überdimensioniert. Die Sozialsysteme geraten ins Ungleichgewicht. Entscheidend für deren Tragfähigkeit ist der Altenquotient – das Verhältnis der über 70-Jährigen zur Erwerbsbevölkerung.

Derzeit liegt dieser bei 0,25. Ohne Kurskorrektur steigt er laut Modellrechnungen bis 2070 stark an – in pessimistischen Szenarien auf unter zwei Erwerbstätige je Ruheständler. Die Folgen wären drastisch: steigende Sozialabgaben, schrumpfende Renten, wachsende Pflegelasten.

Die Entwicklung der Lebenserwartung spielt ebenfalls eine Rolle. Bleibt sie konstant, verbessert sich der Altenquotient leicht – um etwa 0,10 bis 0,15. Doch auch das entbindet die Politik nicht von ihrer Pflicht zu gestalten.

Denn längeres Leben muss man sich leisten können – finanziell, gesundheitlich, infrastrukturell. Eine kluge Politik, die frühzeitig reagiert, ist daher unerlässlich. Auch gesellschaftlich braucht es ein Umdenken: Demografie ist kein abstraktes Langfristthema, sondern konkret, jetzt und relevant.

Die demografische Zukunft ist offen. Wer gestalten will, muss heute handeln – mit Weitblick, Mut und Systematik. Wer den Wandel ignoriert, wird ihn morgen nicht mehr kontrollieren.

Die demografische Realität ist nicht neu – doch ihre politische Dringlichkeit war nie größer. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass Deutschland auf eine Überalterung zusteuert. Und doch herrscht bis heute weitgehend Schweigen oder kosmetisches Stückwerk. Es fehlt an Mut zur Struktur, Klarheit in der Analyse und politischem Willen zur vorausschauenden Gestaltung.

Während sich andere Länder bemühen, demografische Ungleichgewichte mit gezielter Migrationspolitik, Innovationsförderung und aktiver Familienunterstützung zu kompensieren, verharrt Deutschland im Zustand der Untätigkeit. Die Pflegeversicherung stöhnt, das Rentensystem ist unausweichlich reformbedürftig, der Fachkräftemangel lähmt die Wirtschaft – und trotzdem bleibt Demografie Nebenschauplatz.

Dabei ist sie längst die Bühne. Die Zahlen sind eindeutig: Ohne massive und qualitativ wirksame Zuwanderung sowie eine ehrliche Geburtenstrategie ist der wirtschaftliche Abstieg programmiert. Es reicht nicht mehr, Probleme zu verwalten. Die nächste Generation braucht Lösungen – und zwar jetzt.

Demografische Politik ist keine Statistikdisziplin, sondern der Prüfstein für die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft. Wer jetzt nicht in Menschen investiert – in junge Familien, Bildungszugänge, Integrationsfähigkeit –, verspielt nicht nur Wohlstand, sondern auch Stabilität und demokratische Resilienz.

 

Rohgewinne sinken, Kosten steigen, Struktur droht zu kippen

Die wirtschaftliche Lage der Apotheken spitzt sich auch 2024 weiter zu

Die wirtschaftliche Lage der deutschen Apotheken bleibt auch im Jahr 2024 angespannt, obwohl die Umsatzzahlen erneut gestiegen sind. Ein durchschnittlicher Erlös von 3,7 Millionen Euro pro Apotheke entspricht einem Zuwachs von 8,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Verantwortlich für diesen Anstieg sind unter anderem höhere Absatzmengen verschreibungspflichtiger Packungen sowie der verstärkte Verkauf teurerer Medikamente. Dennoch trüben rückläufige Rohgewinnmargen und steigende Betriebskosten die Bilanz.

Besonders auffällig ist, dass die Schere zwischen kleinen und großen Apotheken weiter auseinandergeht. Umsatzstarke Betriebe konnten ihre Marktstellung ausbauen, während kleinere Apotheken zunehmend unter Druck geraten. Viele Apothekenschließungen fanden in der Kategorie bis 2 Millionen Euro Umsatz statt. Im Gegensatz dazu wuchs die Gruppe mit Erlösen zwischen 6 und 10 Millionen Euro deutlich.

Ein bedeutender Einflussfaktor ist der steigende Anteil hochpreisiger Medikamente. Ihr Umsatz hat sich seit 2013 fast verdreifacht und trägt zunehmend zum Rohgewinn bei, obwohl ihr Anteil am Packungsabsatz gering ist. Diese Verschiebung hat jedoch einen Preis: Der Wareneinsatz stieg 2024 auf durchschnittlich 79,8 % des Umsatzes. Das Skonto-Urteil vom Februar 2024, das Rabatte auf Rx-Arzneien deckelt, verschärfte diesen Trend.

Auch auf der Kostenseite dürfte 2024 vielen Apotheken schwer im Magen liegen. Besonders Ausgaben für EDV und Zinsen legten zu, während Werbung und Energiekosten relativ stabil blieben. Die "apothekenspezifische Inflation" lag bei rund 3 %, was in absoluten Zahlen für viele Betriebe Mehrausgaben zwischen 15.000 und 18.000 Euro bedeutete.

Die Folge: Das Betriebsergebnis schrumpfte auf 3,9 % des Umsatzes, trotz leicht gestiegener Zuschüsse. Der Überblick nach Umsatz-Dritteln offenbart ein besonders dramatisches Bild für kleinere Apotheken. Im unteren Drittel liegt das durchschnittliche Ergebnis bei nur 65.000 Euro, bei einer Verlustquote von über 15 %.

Ein leichter Hoffnungsschimmer für 2025 ist die Senkung des Apothekenabschlags von 2,00 auf 1,77 Euro pro Packung seit Februar, was rund 7.000 Euro zusätzlichen Rohgewinn bedeuten könnte. Darüber hinaus könnte das im Koalitionsvertrag angekündigte Sofortprogramm mit Erhöhung des Fixhonorars auf 9,50 Euro sowie einer Dynamisierung der Vergütung zu einer strukturellen Verbesserung führen. Auch Maßnahmen zur Entbürokratisierung und zur Abschaffung der Null-Retaxationen sind vorgesehen.

Ob diese politischen Anstrengungen reichen, um die wirtschaftliche Schieflage vieler Betriebe zu korrigieren, bleibt abzuwarten. Klar ist: Ohne substanzielle Reformen in der Vergütungsstruktur und wirksame Entlastungen droht das Apothekensterben weiterzugehen.

Die Zahlen zeigen eine paradoxe Realität: Der Apothekenmarkt wächst, aber viele seiner Akteure kämpfen ums Überleben. Während große Apotheken von Skaleneffekten und hochpreisigen Präparaten profitieren, geraten kleinere Betriebe zunehmend ins Hintertreffen.

Besonders problematisch ist, dass politisch initiierte Reformen oft erst dann greifen, wenn für viele längst jede Perspektive fehlt. Die Senkung des Kassenabschlags und das Fixhonorar-Sofortprogramm kommen spät und sind lediglich erste Korrekturen an einem über Jahre dysfunktional gewordenen System.

Die wirtschaftliche Realität verlangt endlich eine klare Priorisierung: weniger Bürokratie, kalkulierbare Honorare und ein politisches Bekenntnis zur wohnortnahen Arzneimittelversorgung.

Ohne diesen Kurswechsel wird der Strukturwandel zur Marktbereinigung – mit irreversiblen Folgen für die Versorgungssicherheit.

 

Pflege auf Kante genäht

Immer mehr Pflegebedürftige, aber kaum Strukturen – was die Pflegestatistik offenlegt

Die neuesten Zahlen der Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes zeichnen ein deutliches Bild vom wachsenden Pflegebedarf in Deutschland: Zum Stichtag 31. Dezember 2023 wurden bundesweit rund 5,7 Millionen Menschen als pflegebedürftig im Sinne des Sozialgesetzbuchs XI erfasst – eine Zahl, die sich innerhalb von anderthalb Jahrzehnten mehr als verdoppelt hat. Im Jahr 2007 lag sie noch bei lediglich 2,2 Millionen. Besonders auffällig: Fast zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen, und mehr als jeder Fünfte ist jünger als 66 Jahre.

Der Anstieg der Pflegebedürftigen ist nicht nur dem demografischen Wandel geschuldet, sondern auch der erheblich erweiterten Definition von Pflegebedürftigkeit. Vor allem seit der Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017 mit fünf Pflegegraden statt der früheren drei Pflegestufen gelten auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen – etwa durch Demenz – als pflegebedürftig. Dies führte zu einer massiven Ausweitung des Kreises der Leistungsberechtigten.

Die Statistik zeigt auch, dass die Pflege in Deutschland weiterhin überwiegend im häuslichen Umfeld erfolgt. Nur etwa 14 % der Pflegebedürftigen leben in einer stationären Pflegeeinrichtung. Rund 90 % der insgesamt rund 875.000 Heimplätze in Deutschland sind belegt. In den meisten Fällen übernehmen Angehörige, ambulante Pflegedienste oder eine Kombination beider Formen die Betreuung. Das Pflegesystem in Deutschland stützt sich damit nach wie vor maßgeblich auf private Initiativen – mit wachsendem personellem und strukturellem Druck.

Auffällig sind auch die regionalen Unterschiede bei der Pflegequote: Während in den ostdeutschen Bundesländern teils mehr als 9 % der Bevölkerung als pflegebedürftig gelten, liegen die Werte in Bayern (4,7 %), Hamburg (5,1 %), Baden-Württemberg (5,5 %) und Berlin (5,6 %) deutlich darunter. Diese Diskrepanzen spiegeln nicht nur Altersstrukturen wider, sondern verweisen auch auf regionale Unterschiede in Versorgungsangebot, Inanspruchnahme und sozialstrukturellen Faktoren.

Insgesamt sind über 1,26 Millionen Personen in der Pflege beschäftigt. Davon arbeiten rund 446.000 in der ambulanten Pflege, wobei nur etwa ein Viertel davon Vollzeit tätig ist. In stationären Einrichtungen sind rund 818.000 Menschen tätig, mit einer ähnlich geringen Vollzeitquote von knapp 30 %. Auch hier zeigt sich: Die Branche trägt einen Großteil der Versorgungslast mit Teilzeitkräften, was angesichts des Fachkräftemangels strukturell problematisch ist.

Angesichts dieser Zahlen wird deutlich, dass der Pflegebedarf weiter steigen wird – und das in einem System, das schon heute an strukturellen Engpässen leidet. Gleichzeitig verschieben sich Versorgungsrealitäten zunehmend in Richtung häuslicher und ambulanter Pflegeformen, was tiefgreifende politische und wirtschaftliche Konsequenzen mit sich bringt.

Diese Statistik ist mehr als eine bloße Zahlensammlung – sie ist ein Alarmsignal. Innerhalb von 16 Jahren hat sich die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland mehr als verdoppelt. Doch der öffentliche Fokus bleibt erstaunlich oberflächlich. Weder die Pflegeversicherung noch die Versorgungsstrukturen sind bislang auf diesen Anstieg vorbereitet. Vielmehr betreibt die Politik Krisenverwaltung mit begrenztem Zeithorizont. Dass mittlerweile rund 22 % der Pflegebedürftigen unter 66 Jahre alt sind, zeigt: Pflege ist längst kein „Altersproblem“ mehr, sondern ein gesamtgesellschaftliches Thema.

Besonders besorgniserregend ist der geringe Anteil an stationär versorgten Pflegebedürftigen – nicht weil die Heimunterbringung wünschenswert wäre, sondern weil sie symptomatisch für die Verlagerung der Versorgungslast auf Angehörige ist. Mit anderen Worten: Die Pflege in Deutschland basiert auf einem unsichtbaren Fundament unbezahlter und oft überforderter Familienarbeit.

Auch die Beschäftigungsstatistik verdeutlicht das strukturelle Defizit: Rund 70 % der in der Pflege Tätigen arbeiten nicht in Vollzeit. Hier offenbart sich ein brüchiges Fundament. Eine Branche, die auf Teilzeitkräfte angewiesen ist, kann die steigende Last langfristig nicht tragen. Die Diskrepanz zwischen steigender Nachfrage und stagnierendem Arbeitsvolumen ist eine tickende Zeitbombe.

Diese Daten müssen als dringende Aufforderung verstanden werden: Pflegepolitik braucht mehr als Appelle und Einmalzahlungen. Sie braucht Strukturreformen, nachhaltige Personalstrategien, klare Anreize – und eine Debatte über den gesellschaftlichen Wert der Pflege, die diesen Namen auch verdient.

 

Gelbfieberimpfung wirkt Jahrzehnte

Forscher entdecken mit SIGLEC-1 den Grund für die extreme Immunstärke

Warum eine einzige Dosis des Lebendimpfstoffs YF17D gegen das Gelbfiebervirus so lange wirkt, hat Forschende der LMU München zu einer aufschlussreichen Spur geführt. In einer groß angelegten Untersuchung analysierte das Team um Dr. Elena Winheim und Professorin Dr. Anne Krug über 200 gesunde Erwachsene, deren Blutproben vor und nach der Impfung untersucht wurden. Dabei stand die Reaktion zweier Schlüsselakteure des Immunsystems im Mittelpunkt: dendritische Zellen (DC) und Monozyten.

Beide Zelltypen zeigten nach Verabreichung des Impfstoffs eine markante Aktivierung über Interferon-Signale, die eine wichtige Rolle bei der Abwehr viraler Erreger spielen. Eine Entdeckung stach dabei besonders heraus: das Oberflächenmolekül SIGLEC-1. Bereits eine Woche nach der Impfung war es auf bestimmten Immunzellen deutlich verstärkt nachweisbar. Dieser Marker korrelierte eng mit der raschen Bildung schützender Antikörper gegen das Gelbfiebervirus.

Die Veröffentlichung im Fachjournal »PNAS« markiert einen entscheidenden Fortschritt im Verständnis der Immunwirkung dieser Impfung. Der YF17D-Impfstoff gilt bereits heute als einer der effektivsten weltweit. Die STIKO empfiehlt aktuell nur eine einmalige Auffrischung zehn Jahre nach der Erstimpfung, bei fortgesetzter Exposition. Danach sei kein weiteres Update des Immunschutzes mehr erforderlich, sofern keine besonderen medizinischen Umstände wie Immundefizienz, Schwangerschaft oder Kindheit vorliegen.

Die neuen Erkenntnisse könnten über das Gelbfieber hinaus Bedeutung gewinnen. Denn SIGLEC-1, so die LMU-Forschenden, könnte künftig als verlässlicher Biomarker in der Impfstoffentwicklung dienen – insbesondere, wenn es um schnelle Immunantworten bei neu auftretenden Epidemien geht. Die Studie demonstriert damit nicht nur, warum der Gelbfieberimpfstoff so nachhaltig wirkt, sondern liefert zugleich Impulse für eine modernere Impfstoffforschung.

Im Zeitalter pandemischer Risiken ist die Erkenntnis über die Langzeitwirkung einzelner Impfdosen nicht nur von akademischem Wert, sondern strategisch hoch relevant. Die LMU-Studie zur Gelbfieberimpfung berührt dabei einen zentralen Punkt: das immunologische Gedächtnis und die molekulare Initialzündung der Schutzwirkung. Dass SIGLEC-1 sich als Marker für eine wirksame Immunreaktion etablieren könnte, öffnet das Tor für präzisere Impfstudien und bessere Risikoabschätzungen – insbesondere bei beschleunigten Zulassungsverfahren.

Die politische und pharmazeutische Praxis steht hierbei oft vor einem Dilemma zwischen Geschwindigkeit und wissenschaftlicher Validität. Ein standardisierter Biomarker könnte helfen, diese Lücke zu schließen. Gleichzeitig rückt ein weiteres Thema in den Fokus: Die Effizienz klassischer Lebendimpfstoffe gegenüber neueren, oft teureren Plattformtechnologien. Während mRNA-Impfstoffe in der Pandemie rasch Schutz versprachen, zeigt YF17D, dass klassische Impfstoffprinzipien nicht nur konkurrenzfähig, sondern in ihrer Nachhaltigkeit unter Umständen überlegen sind.

Der Blick zurück wird so zum Sprungbrett nach vorn. Die Immunologie braucht keine Innovation um jeden Preis – sie braucht funktionierende, überprüfbare und robuste Lösungen. Und genau das demonstriert der Gelbfieberimpfstoff in beeindruckender Weise. Wer aus dieser Erkenntnis keine Schlüsse für die nächste Impfstoffgeneration zieht, verschenkt einen der seltenen Fälle von medizinischer Eleganz: einfache Mechanismen, nachhaltige Wirkung, messbarer Erfolg.

 

Glosse: Rabattvertrag trifft Yogamatte

Wenn Apotheker inmitten der Krise das Loslassen lernen

Wer glaubt, dass man in deutschen Vor-Ort-Apotheken heute nur Medikamente verkauft, hat weder die Lage erkannt noch den Gong zur Morgenmeditation vernommen. Heribert Falkenrath, einst Betriebsleiter mit Kassenbonfetisch und Retax-Trauma, lebt jetzt den Traum aller ausgebrannten Leistungsträger: Resilienz statt Rente, Ommm statt Overhead. Während der Scanner streikt und Hochpreiser Amok laufen, atmet Falkenrath im Takt seines Podcasts und lässt den Umsatz los. Statt sich mit Kundenbeschwerden zu beschweren, empfiehlt er spirituelles Loslassen, räuchert den HV-Bereich mit Weihrauch aus und verwechselt Dienst mit Dasein. Sein Mantra: „Ich bin nicht mein Rohertrag.“

Doch der Fall Falkenrath ist kein Einzelfall. Auch Kollege Spiegler verzichtet auf Gehalt, allerdings zugunsten seiner Mitarbeitenden – und weil er nach drei Jahrzehnten einfach keinen Bock mehr auf Durchhalteparolen hat. Das Versorgungswerk Schleswig-Holstein musste derweil Millionen abschreiben, doch natürlich hätte das niemand besser machen können. Man informiert nun halt ein bisschen früher. Und in Taunus-Apotheken werden Anzeigen gestrichen, wenn der lokale Verlag Beilagen für Shop Apotheke druckt. So sieht Widerstand aus, wenn man keinen Schaum vor dem Mund, sondern Klarheit im Herzen trägt.

Am Ende bleibt nur noch die Erkenntnis: Wer nicht loslässt, wird abgehängt. Wer sich nicht neu erfindet, geht unter. Und wer glaubt, dass Apotheken keine Orte existenzieller Erleuchtung sind, hat noch nie einem Alleindienstler in Halle bei der Nachtschicht zugesehen. Namaste, Apothekenwesen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

Zurück zur Übersicht

Kontakt
Jetzt Ihr persönliches Angebot anfordern!
Rückrufservice
Gerne rufen wir Sie zurück!
Suche
  • Die Versicherung mit Konzept

    DocSecur® OMNI | Für alles gibt es eine Police - wir haben eine Police für alles.

Wir kennen Ihr Geschäft, und das garantiert Ihnen eine individuelle und kompetente Beratung

Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.

Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.

  • Die DocSecur® FLEX

    Eine flexible Versicherung für alle betrieblichen Gefahren

Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800. 919 0000 oder Sie faxen uns unter 0800. 919 6666, besonders dann, wenn Sie weitere Informationen zu alternativen Versicherern wünschen.

Mit der DocSecur FirmenGruppe steht Ihnen ein Partner zur Seite, der bereits viele Mediziner in Deutschland zu seinen Kunden zählen darf. Vergleichen Sie unser Angebot und Sie werden sehen, es lohnt sich, Ihr Vertrauen dem Versicherungsspezialisten für Ihren Berufsstand zu schenken.

Aktuell
Ratgeber
Vergleich
Beratung
Kontakt
  • Die DocSecur® CYBER

    Eine einzige Versicherung für alle Internetrisiken

Beratungskonzept

DocSecur® RISKM: Professionelles Sicherheitsmanagement
DocSecur® CHECK: Geld sparen mit dem richtigen Überblick
DocSecur® KOMPASS: Die umfassenden Lösungen der DocSecur
DocSecur® LEITFADEN: Das Leben steckt voller Risiken - Wir begleiten Sie sicher in Ihre Zukunft
DocSecur® BUSINESS: Ihr betriebliches Sicherheitspaket
DocSecur® PRIVATE: Ihr privates Sicherheitspaket
DocSecur® TEAM: Versicherungslösungen speziell für Angestellte
DocSecur® OMNI: Eine einzige Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
DocSecur® FLEX: Versicherungskonzept, flexibel wie Ihre Arztpraxis
DocSecur® JURA: Mit berufsständischem Rechtsschutz immer auf der sicheren Seite
DocSecur® CYBER: Eine einzige Versicherung für alle Internetrisiken

Sicher in die Zukunft – www.docsecur.de

QR Code
Startseite Impressum Seitenübersicht Lexikon Checklisten Vergleichsrechner